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Schwesterlein muss sterben

Schwesterlein muss sterben

Titel: Schwesterlein muss sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Freda Wolff
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Seite stellte.
    »He«, versuchte Frode, sie zu beruhigen. »Nicht ich habe das gesagt, sondern sein Boss. Ein Kneipenwirt, was erwartest du da?«
    Merette hob die Hände in einer resignierten Geste.
    »Entschuldige, es ist nur, dass es immer wieder dasselbe ist.«
    »Schon klar.« Frode nickte. »Ich weiß, was du meinst, sehe ich genauso. Aber lass mich weitererzählen. Es gibt da nämlich sehr wohl ein Problem mit unserem Freund, kurz gesagt, er bezahlt keine Rechnungen, weder die Miete noch Strom oder Wasser oder irgendwelche Versicherungen. Null. Niente. Nada. Außerdem überzieht er ständig sein Konto. Und da komme ich ins Spiel. Du weißt, wie so was läuft, wenn gar nichts mehr geht, setzt das Gericht irgendwanneinen Betreuer ein, der den ganzen Kram regeln soll. Also landet Aksel bei mir, und wir versuchen, eine Struktur zu finden, die ihn retten soll. War in diesem Fall nicht so einfach, da war schon zu viel aufgelaufen, was wir erst mal in den Griff bekommen mussten, also Entschuldung, soweit das möglich war, und Abwendung von Zwangsvollstreckung, dann Gehaltspfändung und wöchentlicher Rapport bei mir, mit einem Haushaltsbuch, in dem er seine Einnahmen und Ausgaben auflisten muss. Aber glaub mir, ich blicke bis heute nicht durch, was er wirklich mit seinem Geld macht, das er von mir zugeteilt bekommt! Er behauptet ständig, er hat schon wieder was verloren oder einem Freund geliehen oder ist in der Kneipe beklaut worden …«
    »Er braucht es für sein Dope?«
    »Habe ich auch gedacht. Aber er hat sich bereiterklärt, einmal im Monat einen Test zu machen. Und er ist clean. Oder war es zumindest beim letzten Mal.«
    »Okay, aber das ist doch noch nicht der Grund …«
    »Weshalb ich das Gutachten angefordert habe? Nein, natürlich nicht.« Frode holte tief Luft, bevor er weiterredete. »Seit rund zwei Wochen arbeitet er nicht mehr als Koch. Grund: Ein Bedienmädchen aus der Kneipe hat ihn angeschwärzt. Keine Anzeige, nur die Behauptung, dass er versucht hätte, sie umzubringen.«
    »Was?«
    Frode blieb ganz ruhig, als ob er bereits so oft darüber nachgedacht hätte, dass es ihn kaum noch berührte.
    »Angeblich hat er die junge Frau zu einer Bootsfahrt eingeladen. Nachts, bei Sandviken irgendwo, mit einem Ruderboot, das er sich an irgendeinem der Stege da mal kurz ausgeliehen hat. Sie fand das auch aufregend und hochromantisch,bis er dann verlangt hat, dass sie ins Wasser springen und schwimmen soll. Und als sie nicht wollte, hat er mit Gewalt versucht, sie über Bord zu stoßen, behauptet sie. Da hat sie Schiss gekriegt und ist tatsächlich gesprungen und zurück zum Strand geschwommen. Angeblich soll er auch noch versucht haben, ihr mit dem Boot den Weg abzuschneiden, aber irgendwie hat sie es trotzdem geschafft und ist ihm entkommen. Warum sie nicht zur Polizei ist, weiß ich nicht, aber am nächsten Tag hat sie in der Kneipe alles erzählt. Warte«, Frode hob die Hände, als er sah, dass Merette etwas fragen wollte, »Aksel ist am selben Tag noch bei mir erschienen, nachdem der Wirt ihm angedroht hat, ihn wegen des Vorfalls zu entlassen. Nach seiner Version hat das Mädchen versucht, ihn im Boot zu verführen, und als er nicht wollte, ist sie so sauer geworden, dass sie über Bord gesprungen und zurückgeschwommen ist. Alles andere hat sie erfunden, weil sie ihm eins auswischen wollte, sagt er. Weil er da im Boot nicht mit ihr gevögelt hätte. Und es wäre ihm egal, ob man ihn entlassen würde, er würde da sowieso nicht mehr hingehen. Originalton: Das brauche ich nicht, die lügen doch alle und wollen mich nur fertigmachen. – So weit dazu. Ich habe dann auch noch mal mit dem Wirt geredet, aber ich weiß nicht, was ich von der Sache halten soll. Und das Bedienmädchen hat nicht mit mir sprechen wollen …«
    Merette merkte, wie ihr bei der Geschichte der Schweiß ausgebrochen war, während sie gleichzeitig fröstelte und mit zittrigen Händen nach dem Wasserglas griff, um einen Schluck zu trinken.
    »Ich brauche jetzt eine Zigarette«, sagte sie und suchte schon die Packung und das Feuerzeug aus ihrer Tasche, als Frode ihr die Hand auf den Arm legte.
    »Frag mich nicht, warum, aber ich hab ein bisschen Detektiv gespielt, weil mir die Sache keine Ruhe ließ. Übers Netz kriegt man ja fast alles raus inzwischen. Und jetzt pass auf: In der Zeit, in der Aksel in dieser internationalen Schule war, sind zwei Mädchen da oben im Fjord ertrunken. Das erste gleich zu Anfang, als er noch seine

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