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Schwesterlein muss sterben

Schwesterlein muss sterben

Titel: Schwesterlein muss sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Freda Wolff
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hinter die Felskante zurück, er glaubte nicht, dass der Pastor oder einer der Trauergäste ihn gesehen hatte. Bäuchlings lag er auf dem Boden und fühlte, wie die Sonne ihm den Rücken wärmte. Er kam sich ein wenig albern vor, als er es endlich riskierte, wieder den Kopf zu heben, um nach unten zu spähen.
    Mittlerweile hatten sich die Trauergäste um die frisch ausgehobene Grabstätte versammelt, der Pastor hielt eine Bibel in der Hand und bekreuzigte sich, bevor er seine Rede begann. Die ersten Sätze waren auch oben auf dem Felsen gut zu verstehen.
    »So sind wir nun hier versammelt, um Abschied von einemMitglied unserer Gemeinde zu nehmen, das viel zu früh aus unserer Mitte gerissen wurde. Lasst mich eine Geschichte erzählen, die an einem Sommertag wie diesem begann, an dem niemand etwas Böses ahnte oder auch nur im Entferntesten daran dachte, wie schnell und unbarmherzig das Schicksal seinen Lauf nehmen würde. Lasst mich von einem jungen Mädchen erzählen, dem die ganze Welt zu Füßen zu liegen schien, als es durch das Heidekraut zu seinem Lieblingsplatz am Meer …«
    Ein plötzlicher Windstoß verwehte die nächsten Worte, aber er war mit seinen Gedanken längst ganz woanders. Der Sarg, der da neben der offenen Grube stand, war ein Kindersarg, und der Pastor hatte von einem Mädchen geredet und von ihrem Lieblingsplatz am Meer – er fühlte, wie ihn ein Schauer überlief, fast die gleichen Worte hatte er schon einmal gehört, und auch die Szenerie war ihm nur zu bekannt!
    Für einen kurzen Moment fragte er sich tatsächlich, ob es wirklich nur ein Déjà-vu war oder … ob er womöglich etwas getan hatte, woran er sich jetzt nicht mehr erinnerte! Vor ein paar Tagen erst, und sein Gedächtnis hatte das Geschehen einfach ausgeblendet! Gelöscht wie eine unliebsame Datei. Aber das war Unsinn, das konnte nicht sein.
    Er krallte die Finger in den Boden, bis ein Nagel brach und der Schmerz ihm die Tränen in die Augen trieb. Erst dann wurde ihm plötzlich klar, dass es ohnehin keine Rolle spielte. Die Beerdigung war so etwas wie ein Fingerzeig, als wollte irgendeine höhere Macht ihm zu verstehen geben, dass sich alles fügen würde.
    Da war nicht nur das Kindergrab gewesen, ein paar Meter weiter hatte er noch eine zweite Grube gesehen. Wahrscheinlich eine Grabstätte, die erst vor kurzem geräumt worden war.Auch ohne noch mal über die Kante zu blicken, hatte er jetzt wieder deutlich die Holzreste eines Sargs vor Augen, und ein geborstenes Kreuz, das im Gras gelegen hatte. Dieses geöffnete Grab war zumindest eine Alternative für den Fall, dass er doch anders handeln musste als geplant. Und diesmal würde er keinen Fehler machen.

JULIA
    Sie hatte von Mikke geträumt. Und der Traum war so real gewesen, dass sie für einen Moment irritiert war, alleine in ihrem Bett zu liegen. Als sie die Hand zwischen ihren Beinen hervorzog, waren ihre Finger feucht. Ihr Atem ging immer noch schnell vor Erregung.
    Als sie einen Blick auf den Wecker warf, war es kurz nach zwölf. Vielleicht waren es die Kirchenglocken gewesen, die sie geweckt hatten. Durch den hellen Vorhang fiel gedämpftes Sonnenlicht in ihr Zimmer. Irgendwo unter ihr im Haus hörte jemand klassische Musik. Grieg, wenn sie sich nicht täuschte, »Die Höhle des Bergkönigs«. Sie war mit Merette mal zu einem Konzert in Griegs Sommervilla gewesen und hatte die Musik als überraschend lebendig empfunden, obwohl sie sonst auf alles andere stand als ausgerechnet auf Edvard Grieg.
    Der Schatten eines Vogels flatterte vorm Fenster vorbei, gleich darauf hörte sie die heiseren Schreie einer Möwe.
    Als es an der Tür klingelte, war sie versucht, einfach liegen zu bleiben. Aber dann warf sie doch die Decke zurück und tapste barfuß durch den Flur.
    Vielleicht hatte sie es unwillkürlich gewusst, wer vor ihrer Tür stehen würde, vielleicht hatte sie es sogar im Stillen gehofft, vielleicht träumte sie auch immer noch …
    Als Mikke sie ohne ein Wort in die Arme nahm und sie an sich zog, legte sie den Kopf zurück und wartete auf seine Lippen, sie küssten sich mit weit offenem Mund, während er sie in die Wohnung schob und die Tür hinter sich zudrückte.
    Seine Hände tasteten sich von den Oberschenkeln aufwärts unter ihr T-Shirt und blieben dann auf ihrem Hintern liegen, es erschien ihr genauso selbstverständlich wie ihr eigenes hastiges Gefummel, mit dem sie seine Jeans öffnete und ihre Hand in seine Unterhose schob.
    Als er sie schwer atmend gegen die

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