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Schwestern Des Blutes

Schwestern Des Blutes

Titel: Schwestern Des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasmine Galenorn , Lynda Hilburn , Kathryn Smith
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Roche, wie das ging?
    Leise eilte ich zwischen den uralten Wesen hindurch, deren schartige, knotige Rinde sich zu Gesichtern formte. Wenn ich Glück hatte, würden sie mich freundlich anschauen. Wenn nicht, stand ich vor einem ganzen Haufen neuer Probleme.
    Es gab keinen erkennbaren Pfad durch das Wäldchen – zumindest konnte ich im Nebel keinen erkennen. Doch die Bäume etwa in der Mitte standen weiter auseinander, als flankierten sie einen Weg, also ging ich mitten durch das Wäldchen und suchte nach einer Abzweigung. Vielleicht mit einem großen, blinkenden Neonschild: Versteck 50 Meter.
    Verdammt, ich hatte nicht damit gerechnet, dass Roche zwischen den Welten hin und her springen konnte. Das war natürlich eine fette Lücke in meinem Plan. Eine möglicherweise tödliche Lücke.
    Ein fernes Geräusch erregte meine Aufmerksamkeit. Ich versuchte festzustellen, woher es kam. Vermutlich war das Roche, der sich dem Wäldchen näherte. Er fluchte – zumindest glaubte ich, das gehört zu haben.
    Höchste Zeit, sich unsichtbar zu machen. Ich ließ den Blick über das dichte Unterholz zwischen den Bäumen schweifen. Das Gebüsch wirkte ebenso bedrohlich wie die Bäume, aber ich konnte es mir aussuchen: Entweder ich versteckte mich darin, oder ich fiel Roche in die Hände. Also stürzte ich mich ins Gestrüpp, schob mich durch das hüfthohe Gebüsch und bemühte mich, möglichst keine deutliche Spur zu hinterlassen.
    Die Büsche wurden immer höher, je weiter ich mich von dem Pfad entfernte, und schließlich stand ich vor einem Brombeergestrüpp, das kuppelförmig einen Felsen überwuchert hatte. An einer Seite war gerade genug Platz, dass ich unter den Ranken durchschlüpfen und hinter den Felsen kriechen konnte. Sobald ich in meinem Versteck saß, schob ich die dornigen Ranken so zusammen, dass sie den Zugang verbargen.
    Was ich tun sollte, wenn er den Astralraum wieder verlassen hatte, war eine andere Frage. Wahrscheinlich würde ich einfach ziellos herumstreifen, bis ich hoffentlich auf irgendjemanden stieß, der mich nach Hause schicken konnte.
    Ich wartete und fragte mich, was Trillian jetzt wohl tat. Wenn er wie die meisten anderen Männer war, die ich schon kennengelernt hatte, würde er einfach gehen und die Sache abhaken. Ein kleiner Teil von mir wagte zu hoffen, dass er nach mir suchen würde, aber darauf konnte man sich nicht verlassen. Die Svartaner waren auch nicht gerade als besonders treu und verlässlich bekannt, und selbst wenn das für ihn nicht gelten sollte, hatte kaum jemand aus Svartalfheim Zugang zu den ätherischen Reichen.
    Ich hörte Schritte und hielt den Atem an. Die Dornen stachen mich. Ich versuchte, von ihnen abzurücken, doch dann wurde mir klar, dass nicht ich ihnen näher gekommen war. Anscheinend wollte der Brombeerbusch herausfinden, was für ein Geschöpf ich wohl war. Eine der Ranken pikste mir mit ihren dornigen Fingern in den Arm. Ich verzog das Gesicht und versuchte, sie sacht beiseitezuschieben. Kein Glück.
    Als sie mich wieder antippte, blickte ich mich nach ihr um, bereit, den Dolch zu ziehen und das verdammte Ding abzuhacken – da sah ich plötzlich Augen, die mich oberhalb der Wurzel aus dem Baumstamm neben mir anstarrten. Das Gesicht sah mich ausdruckslos an, dann zwinkerten die Augen langsam. Die Ranke, die mich gepikst hatte, bewegte sich ein Stück und deutete auf einen niedrigen Tunnel durch das Dornengestrüpp. Er war vorhin noch nicht da gewesen.
    Ich warf dem Stamm einen kurzen Blick zu, holte dann tief Luft und tauchte in den Tunnel ab. Während ich durch den Nebel kroch, hörte ich plötzlich ein Geräusch und schaute hastig über die Schulter zurück. Die Ranken hatten sich hinter mir wieder geschlossen und hüllten mich in einen Kokon aus Dornen und Blättern. Ich konnte durch das schützende Gestrüpp kaum noch nach draußen schauen. Als ich mich an meinem neuen Platz niederlegte, huschte ein seltsames kleines Geschöpf über die Stelle, an der ich mich eben noch versteckt hatte. Es hob den Schwanz, und ein widerlicher Gestank breitete sich aus. Ein Lycon – ein freundliches kleines Säugetier mit einem sehr wirksamen Abwehrmechanismus. Mutter hatte sie auch als Stinktiere bezeichnet.
    Ich würgte und zwang mich, ja keinen Laut von mir zu geben, während das Lycon sich raschelnd durch das Unterholz entfernte. Den Göttern sei Dank, dass ich aus der Schusslinie gewesen war. Da erregte ein neues Geräusch meine Aufmerksamkeit: Schritte. Roche.

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