Schwestern Des Blutes
die dritte Runde machen und zum letzten Mal würfeln oder seinen Wurf stehenlassen und abwarten, ob Roche ihn übertraf.
»Stehenlassen«, sagte er und bedachte Roche mit einem schwachen Lächeln, das beinahe herablassend wirkte.
So ist es richtig, dachte ich. Reiz ihn, mach ihn wild.
Roche schnappte nach dem Köder. Mit einem Wink befahl er dem Croupier: »Kysa.« Dieser reichte ihm eine Wasserpfeife, und während Roche sie anzündete, huschte sein Blick erneut zu mir. »Was sagst du zu einem höheren Einsatz – nur zwischen uns beiden? Ich versichere dir, es würde sich lohnen.«
Trillian schnaubte. »Was schwebt dir vor?«
»Eine Nacht mit der Frau.« Roche grinste ihn schief an. »Kann ihr Gesicht ja nicht sehen, aber ihrem Gang nach hat sie, worauf’s ankommt.«
Was zum …? Sein Gesichtsausdruck erinnerte mich an einen tollwütigen Hund. Ich erstarrte, doch dann ging mir auf, dass dies die perfekte Gelegenheit wäre, ihn allein zu erwischen. Ich zwang mich lockerzulassen und hoffte, dass Trillian auch auf diesen Gedanken kommen würde.
Er ließ sich durch nichts anmerken, ob ihn dieser Vorschlag irgendwie verunsichert hatte. Er lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und blickte beiläufig zu mir auf. »Wie kommst du darauf, dass sie zu haben sei?«
Schwer atmend beugte Roche sich über den Tisch. »Mein ganzes Geld gegen eine Nacht mit ihr.«
Trillian runzelte die Stirn. »Das möchte ich mir kurz überlegen. Und etwas trinken.« Er gab mir einen Wink. »Wir sind gleich zurück. Dann erwarte ich, dass du mir die genaue Summe nennst, die du setzen willst.« Er hielt inne, als wir den Eingang erreichten, drehte sich jedoch nicht um. »Und denk nicht mal daran, dich aus dem Topf zu bedienen. Ich weiß genau, wie viel auf dem Tisch liegt. Und bei Dieben kenne ich keine Gnade«, setzte er hinzu. Dann winkte er den Burschen herbei, der die Spieler bediente. »Tygeria-Weinbrand. Sofort.«
Der Junge hastete davon und war Augenblicke später mit einem bauchigen Glas zurück. Trillian warf ihm eine Münze zu und zog mich dann aus dem Zelt hinaus.
»So kriege ich ihn«, raunte ich, sobald wir außer Hörweite waren.
»Das ist gefährlich. Hast du dieses Glitzern in seinen Augen gesehen? Er ist auf der Jagd, und er hat es auf dich abgesehen.« Trillian schüttelte den Kopf. »Ich will dich nicht mit ihm allein lassen, und sei es nur ein paar Augenblicke. Natürlich folge ich euch, aber ich kann dir nicht garantieren, dass ich rechtzeitig werde eingreifen können.«
»Ich muss ihn zur Strecke bringen«, sagte ich. »Ursprünglich wollte ich ja nur meine Stelle nicht verlieren, aber nachdem ich diesen Ausdruck in seinen Augen gesehen habe …« Ich verstummte und blickte zum Zelt zurück. »Er hat zu viele Leute auf dem Gewissen, darunter auch seine eigene Familie. Jemand muss ihnen Gerechtigkeit verschaffen. Niemand wird das tun außer mir.«
Trillian beugte sich hinab und streifte meine Stirn mit den Lippen. »Genau das habe ich an jenem Abend im Collequia in dir gesehen. Ich mag ein Söldner sein, aber ich halte mich an einen Ehrenkodex. Und du, Camille D’Artigo, übertriffst meine Ansprüche noch.«
Ich erschauerte. »Ich will das nicht tun, aber es muss sein. Und du gibst mir Rückendeckung?«
Er nickte. »Bei meiner Ehre. Ich werde alles tun, was in meiner Macht steht, um dich vor ihm zu schützen.«
Ich tätschelte meinen Beutel. »Ich habe noch ein Ass im Ärmel. Wir können nur hoffen, dass ich es nicht ausspielen muss.« Ich vergewisserte mich, dass ich mein am Oberschenkel festgeschnalltes Stilett leicht erreichen konnte. Dann straffte ich die Schultern und zog mir die Kapuze wieder über den Kopf. »Ich bin bereit. Gehen wir rein.«
Trillian schob die Zeltklappe beiseite. »Wie du wünschst«, sagte er, doch sein Blick verriet mir, dass er über unseren Plan alles andere als glücklich war.
4
R oche riss den Kopf hoch, als Trillian wieder auf seinem Stuhl Platz nahm. Er sah hungrig aus, als hätte er lange nichts mehr gegessen, aber er gierte nicht nach einer Mahlzeit.
Trillian warf einen Blick auf den Haufen Münzen und nickte dann. Anscheinend war noch alles da. »Ich nehme deine Wette an. Mach deinen Beutel und die Taschen leer. Ich will alles sehen, was du bei dir hast.«
Roche ließ seinen Geldbeutel auf den Tisch fallen. Dann griff er langsam in beide Taschen zugleich. Ich hielt den Atem an, doch seine Hände kamen voller Münzen wieder zum Vorschein. Ein kleines Vermögen. Er
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