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Schwesterlein muss sterben

Schwesterlein muss sterben

Titel: Schwesterlein muss sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Freda Wolff
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beschloss dennoch, das Thema zu wechseln. Wenn er ihr unbedingt eine Lüge auftischen wollte, hatte er wahrscheinlich seine Gründe dafür.
    »Hast du eigentlich den ganzen Abend gearbeitet? Alsobevor du da an dem Club vorbeigekommen bist, meine ich …«
    Mikke zögerte mit der Antwort. Dann erschien der Pakistani mit ihrem Essen. Er wollte auch gleich kassieren. Es kostete Julia einige Überredung, bis Mikke sich von ihr einladen ließ. Er gab sich erst zufrieden, als sie sagte: »He, erstens würde ich mich gerne noch mal bei dir bedanken, und zweitens wäre es mit Sicherheit teurer geworden, wenn ich in dem Club geblieben wäre und aus lauter Verzweiflung weiter Cocktails in mich reingeschüttet hätte. Und außerdem hatte ich sowieso vorgehabt, heute jemanden zum Essen einzuladen … meine Freundin, die mich eigentlich besuchen wollte. Aber sie ist nicht gekommen, die blöde Kuh!«
    Und damit hatte sie sich ihr eigenes Stichwort geliefert, um mit ihrer Geschichte rauszurücken. Mikke reagierte auch prompt und wollte mehr wissen. Die Frage, die er noch nicht beantwortet hatte, schien er ohnehin längst vergessen zu haben.
    Während sie abwechselnd ihre Frühlingsrollen in das Schälchen mit der süßsauren Soße tunkten, gab Julia in groben Zügen wieder, was passiert war. Mikke frage mehrmals nach, weil sie immer wieder den Faden verlor und irgendetwas aus Maries und ihrer gemeinsamen Vergangenheit erzählte, was eigentlich keine Rolle weiter spielte, für Julia aber doch wichtig war. Sie wollte einfach, dass er ihre Enttäuschung verstand.
    »Echt, das kann doch nicht sein, dass sie so beleidigt ist, nur weil ich es nicht geschafft habe, sie vom Bahnhof abzuholen. Als ob das das Wichtigste auf der Welt gewesen wäre!«
    »Bescheuert«, stimmte Mikke ihr zu. »Vor allem, weil du es ihr ja erklärt hast.«
    »Genau, und ich hab ihr den Schlüssel hingelegt und alles, sie hätte nur in der Wohnung auf mich warten müssen und alles wäre gut gewesen.«
    »Echt okay.« Mikke nickte. »Voll durchgeplant, mit dem Schlüssel und so, meine ich.«
    Irgendwie schien ihn die Tatsache, dass Julia ihren Schlüssel für Marie hinterlegt hatte, ganz besonders zu interessieren, er steigerte sich sogar zu der Aussage: »Ich weiß nicht, ob ich das machen würde. Da muss man jemanden schon echt gut kennen, um ihn einfach so alleine in die eigene Wohnung zu lassen.«
    »Mann, sie ist meine beste Freundin, natürlich kann sie in meine Wohnung, egal, ob ich da bin oder nicht. Sie war meine beste Freundin«, setzte sie hinzu und merkte, wie ihr plötzlich die Tränen kamen.
    »Als du wütend auf sie warst, hast du mir eigentlich besser gefallen«, sagte Mikke. Er legte wie zufällig seine Hand auf ihre. »Ruf sie noch mal an«, schlug er dann vor. »Am besten jetzt gleich.«
    »Aber … es ist mitten in der Nacht! Ich kann doch nicht …«
    »Klar kannst du. Wenn sie wirklich schon geschlafen hat, ist es nur umso besser. Dann erwischst du sie wenigstens gleich richtig!« Er schob seinen Teller zur Seite und beugte sich weit über den Tisch. »Du musst ihr sagen, was du von ihrer Aktion hältst! Und dann einfach auflegen, bevor sie irgendwas antworten kann.«
    Julia zeigte ihm einen Vogel. »Du spinnst, aber echt!«
    Er grinste nur. Julia wusste nicht, ob sein Vorschlag wirklichernst gemeint war. Irgendwie kam er ihr vor wie ein kleiner Junge, der zu viele schlechte Filme gesehen hatte. Aber dann dachte sie: Warum eigentlich nicht?
    »Okay, dann mache ich das jetzt.«
    Sie zog ihr Handy aus der Tasche. Sofort erschien die Mitteilung, dass sie einen Anruf verpasst hatte. Als sie die Nummer aufrief, war es Merette, die sie zu erreichen versucht hatte.
    »Entschuldigung, ich muss nur mal ganz kurz …« Sie hielt sich das Handy ans Ohr und hörte die Nachricht ab. Die Stimme ihrer Mutter klang, als wäre sie kurz davor gewesen, in Tränen auszubrechen.
    Mikke blickte irritiert hoch, als sie sich an ihm vorbeischob und vor die Tür ging, um Merette zurückzurufen.
    »Mama? Sorry, aber ich hatte nur die Mailbox an. Was ist los, ist irgendwas passiert?«
    »Gott, Julia, bin ich froh, dass du … Wo bist du? Ist alles in Ordnung mit dir?«
    »Ja, wieso nicht? Ich weiß überhaupt nicht …«
    »Ich hab mir Sorgen gemacht, weil … weil ich dich nicht erreichen konnte.«
    »Merette, jetzt hör mal auf, ich bin kein Kind mehr! Es ist Freitagnacht, und ich möchte einfach nur ein bisschen Spaß haben. Also, worum geht es?«
    Julia merkte, wie

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