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Schwestern der Nacht

Schwestern der Nacht

Titel: Schwestern der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Masako Togawa
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Wells hätte den Wunsch, an meinem Mann Rache zu nehmen, meinem unterdrückten sexuellen Verlangen zugeschrieben. Diese Psychiater denken wirklich eingleisig...
    Ich stellte ihm meine Falle mit dem Samen der anderen Männer und dem rh-negativen Blut, das ich dem Kosmetikverkäufer in dem Gasthaus abzapfte — nachdem ich ihn chloroformiert hatte. Bei meinen Opfern habe ich ebenfalls Chloroform benutzt, damit sie sich nicht wehren konnten, während ich sie würgte.
    Die Frau in Kinshi-Cho. Sie war genau das richtige Hors d'Euvre. Es bestand kein Grund, Blut unter ihren Fingernägeln zurückzulassen.
    Für Fusako Aikawas Leiche chloroformierte ich meinen Mann, als er neben mir schlief, und nahm ihm Blut ab. Dieses Blut bereitete mir Kopfzerbrechen, weil es auf der Fahrt nach Tokio im Reagenzglas gerann, obwohl ich es in Trockeneis gepackt hatte. Konnte ich sie damit an der Nase herumführen? Mir blieb nichts anderes übrig, als es zu versuchen.
    Ich machte mich auf den Weg zu Fusako Aikawa, doch bevor ich die Wohnung wieder verlassen konnte, kreuzte mein Mann auf! Ich versteckte mich im Wandschrank, bis er wieder weg war aber mein Herz blieb vor Schreck fast stehen. Es lief alles glatt, ich mußte mich jedoch schnellstens aus dem Staub machen, falls er die Polizei alarmierte.
    Mitsuko Kosugi stand ohnehin in meiner Schuld. Es machte ihr nicht das geringste aus, meinen Mann auf dem Tokio Tower zu küssen — so prüde die kleine Hexe sonst auch war —, weil sie genau wußte, daß ich sie beobachtete. Ich mußte meinem Mann wenigstens unsichtbar gegenübertreten, um ihn noch ein bißchen mehr aus der Fassung zu bringen. Ob's wohl geklappt hat?
    Ich zweifle allerdings daran, daß sie je mit ihm geschlafen hat; sie war nicht so. Trotzdem mußte sie sterben, das arme Ding.
    Der Trick mit der Klinge im Garderobenschrank; wirklich, alle Achtung! Es flossen tatsächlich wie geplant ein paar Tropfen Blut, obwohl ich mir eine Chance von eins zu zehn ausgerechnet hatte. Als ich merkte, wie gut es funktionierte, bekam ich es sogar mit der Angst. Lenkte mich vielleicht auch eine fremde Macht in meiner grenzenlosen Besessenheit, mich zu rächen?
    Alles, was ich von nun an tat, wurde zu einer Art Zeremonie, die ich abhalten mußte, egal ob es funktionierte oder nicht.
    Soviel zu Dr. Wells und seinen bequemen Theorien. Er kann seine Statistiken und den ganzen Kram über unterdrückte Sexualtriebe vergessen. Was wissen schon Menschen wie er?
5. November
    Vor dem Minami-Apartmenthaus in Kinshi-Cho. Wartete zwei Stunden im Wagen.
    Um drei Uhr früh war es soweit. Setzte einen Mundschutz auf, wie bei einer Erkältung, und stieg aus. Stolperte über auf der Straße herumliegendes Gerümpel, obwohl ich mir die Gegend bei Tageslicht genau angesehen hatte.
    Sie wurde wach, als ich reinkam, schlief aber noch halb. Ihre Augen waren verschwollen, an ihrem Mund klebte getrockneter Speichel.
    »Ich muß mit Ihnen über Sobra sprechen«, sagte ich. Sie rollte sich einfach auf die Seite und zeigte mir den Rücken. Ich preßte das chloroformgetränkte Taschentuch auf ihre Nase und ihren Mund; die Flüssigkeit lief mir über die rechte Hand. Ein kurzes Aufbegehren, dann war sie bewußtlos.
    Ich entkleidete sie und zog eine Spritze ohne Nadel aus der Tasche. Als ich sie ihr zwischen die Oberschenkel steckte, wurde ich plötzlich von krampfartigen Zuckungen gepackt.
    Der eisige Hauch des Todes senkte sich über den Raum. Ich grub meine Fingernägel in ihren Körper. Das Zimmer roch nach Kastanienblüten.
    Ich wickelte die Kordel des Nachthemds um ihren Hals. Irgendwo beugte sich in diesem Augenblick auch mein Mann über den Körper eines Opfers.
    Während ich die Kordel zusammenzog, wurde ich von einem neuen Krampf geschüttelt. Welche Macht meine Hände hatten ... ich zog mit ganzer Kraft. Ihr Gesicht wurde violett, dann war's vorbei. Ich verlor eine Weile das Bewußtsein.
    Wie ich sah, beschränkten sich die Jagdtermine meines Mannes auf Dienstage und Donnerstage.
    Nach dem ersten Mal fiel es mir leicht. Ich, eine passive Frau, die normalerweise beim geringsten Anlaß vor Angst zittert, setzte meinen Opfern immer mehr zu.
    Weshalb ich das alles aufschreibe? Ich wollte das von dem Moment an, als ich hörte, daß mein Mann zum Tode verurteilt worden war.
    Diese Studentin, die ich angeheuert habe — das Mädchen hat wirklich gute Arbeit geleistet. Sie stellte ihre Staffelei im Museum auf, um meinen Mann anzulocken — genau wie ich es ihr geraten

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