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Schwestern der Nacht

Schwestern der Nacht

Titel: Schwestern der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Masako Togawa
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wie wir waren...
    Dieser flegelhafte Blödmann von einem Doktor gaffte das nackte gelbe Paar an, das sich in genau der Stellung umklammert hielt, wie sie in Ehebüchern dargestellt wird ... als ob wir zwei kopulierende Affen oder Hunde wären. Wegen der Schmerzen war uns die Situation nicht peinlich. Er spritzte uns ein Sedativum, und endlich konnten wir uns voneinander befreien.
    In Chicago diagnostizierte Dr. Wells die Ursache für meinen Krampf. Er sei, so sagte er, Bestandteil eines Angstsyndroms, das sich gegen Schwangerschaft richte. Er sagte, es könne mir in Zukunft immer wieder passieren, wenn ich mit meinem Mann schlafen würde, und zwar genau dann, wenn er seine Ejakulation bekäme. Er sagte: »Es ist wie ein Nervenschmerz. Verhütungsmittel können es auch nicht verhindern. Bei anderen Männern wird es genauso sein.« Es sei denn, ich könnte meine Angst vor einer Schwangerschaft überwinden. Da die ganze Unterhaltung auf englisch stattfand, war es weniger peinlich, ihm zuzuhören.
    Das war der Beginn der Todesqualen des Zentaur. Will der Kopf nicht eine Frau lieben, während der untere Teil nur eine Stute decken kann?
    Oder waren wir wie die verhungernde Figur aus der griechischen Mythologie, die bis zum Hals im Sand steckte und direkt vor der Nase Teller mit den köstlichsten Speisen stehen hat?
    Zuerst betrachteten wir gegenseitig unsere Körper... tauschten Zärtlichkeiten aus... und endeten schließlich in resignierter Verzweiflung. Stets so ermüdet und verzweifelt, stets mit Schweißflecken auf den Laken, die den traurigen Geruch unserer fruchtlosen Liebe verströmten.
    Der Arzt glaubte, daß meine Angst, ein Kind zu bekommen, an dem missglückten Verlauf meiner ersten Schwangerschaft lag — wir hatten ihm erzählt, ich hätte in Mexiko eine Fehlgeburt gehabt —, und war der Meinung, daß sich alles ändern würde, wenn wir nur einen Tapetenwechsel hätten. Aber mein Mann und ich kannten den wahren Grund und wußten es natürlich besser. Unsere Zukunft als Mann und Frau hatte ihr Ende gefunden.
    Mein Mann fand eine Stelle in Tokio, und wir kehrten zurück nach Japan. Abgesehen von den Samstagabenden lebten wir getrennt.
    Und so begaben wir uns einmal in der Woche im Dunkeln auf die Suche nach dem Körper des anderen und träumten von einem Wunder. Nach einer Weile hörten wir auch damit auf. Mein Mann sagte mir, daß er in meiner Gegenwart kein richtiger Mann mehr wäre.
    Mit dem matten Lächeln eines alten Mannes strich er sich über die dicken Haarlocken auf seiner Brust und sagte: »Ich bin impotent. Ich habe jedes Interesse an Frauen verloren, auch wenn ich mir ab und an eine Strip-Show oder Männerzeitschriften ansehe; das war alles, fürchte ich.«
    Und ich Idiot hab ihn bedauert: jung und gutaussehend, wie er war, und bereits impotent.
    Als ich ihn kennenlernte, war er ein melancholischer Mann, aber sehr schlagfertig und charmant. Ich weiß noch gut, wie er mit seinem roten Wollhemd vor dem roten Backsteingebäude der Universität von Chicago stand; er hielt sich unglaublich vornehm, den Kopf leicht auf eine Seite geneigt, so daß er sich harmonisch in die amerikanische Szenerie um ihn herum einfügte, und ich verliebte mich auf der Stelle in ihn. Ich habe ihn immer geliebt — ihn, den ersten und einzigen Mann meines Lebens.
    Eines schönen Tages also, wir lebten mittlerweile seit einem halben Jahr getrennt (es war meine Idee gewesen, weil ich dachte, die nächtlichen Qualen würden einfach unerträglich, wenn wir uns jeden Tag sahen), überfiel mich ein plötzliches Verlangen, ihn zu sehen. Ich stieg in meinen Mercedes und machte mich auf den Weg nach Tokio. Die ganzen 600 Kilometer legte ich wie im Traum zurück.
    Kurz vor der Morgendämmerung kam ich an dem Hotel an, in dem er wohnte. Der Winter war in jenem Jahr sehr hart, draußen war es eiskalt und finster. Ich parkte vor dem Eingang und schaltete die Scheinwerfer aus. Dann steckte ich mir eine Zigarette an und wartete, ohne das Hotel aus den Augen zu lassen; später, wenn es nicht mehr unangemessen früh sein würde, wollte ich hineingehen. Da sah ich plötzlich eine vertraute Gestalt aus einem Taxi steigen; ich hatte mich bestimmt getäuscht ... doch nein, es war mein Mann.
    Er bezahlte den Fahrer, sein Gesicht war ausdruckslos. Und irgendwie glaubte ich einen dunklen Schatten darauf zu erkennen, der auf die Müdigkeit nach einem Liebesabenteuer hindeutete. Warum ich ihm nicht gleich nachgelaufen bin und ihn zur Rede gestellt

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