Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwesterlein muss sterben

Schwesterlein muss sterben

Titel: Schwesterlein muss sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Freda Wolff
Vom Netzwerk:
sie zunehmend ärgerlicher wurde. Und die Antwort ihrer Mutter taugte nicht dazu, sie zu besänftigen. Im Gegenteil!
    »Bist du mit Marie unterwegs? Seid ihr alleine oder …?«
    »Merette, nein, ich bin nicht mit Marie unterwegs, aber das ist eine ganz andere Geschichte, die kann ich dir auchmorgen noch erzählen. Und noch mal nein, ich bin nicht alleine, aber das geht dich im Moment nichts an. Und wenn sonst nichts weiter ist, würde ich jetzt gerne einfach Schluss machen. Wir reden morgen weiter, okay? Jetzt ist es wirklich gerade ganz doof. Gute Nacht, Mama, und schlaf gut, ich leg jetzt auf.«
    Sie unterbrach die Verbindung, bevor ihre Mutter noch irgendwas antworten konnte. Sie fand selbst, dass sie nicht fair war, aber was sie jetzt am allerwenigsten gebrauchen konnte, war eine hysterische Mutter, die hinter ihr herspionierte und nachts wach lag, weil sie nicht kapieren wollte, dass ihre Tochter inzwischen erwachsen war und ein eigenes Leben hatte. Allerdings mussten sie wirklich miteinander reden, so viel stand fest. Nur dass sie eben jetzt gerade keine Lust hatte, sich auch noch mit Merettes Problemen zu beschäftigen. Die Geschichte mit Marie machte ihr schon genug zu schaffen, und eigentlich wollte sie im Moment nichts weiter, als alles zu vergessen und sich ganz auf Mikke zu konzentrieren. Auf das, was zwischen ihnen vielleicht noch passieren würde …
    Immer noch wütend, drückte sie Maries Nummer.
    »Hallo, ihr hört die Mailbox von Marie. Ich bin gerade nicht erreichbar, aber ihr könnt mir gern eine Nachricht hinterlassen …«
    »Ich kann es aber auch bleiben lassen«, sagte Julia laut und ging zurück zu ihrem Tisch.
    »Ein Anruf von meiner Mutter«, informierte sie Mikke kurz. »Zu kompliziert, um dir das zu erklären, frag am besten gar nicht erst. Und bei Marie wieder nur die Mailbox.«
    Für einen Moment hatte sie ganz deutlich den Eindruck,dass er ohnehin nicht damit gerechnet hatte, dass sie Marie erreichen würde.
    »Schon klar«, sagte er und zuckte mit den Schultern. »Und jetzt machst du dir wahrscheinlich auch noch Sorgen, dass irgendwas nicht stimmt. Echt, Julia, vergiss deine Freundin, nach dem, was du erzählt hast, ist sie die Aufregung nicht wert. Los komm, lass uns den Abflug machen hier. Ich hätte Lust, noch mal zum Hafen runterzugehen. Nur so auf der Mauer sitzen und aufs Wasser starren. Oder wir gehen irgendwo baden, das Wasser ist bestimmt warm nach den letzten Tagen. Was meinst du?«
    »Ich glaube, ich will lieber nach Hause …«
    »Kein Problem. Dann bring ich dich. Und dann gehe ich danach noch mal alleine ans Wasser. Vielleicht hat es was damit zu tun, dass ich immer noch nicht so ganz glauben will, dass man hier im Sommer sogar nachts draußen sein kann, ohne gleich zu erfrieren. Du weißt ja, wo ich herkomme, da würdest du dir jetzt um diese Zeit mit Sicherheit überlegen, ob du nicht besser noch einen Pullover überziehst. Über die zwei, die du sowieso schon anhast.« Er lachte kurz und stand auf.
    Irgendwie wurde Julia nicht schlau aus ihm. Okay, er hatte gesagt, dass er sie nach Hause bringen würde, aber was sollte die Nummer mit dem Hafen? Als wollte er unbedingt klarstellen, dass er nicht mit zu ihr nach oben gehen würde oder noch nicht mal vorhatte zu fragen, ob sie ihm vielleicht einen letzten Kaffee kochen würde.
    Als sie vor der Toreinfahrt zu ihrem Hinterhaus standen und sie gerade so was sagen wollte wie »Okay, war nett mit dir, vielleicht sehen wir uns ja irgendwann mal wieder«, zog er sie plötzlich an sich.
    »Und was wird das jetzt?«, fragte Julia einigermaßen irritiert.
    »Geht nicht anders«, sagte er dicht an ihrem Ohr, »muss sein.« Seine Lippen wanderten über ihren Hals weiter bis zur Grube ihres Schlüsselbeins.
    »Ich dachte schon, mit dir würde irgendwas nicht stimmen«, flüsterte Julia und griff ihm in die Haare, um seinen Kopf zu sich zu drehen.
    Sie küssten sich lange und ziemlich heftig, er schob Julia Stück für Stück weiter in den Schatten der Toreinfahrt, seine rechte Hand tastete sich wie selbstverständlich unter ihr Top. Als sie flüchtig über die Beule in seiner Hose strich, legte er ihr die Hände auf den Hintern und presste sie an sich.
    Ein wenig atemlos schlug er gleich darauf vor: »Wir können zu dem Grillplatz hinten im Hof gehen, in die Hollywoodschaukel.«
    Julia brauchte einen Moment, bis ihr klar wurde, was er gerade gesagt hatte. Sie merkte, wie ihr ein Schauer über den Rücken lief, und stieß ihn von

Weitere Kostenlose Bücher