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Schwesterlein muss sterben

Schwesterlein muss sterben

Titel: Schwesterlein muss sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Freda Wolff
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interessant, die Leute vom Dorf fuhren ohnehin lieber mit dem Boot bis in die Schärenkette, um ihre Angeln auszuwerfen.
    Dass er seinen Fehler überhaupt bemerkt hatte, hatte er mehr oder weniger einem Zufall zu verdanken. Gleich nachdem er das Mädchen bewusstlos zurückgelassen hatte, war er zum Campingplatz gefahren und hatte sich dort eine Hütte gemietet. Hatte sich von dem Besitzer sogar eine Angelausrüstung geliehen und sich die besten Plätze erklären lassen, als wäre er irgendein dummer Tourist. Und dann war er genervt von dem wiederholten Klingeln des Handys gewesen, das er ihr weggenommen hatte. Er hatte das Handy gerade ausschalten wollen, als ihm die Nummer auf dem Display aufgefallen war. Eine Nummer, die er gerade vor kurzem erstnoch angerufen hatte! Als er dann die aufgeregte Stimme am anderen Ende hörte, war ihm schlagartig klar geworden, dass irgendetwas verdammt schiefgelaufen sein musste!
    Er hatte das Gespräch weggedrückt, das Handy jedoch nicht ausgeschaltet, sondern die Mailbox aktiviert, weil ihm das irgendwie unverdächtiger erschien, falls es noch weitere Anrufe geben würde. Und war dann eigentlich weniger wütend als vor allem verblüfft gewesen, wie ihm eine solche Verwechslung überhaupt hatte passieren können. Selbst als er sich die kleine Schlampe dann später noch mal genau angesehen hatte, wollte er es eigentlich immer noch nicht so recht glauben. Aber es gab keinen Zweifel, er hatte einen Fehler gemacht! Trotzdem war er von seinem ursprünglichen Plan nicht abgewichen. Er hatte sie gezwungen, in die Bucht hinauszuschwimmen – und war rechtzeitig mit dem Ruderboot zur Stelle gewesen, um zu verhindern, dass sie die andere Seite erreichte, und sie zum Umkehren zu zwingen.
    Nur mit Mühe hatte er den Wunsch unterdrücken können, sie so lange immer wieder einzukreisen, bis ihre Kräfte versagten und sie mit einem letzten erstickten Schrei in der Schwärze des Wassers versinken würde. Aber er hatte sich beherrscht! Hatte sie mit der schweren Eisenkette gefesselt – deren Länge so bemessen war, dass sie sich zwar bewegen konnte, aber nicht die Tür erreichte – und den Lieferwagen zurück in die Stadt gebracht. Dann war er nur noch kurz in seiner Wohnung gewesen, um ein paar Sachen zusammenzupacken, bevor er sich das kurze Zwischenspiel gönnte, auf das er zu recht stolz sein konnte. Und schließlich war er mit dem Moped wieder nach Sotra hinausgefahren und hatte den größten Teil des folgenden Tages in der Hütte auf dem Campingplatz gelegen und vor sich hin gebrütet.
    Er hatte immer noch nicht ganz begriffen gehabt, was nun eigentlich genau dazu geführt hatte, dass sein Plan nicht aufgegangen war. Vielleicht hatte ihn sein billiger Sieg über die Psycho-Schlampe unvorsichtig werden lassen, es war fast zu einfach gewesen, sie an einen Punkt zu bringen, an dem sie vollständig die Kontrolle über die Situation verlor und er sehen konnte, wie ihre Fassade zu bröckeln anfing. Er war sich seiner Macht zu sicher gewesen, das musste es sein. Dieses verdammte Hochgefühl, dass er unangreifbar wäre. Und der Kick, als er es schaffte, ohne irgendwelche Probleme seine Vorbereitungen zu treffen, obwohl die Zeit mehr als knapp gewesen war. Ein Schritt hatte sich aus dem anderen ergeben, so nahtlos und präzise wie bei einer gut geölten Maschine, bei der alle Rädchen ineinandergriffen, ohne dass es irgendwo knirschte.
    Es war müßig, sich im Nachhinein irgendwelche Vorwürfe zu machen, er hatte nicht damit rechnen können, dass etwas schiefgehen würde. Umso mehr war jetzt seine Intelligenz gefordert. Es war wie bei einem Schachduell, bei dem der Gegner plötzlich einen Zug gemacht hatte, der nicht vorhersehbar war. Und er liebte solche unerwarteten Herausforderungen! Aktion und Reaktion.
    Erst in der Nacht hatte er sich wieder vom Campingplatz weggetraut, um die kleine Schlampe ein weiteres Mal zu besuchen. Da war er allerdings schon so weit gewesen, dass er sie auch weiterhin am Leben lassen würde. Erst mal, bis er die Sache wieder vollständig im Griff hatte. Auch wenn er sich damit auf unbekanntes Terrain begab! Bislang war er immer darauf bedacht gewesen, die Sache möglichst schnell zu einem sauberen Ende zu bringen, aber jetzt fühlte er sich bereit, das übliche Muster zu durchbrechen. Und der erneuteKick, den diese Vorstellung ihm verschaffte, war es allemal wert.
    Er wusste, dass das Mädchen überzeugt davon war, nicht lebend davonzukommen. Er hatte es in ihren Augen

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