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Schwestern des Mondes 01 - Die Hexe-09.06.13

Schwestern des Mondes 01 - Die Hexe-09.06.13

Titel: Schwestern des Mondes 01 - Die Hexe-09.06.13 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasmine Galenorn
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begreift, wie das wirklich läuft. Die Götter sollen meine Zeugen sein: Ich schwöre, dass ich sie mit bloßen Händen in Stücke reißen werde, sollte dieser Tag jemals kommen.«
    Kochend vor Zorn über dieses Spatzenhirn wies ich Delilah und Morio an, das Haus auf irgendeinen Hinweis zu durchsuchen, wo Tom Lane sich aufhalten könnte. Ich trat inzwischen vors Haus und dachte nach; ich wollte mir einen Spruch überlegen, der uns helfen könnte, statt uns zusätzlich in den Arsch zu treten.
    Der Wind hatte aufgefrischt; er war nicht mehr kühl, sondern richtig kalt. Er blies von Südwesten her, und dunkle Wolken drohten uns noch vor Sonnenuntergang zu durchweichen. Ich holte tief Luft, sog den Duft von moosbewachsenen Bäumen, Douglasien und verrottenden Pilzen ein, die den Boden polsterten und rutschig machten.
    Die Ahornbäume, Eichen und anderen Laubbäume waren schon fast kahl, und die wilden Böen rissen ihnen die letzten Blätter ab. In der Anderwelt gab es Unwetter, die manchmal gewaltig und ehrfurchtgebietend waren, doch ich hatte noch nie erlebt, dass man in irgendeiner Gegend so permanent durchnässt wurde wie im pazifischen Nordwesten, und das gut neun Monate im Jahr. Ich sehnte mich nach der Sonne, doch wenn man Chase glauben durfte, würde ich die nicht so bald in nennenswertem Ausmaß zu sehen bekommen.
    Während ich im feuchten Nachmittag stand und trotz meiner Jacke vor Kälte zitterte, begann ich die Präsenz von Magie zu spüren. Es war alte Magie, die tief aus dem Wald kam, tief aus dem Boden. Das war nicht die Magie der Magier und Hexen. Nein, dies war die Magie, die ihren Ursprung unter dem Erdboden hatte und aus dem Element hervorwuchs, dem sie entsprang. Erdmagie – dunkel und lehmig, erfüllt von Geheimnissen, unter vielen Jahren von Blättern und Zweigen verborgen, die verrottet und wieder ein Teil des Planeten selbst geworden waren.
    Diese Energie hatte etwas Schwerfälliges, so drückend, dass es mein Gehör dämpfte und mich hinabsog. Dunkel wie die tiefen Nächte mitten in den Wäldern, dunkel wie die Wilde Jagd, die über den Himmel zog. Dunkel wie uralte Geheimnisse, die weder zum Guten noch zum Schlechten gereichten, sondern einfach eine Kraft an sich darstellten. Grüne Funken blitzten um mich auf, und ich erkannte, dass ich in Kontakt mit einem Erdelementar getreten sein musste.
    Ich kniete mich hin, weit genug weg von einer Pfütze, die sich in einer Reifenspur in der Einfahrt gebildet hatte, und legte eine Hand auf die glitschige Erde. Hör zu , sagte ich mir. Hör einfach nur zu. Keine Zauberei, keine Sprüche, die Mondstrahlen oder Sternenlicht herabrufen. Hör genau hin und frage höflich, wo wir den Mann namens Tom Lane finden können.
    Und dann sah ich ihn – so deutlich wie eine Vision. Holzfäller, ja, aber nicht im Herzen. Er war groß und stark, und unter dem wirren Bart lag ein Adel, der einer anderen Zeit, einem anderen Land entstammte. In seinen Augen glimmte der Wahnsinn, der Wahn eines Menschen, der zu lange gelebt und zu viel gesehen hatte. Ich schnappte nach Luft, als er die Hand nach mir ausstreckte und mich um Hilfe anflehte.
    Wer war der Kerl? Und warum besaß er das Geistsiegel?
    Vor meinen Augen tat sich das dunkle Maul einer Höhle auf, und ich begriff, dass er sich dort drin versteckte. Ich richtete mein inneres Radar aus und freute mich, als ich ein starkes Signal aus den Wäldern empfing, von der Flanke eines Hügels her. Tom Lane war nicht weit weg, doch es würde schwierig sein, die genaue Stelle zu finden, und bei diesem Regen würde es auch nicht eben Spaß machen.
    Während ich noch die letzten Fäden der Erdenergie abschüttelte, schreckte mich ein heiserer Schrei aus dem Haus auf, und ich wirbelte herum und rannte hin.

 
Kapitel 13
     
    Wisteria lachte. Ich blickte mich um und sah Chase zusammengekrümmt am Boden liegen. Delilah und Morio knieten neben ihm.
    »Was zum Teufel ist passiert?«
    »Wir hätten sie wieder knebeln sollen«, sagte Delilah. »Anscheinend kann Wisteria auch mit Worten verzaubern. Chase ist ihr daraufhin zu nahe gekommen, und sie hat es geschafft, ihm in die Eier zu treten. Richtig fest.«
    Morio versuchte, ihm aufzuhelfen, doch es war offensichtlich, dass der Tritt sehr gut gezielt gewesen war. Chase war so blass, dass ich mich fragte, ob er ernsthaft verletzt war. Sein Gesicht war ein einziger schmerzverzerrter Knoten.
    Ich warf Wisteria einen Blick zu, deren Augen triumphierend blitzten. Wütend knallte ich ihren Kopf

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