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Schwestern der Nacht

Schwestern der Nacht

Titel: Schwestern der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Masako Togawa
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sagte er, »erkundigte sich Anfang letzten Septembers jemand bei mehreren Blutbanken nach AB rh-negativem Blut. Als Grund wurde ein Neugeborenes angegeben. Babys von rh-negativen Müttern brauchen sofort nach der Geburt einen kompletten Austausch ihres eigenen Bluts gegen rh-negatives, sonst können sie sterben. Dies nennt man >Hämolyse-Erkrankung von Neugeborenen<.
    Schön, als nächstes wollte ich wissen, von welchem Krankenhaus die Anfrage gekommen war. Es war eine Klinik im Stadtbezirk Toshima. Ich rief dort an, und was glauben Sie wohl, innerhalb der letzten zwölf Monate hat es keinen einzigen derartigen Fall gegeben.«
    »Der Anruf war also ein Schwindel.«
    »Vollkommen richtig. «
    Der Alte hatte die Witterung jener Person aufgenommen, die Ichiro Honda in die Falle gelockt hatte. Er mußte der Spur jetzt nur noch folgen. Shinjis Körper versteifte sich vor Aufregung.
    »Konnte man den geheimnisvollen Interessenten beschreiben?«
    »Es war jedesmal nur ein Anruf, aber den Leuten war aufgefallen, daß die Stimme gezwungen klang.«
    »Ein Mann?«
    »Nach dem, was gesagt wurde, höchstwahrscheinlich. Dennoch dürfen wir nicht die Möglichkeit außer acht lassen, daß es sich genauso gut um eine Frau mit verstellter Stimme gehandelt haben kann. Ich denke, wir sollten in jede Richtung offenbleiben. «
    »Fein, immerhin haben wir jetzt einen ersten Anhaltspunkt. Diese Liste hier enthält alle Namen, die dem Detektiv genannt wurden?«
    »Ja. Aber Sie haben sicher schon bemerkt, daß eine zweiundvierzigjährige Frau dabei ist, eine Gelegenheitsarbeiterin aus einem Obdachlosenasyl. Soviel ich weiß, kann man heutzutage das Geschlecht anhand der Blutgruppe bestimmen, also können wir sie streichen. Es bleiben nur diese fünf; wenn mich meine Ahnung nicht trügt, werden Sie herausfinden, daß einer von ihnen sein Blut an unseren mysteriösen Unbekannten verkauft hat.«
    Soweit klangen die Gedankengänge des Alten ganz schlüssig, dachte Shinji. Doch wenn seine Theorie stimmte und wirklich jemand existierte, der Honda in die Falle gelockt hatte, woher in aller Welt kannte er seine Blutgruppe?
    »Als Ichiro Honda auf dem College von seiner Blutgruppe erfuhr, hat er doch sicher nur seinen engsten Freunden und Verwandten davon erzählt«, gab er laut zu bedenken.
    »Nein. Das kann jeder herausbekommen haben.« Hatanaka präsentierte ihm mit der Miene eines Kindes, das ein geheimes Spielzeug aus seiner Kiste hervorholt, einen vergilbten Zeitungsausschnitt. »Das hier geschah vor zehn Jahren. Ich habe es aus dem Archiv eines Zeitungsverlags. Es geht darin um ein hämolytisch krankes Baby, das durch eine Transfusion in einer Klinik in Fukuoka gerettet wurde. Sie können sich wohl zusammenreimen, wer der Spender war. Ichiro Honda.« Der alte Mann sah ihn triumphierend an.
    »Es war eine der ersten Transfusionen von rh-negativem Blut in Japan und wurde in den Zeitungen groß ausgeschlachtet. Der Artikel ziert das Titelblatt — zusammen mit einem Bild von Ichiro Honda. « Shinji nahm den Ausschnitt in Empfang und betrachtete die Fotografie eines wesentlich jüngeren Honda. Dann ließ er seinen Blick über Schlagzeile und Bildunterschrift gleiten.
    »Biologielabor der A. M. U. rettet Baby«, las er. »Blutgruppen sämtlicher Studenten nach amerikanischem Schema klassifiziert. Ein Triumph für die Wissenschaft. Student fliegt in Militärmaschine nach Fukuoka und spendet Blut. «
    Der Alte kaute an seiner Zigarre. »Es gibt noch etwas Interessantes an dieser ganzen Geschichte«, bemerkte er. »Damals war der Begriff >Hämolyse-Erkrankung< noch nicht gebräuchlich, weshalb sie den damals aktuellen medizinischen Namen verwendeten: >Rhesus-Unverträglichkeit<. Und unser geheimnisvoller Anrufer benutzte genau diesen Ausdruck und nicht den modernen. Auch deshalb erinnert man sich in den Blutbanken an den Anruf. Im Artikel steht >Rhesus-Unverträglichkeit<. Des Rätsels Lösung ist folglich offensichtlich, stimmt's?«
    »Sie glauben, der mysteriöse Anrufer hat den Artikel gelesen?«
    »Genau das. Zweifellos hat der Anrufer nicht das mindeste mit einem Baby zu schaffen. Ich bin sicher, er oder sie ist unser schwer fassbarer >X<. Ziehen Sie also los und spüren Sie diese fünf Männer auf. Ich denke, ich werde mich unterdessen ins Gefängnis begeben und Honda bei der Rekonstruktion seines Logbuchs ein bißchen auf die Sprünge helfen.«
    Ob der Alte recht hatte? Das würden sie tatsächlich nur erfahren, wenn er die fünf Männer unter

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