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Schwestern Des Blutes

Schwestern Des Blutes

Titel: Schwestern Des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasmine Galenorn , Lynda Hilburn , Kathryn Smith
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Zimmer. Es stank nach Essensresten und auch ein wenig nach Urin. Ich blickte mich um. Es gab nur ein Einzelbett mit einer dünnen Matratze und einer schäbigen Decke darauf. Eine winzige Bewegung erregte meine Aufmerksamkeit, und ich sah näher hin. Flöhe. Igitt.
    In einer Ecke standen ein Tisch und ein Stuhl, auf der anderen Seite des Bettes ein kleiner Waschtisch mit Krug und Schüssel. Von einer Badewanne oder einem Abort welcher Art auch immer war nichts zu sehen. Dieser Calisto führte hier ein echtes Dreckloch.
    Mir sank der Mut, und ich entschied mich, nun doch den schnellsten Weg zu wählen. Unter keinen Umständen würde ich mich von Roche begrabschen lassen. Wenn ich dazu die Todesschrift verwenden musste, dann würde ich das eben tun. Ich schob mich langsam an den Tisch heran und legte meine Beuteltasche auf die rissige Tischplatte. Roche beobachtete mich – ich konnte seinen Blick sogar im Rücken spüren.
    »Zieh dich aus!«, befahl er heiser.
    Jetzt oder nie. Hinter dem Körper fischte ich in meiner Tasche nach den Handschellen. In dem Augenblick, als ich das Eisen berührte, packte er meinen Umhang und riss ihn mir herunter. Ich ließ die Handschellen wieder in die Tasche fallen und fuhr herum.
    »Das dachte ich mir. Eine Mondhexe.«
    »Stört dich das etwa?«, fragte ich mit ruhiger Stimme. Er hatte nicht gemerkt, dass ich in meiner Tasche gekramt hatte. Ein Punkt für mich, aber ich musste ihm die verdammten Handschellen anlegen, ehe er irgendetwas mitbekam.
    Roche trat vor. Die leisen Stiefelschritte auf dem Dielenboden hallten in dem stickigen Raum wider. Einen Moment lang schwieg er, und dann sagte er mit gehässiger, fieser Stimme: »Normalerweise wäre ich begeistert. Eine Mondhexe fickt sich wie eine teure Hure, aber da du für den YND arbeitest und mich festnehmen willst, bin ich nicht sehr erfreut, dich zu sehen.«
    Scheiße. Er wusste, wer ich war. Ich fuhr herum, schnappte mir die Handschellen und wich hastig vor ihm zurück. Sein Gesichtsausdruck sagte mir alles. Das war eine Falle gewesen. Lathe hatte mich verraten und verkauft.
    Roche stürzte sich auf mich. Ich schrie und schlug mit den Handschellen nach ihm in der Hoffnung, vielleicht sein Gesicht zu treffen. Von der Tür her war Lärm zu hören. Den Göttern sei Dank – Trillian.
    Doch ehe Trillian die Tür aufbrechen konnte, murmelte Roche vor sich hin, packte meine Hand, und die Welt verschwamm. Ich tastete verzweifelt nach irgendetwas, woran ich mich festhalten konnte, doch der Stuhl, der Tisch, der Boden, alles verschwand, und dann standen wir auf einer nebligen Wiese.
    Ich sah mich um und stellte fest, dass wir uns im Astralraum befanden. Den kannte ich von den Vollmondnächten, wenn ich mit der Wilden Jagd durch die Welt zog. Wie zur Hölle hatte Roche das geschafft?
    Er stand direkt neben mir, hatte aber meine Hand losgelassen – die Landung war ziemlich hart gewesen. Ich nutzte meine Chance und schlug noch einmal mit den Handschellen zu, indem ich einen Ring festhielt und den anderen wie einen Morgenstern an der Kette herumsausen ließ. Ich traf ihn hart an der Wange, und das Eisen zischte auf seiner Haut. Roche schrie auf und hielt sich mit beiden Händen das Gesicht.
    Ich holte noch einmal aus, traf seine andere Wange, und dann rannte ich los. Ich hatte ihn zwar verbrannt und geschlagen, doch die Wunden waren keineswegs tief genug, um ihn auszuschalten.
    Ich nahm die Beine in die Hand, ohne erst zu überlegen, wohin ich laufen sollte. Ich musste mich irgendwo verstecken. Der Astralraum hat seine eigene Flora und Fauna, oder zumindest etwas Ähnliches, und ein Stück vor mir entdeckte ich ein Wäldchen aus knorrigen Bäumen. Das waren natürlich keine echten Bäume, wie es sie zu Hause gab, aber sie würden reichen.
    Ich hetzte durch den Nebel, der mir um die Knöchel waberte, und glaubte, dass ich es zu den Bäumen schaffen müsste, ehe Roche mich einholte. Einen großen Vorteil hatte ich: Ich flog mit der Wilden Jagd, ich war es gewöhnt, mich im Astralraum zu bewegen, und konnte hier draußen laufen wie der Wind. Ich legte noch einen Zahn zu und ließ ihn in einer brodelnden Nebelwolke zurück.
    Als ich mich in den Schatten der ersten Bäume duckte, begann ich hektisch zu überlegen. Wie zum Teufel sollte ich hier wieder wegkommen? Ich konnte mich nicht allein in den Astralraum und zurück versetzen – das ging nur, wenn die Wilde Jagd mich herrief oder wieder heimschickte. Und woher, um alles in der Welt, wusste

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