Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwestern Des Blutes

Schwestern Des Blutes

Titel: Schwestern Des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasmine Galenorn , Lynda Hilburn , Kathryn Smith
Vom Netzwerk:
ausgriff, erspürte ich die Energiesignatur einer Frau, die keinerlei Bösartigkeit enthielt. Neugier, ja. Vorsicht – eindeutig. Aber kein wahnsinniges Chaos wie bei Roche.
    Vielleicht kann sie mir sagen, wie ich wieder nach Hause komme. Sie wartete schweigend, während ich die Zähne zusammenbiss und über die wild hin und her schaukelnde Brücke eilte. Sorgsam vermied ich es, nach unten zu schauen – ich hatte ein wenig Höhenangst. Ziemlich viel, um ehrlich zu sein, und so hoch wie gerade jetzt war ich in meinem verdammten Leben noch nicht gewesen. Mit der Wilden Jagd über den Himmel zu fliegen zählte da nicht.
    Ich erreichte das Ende der Brücke und warf einen Blick zurück. Die Brücke verschwand im Nebel. Gerade war sie noch da gewesen, und im nächsten Augenblick gab es sie nicht mehr.
    »Heilige Scheiße!« Ich machte einen Satz weg vom Rand des Abgrunds, auf die Frau zu. »Wo ist das verdammte Ding hin?«
    Sie ragte über mir auf, noch größer als Delilah. Als sie sprach, klang ihre Stimme gedämpft wie durch Watteschichten.
    »Die Brücke gehört mir. Sie erscheint nur, wenn jemand in Not ist und nach mir sucht.«
    Sie schlug die Kapuze zurück, und ich sah ihr in die Augen. Ihr Alter war unmöglich zu schätzen, sie hätte jung sein können … erwachsen … uralt. Silbriges Haar mit einem violetten Schimmer fiel ihr über den Rücken. Ich konnte auch nicht erkennen, welcher Rasse sie angehörte. Sie war weder Sterbliche noch Fee, so viel war sicher. Ihre Augen waren hellsilbern mit einem schwarzen Ring um die Iris, und so dunkle Pupillen wie ihre hatte ich noch nie gesehen.
    Auf einmal rollte eine Woge von Magie über mich hinweg, die mich beinahe umwarf. Diese Frau war keine Hexe oder Zauberin. Nein, sie war leibhaftige Magie. Ich starrte sie an. War sie eine Göttin? Eine Unsterbliche?
    »Es tut mir leid, aber ich weiß nicht, wer Ihr seid. Ich habe nicht nach Euch gesucht – nur … nach irgendjemandem, der mir vielleicht helfen kann.«
    Mit gelassener Miene ging sie einmal um mich herum. »Ich bin die Herrin der Nebel, und dies ist mein Reich, das du betreten hast.«
    Die Herrin der Nebel  … Himmel! Ich stand vor einer Elementarfürstin. Königin. Wie man sie auch nannte, sie war eine der wahrhaft Unsterblichen. Und wie ihre Gefährten existierte sie außerhalb der Reiche von Sterblichen und Feen. Sofort sank ich in einen tiefen Knicks.
    Die Herrin der Nebel blickte auf mich herab, und ich spürte ihre Hand auf meinem Kopf. »Erhebe dich, Mondhexe. Was tust du in meinem Reich? Dies ist nicht die Zeit für deine Wilde Jagd.«
    »Ich bin hier gestrandet«, erklärte ich. »Ein Mörder, den ich verfolgt hatte, hat mich in den Astralraum verschleppt. Er wollte mich töten, aber ich konnte ihm entkommen.« Ich hielt die eisernen Handschellen hoch. »Ich habe versucht, ihn zu fesseln, aber er hat mich überrumpelt. Ich konnte ja nicht ahnen, dass er sich in andere Reiche versetzen kann.«
    Sie warf einen Blick auf die Handschellen und verzog das Gesicht. »Eisen? Du hast Eisen bei dir?«
    »Ich tue, was nötig ist, um meine Pflicht zu erfüllen. Könnt Ihr mir helfen?« Ich fragte mich, ob Eisen auf Elementarfürstinnen eine ähnliche Wirkung haben mochte wie auf Feen. Doch sie schob nur meine Hand beiseite.
    »Womit soll ich dir helfen? Ihn zu fangen oder in deine Welt zurückzukehren?«
    Das hörte sich so an, als könnte sie beides. Aber es war gefährlich, Unsterbliche um irgendwelche Gefälligkeiten zu bitten – sogar noch gefährlicher als bei den Göttern. Die Elementarfürsten waren launisch. Der Tod war für sie nicht mehr als ein Wimpernschlag.
    »Könnt Ihr mir sagen, wie ich nach Hause komme?«, fragte ich. Eigentlich wollte ich sie nicht einmal um eine Auskunft bitten, aber mir blieb nichts anderes übrig. Außer ich wollte bis zum Vollmond hier warten, wenn die Wilde Jagd mich aufsammeln würde. Aber das kam mir albern vor, und schlimmer noch – derweil würde Roche entkommen.
    Sie hob sacht mein Kinn an, und ihre Berührung fühlte sich an wie der zarte Hauch einer Brise auf meiner Haut. »Ich kann dir helfen«, sagte sie leise. »Aber dann stehst du in meiner Schuld.«
    »Was verlangt Ihr dafür? Was habe ich Euch schon zu bieten?«, fragte ich.
    Da lächelte die Herrin der Nebel, und mir gefror das Blut in den Adern. Ihr Lächeln war gnadenlos, nicht bösartig oder hasserfüllt, sondern kalt wie Schnee und Gletschereis.
    »Ich werde jemanden zu dir schicken. Jemanden,

Weitere Kostenlose Bücher