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Schwesterlein muss sterben

Schwesterlein muss sterben

Titel: Schwesterlein muss sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Freda Wolff
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betrunken gewesen sein,dass sie kaum noch laufen konnte? Das macht keinen Sinn, Mama! Außerdem erklärt das nicht, warum ihr Handy ausgeschaltet ist. Oder warum sie sich nicht gemeldet hat.«
    »Wahrscheinlich hast du recht«, sagte Merette leise. »Es ergibt keinen Sinn.«
    Es sei denn, dachte sie, wir übersehen da irgendwas, weil wir die ganze Zeit in die falsche Richtung denken. Ein Typ mit einem Kapuzenshirt, hatte die Nachbarin behauptet. Merette schaffte es nicht, das Bild von Aksel aus dem Kopf zu bekommen. Sein Jogginganzug hatte eine Kapuze.

JULIA
    Als Julia durch die Toreinfahrt in den Hof kam, hörte sie einen Pfiff und eine Stimme, die leise ihren Namen rief, aber es war niemand zu sehen.
    »Hier bin ich, an der Feuertreppe! Ich muss mit dir reden!«
    Ihr erster Gedanke war, dass Mikke da war und auf sie wartete, aber die Stimme passte nicht. Wenn es der kleine Stalker ist, dachte sie, dann kann er jetzt was erleben, das Letzte, was sie gerade brauchte, war ein pubertierender Fünfzehnjähriger, der sie vollquatschen wollte.
    Als sie den Typen erkannte, der gleich darauf aus dem Schatten hervortrat, blieb sie abrupt stehen.
    »Du?«, brachte sie mit Mühe heraus.
    »Keine Panik, ich will nichts weiter von dir. Ich wollte mich nur entschuldigen, wegen letzten Freitag, in der Disko, du weißt schon. Also das war voll daneben von mir, tut mir echt leid. Ich weiß auch nicht, was mit mir los war.«
    »Vielleicht solltest du lieber nicht versuchen, Cowboy zu spielen …«
    Er grinste. »Vielleicht. Aber jetzt bin ich ja sozusagen ganz privat hier, hab sogar meinen Colt zu Hause gelassen.«
    »War’s das dann? Ich bin nämlich müde …« Julia wollte sich umdrehen und gehen. Aber dann zögerte sie plötzlich.Aus einer spontanen Eingebung heraus fragte sie: »Als ich neulich wegen des Schlüssels bei euch war, habt ihr da vielleicht vorher noch irgendjemand anderen auf dem Hof gesehen? Einen Typen mit einem Mädchen vielleicht?«
    »Hä? Wieso das denn? Nee, da war keiner. Aber wir haben auch ganz hinten in der Ecke angefangen und dann erst mal Mittagspause gemacht. Von da konnten wir den Hof gar nicht sehen. Doch, warte mal, da war einer! Jetzt fällt es mir gerade wieder ein. So ein kleiner Blödmann, der auch hier im Haus wohnt.«
    Der Nachbarjunge, als er sich den Schlüssel geholt hat, schoss es Julia durch den Kopf, seine Geschichte stimmte also.
    »Und sonst niemand, bist du dir da sicher?«
    »Ich sag doch, dass wir den Hof gar nicht sehen konnten, außerdem stand ja auch der Laster noch da.«
    »Okay, war nur so eine Frage. Mehr wollte ich nicht wissen.«
    »Jetzt warte doch mal! Ich hab noch was für dich, deshalb bin ich ja überhaupt hier!« Er wollte Julia am Arm festhalten, zog dann aber die Hand gerade noch rechtzeitig zurück. »Es ist wegen des Typen, der da mit dir abgezogen ist, das ist doch überhaupt nicht dein Bruder! Das ist dein Freund oder so was, richtig?«
    »Und wenn schon. Das geht dich nichts an, oder?«
    »Vielleicht doch. Ich will dich nämlich warnen, dass du lieber ein bisschen aufpassen solltest.«
    »Was? Mann, lass mich in Ruhe.«
    Julia hatte keine Ahnung, worauf das Ganze hinauslief. Aber irgendetwas an seinen Worten ließ sie zögern, jetzt einfach zu gehen.
    »Ich hab ihn noch mal gesehen, deinen Macker. Und das wird dir nicht gefallen, was ich da mitgekriegt habe. Deshalb bin ich hier. Weil ich finde, dass du das wissen solltest. Nimm es als kleine Wiedergutmachung oder so was. Wenn du was mit dem Typen hast, bist du jedenfalls nicht die Einzige.«
    »Was?«
    »Dein Typ hat noch eine andere. Ich hab ihn nämlich mit so einer Frau gesehen, in einer von den Gassen hinter Bryggen, Hand in Hand! Was sagst du jetzt?«
    Er blickte sie herausfordernd an, als müsste sie ihm vor Dankbarkeit augenblicklich um den Hals fallen.
    Julia wusste nicht, was sie befürchtet hatte, aber jetzt war es, als hätte sich gerade irgendeine unklare Bedrohung in Luft aufgelöst. Sie war im ersten Moment kurz davor, laut loszulachen.
    »Danke für die Info. Ich werde meinem Bruder erzählen, dass er einen Fan in dir hat! Und falls er mal irgendwann keinen Bock mehr auf Frauen haben sollte, kann er dich ja anrufen, und dann zeigt ihr euch gegenseitig eure Colts.«
    Sie drehte sich um und war schon in der Haustür, als er hinter ihr herrief: »Sag mal, spinnst du völlig? Cowboys sind überhaupt nicht schwul! Jetzt warte doch mal! Und er ist echt dein Bruder?«
    Julia zog sorgfältig die

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