Schwestern des Mondes 01 - Die Hexe-09.06.13
darüber nach. Unsere Mutter war feurig und temperamentvoll gewesen, doch sie hatte ein Herz aus Gold gehabt. Unser Vater unterschied sich von der Mehrheit des Hofes dadurch, dass er diese Eigenschaft ebenfalls besaß. »Da könntest du recht haben, kleine Schwester.«
In diesem Moment brachen wir aus dem Unterholz hervor auf eine Wiese. Sie war von einem Kreis großer Zedern umringt und trug typische Zeichen der Magie. Eine Lichtung – und zwar eine, die einer bestimmten Gottheit oder sonst einem übernatürlichen Wesen geweiht war. Ich kam mir vor wie ein Eindringling, als wir in den Kreis der Bäume traten. Giftige Schirmpilze bildeten einen inneren Kreis, und in der Mitte erhob sich ein grasbewachsener Hügel.
»Ein Hügelgrab?«, fragte Delilah mit gerunzelter Stirn. »Ich dachte, die wären gar nicht mehr üblich, und ich hatte keine Ahnung, dass man auf diesem Kontinent überhaupt welche findet.«
»Nach allem, was ich gelesen habe, wurden die meisten seit der Großen Spaltung aufgegeben. Doch dieses hier – es hat die Energie eines Portals. Aber kein Portal in die Anderwelt. Wo sind wir hier? Was ist das für ein seltsamer Ort?« Langsam ging ich auf den grasbewachsenen Hügel zu und suchte nach einem Eingang. »Ich bilde mir ein, eine Panflöte zu hören.«
Und als ich angestrengt lauschte, hörte ich tatsächlich Musik. Da – wie ein Flüstern im Wind... eine liebliche Melodie, so voller Magie, dass jede Note in der Luft bebte, lebendig und schwingend, und mich zum Tanzen aufforderte. Meine Füße drängten mich, Schuhe und Jacke abzulegen und über die Lichtung zu hüpfen. Ich holte tief Luft, warf den Kopf zurück und lachte unbekümmert – auf einmal war mir ganz leicht ums Herz.
Ich drehte mich um mich selbst und sah, wie Delilah in die Luft sprang und sich in eine rotgolden getigerte Katze verwandelte. Sie raste auf der Wiese herum und jagte Regentropfen und eingebildete Mäuse. Ich hatte das vage Gefühl, dass ich sie aus irgendeinem Grund aufhalten sollte, doch die Musik war so betörend, dass ich mich wieder dem Hügel zuwandte. Wenn ich nur den Eingang finden könnte – dann könnte ich sehen, wer so schön Flöte spielte.
»Camille – Camille! Kannst du mich hören?« Morio erschien an meiner Seite, einen wilden Ausdruck auf dem Gesicht. Ich musterte ihn von oben bis unten. Er sah ziemlich gut aus, das war mal sicher, und ich spürte plötzlich ein Kribbeln irgendwo unterhalb meines Bauchnabels. Nein, mein ganzer Körper summte, und mir wurde klar, dass es nur eines gab, was dieses Verlangen stillen würde... Ich leckte mir die Lippen und streckte die Hand aus.
»Ich will dich. Gleich jetzt und hier.« Ich griff nach ihm, mein Atem beschleunigte sich, mein Herz raste im Stakkato vor Begehren, das in meinen Brüsten, meinem Bauch, meinen Oberschenkeln bebte. Sein dunkles Haar und diese rätselhaften Augen zogen mich unwiderstehlich an, und am liebsten hätte ich ihn auf den Boden geschleudert, um ihn auf der Stelle zu besteigen.
Morio stieß ein leises Knurren aus und trat einen Schritt näher. »Überleg dir gut, worum du bittest«, sagte er mit heiserer Stimme. »Denn ich werde es dir geben. Ich treibe keine Spielchen. Wenn du mich willst, sollst du mich haben, aber es gibt kein Zurück mehr, wenn wir einmal begonnen haben.«
Ich konnte seinen Moschusduft riechen. Er war steinhart und bereit; ich brauchte ihn nicht erst nackt zu sehen, um das zu wissen. Bei der Vorstellung, wie er sich auf mich stürzte, erbebte ich vor Verlangen. Mein Verstand mischte sich stammelnd ein und fragte mich, was zum Teufel ich da tat, doch mein Körper stachelte mich weiter an. Ich entschied, dass mein Gehirn mal eine Pause brauchte, und schob die letzte Zurückhaltung beiseite. Nicht, dass davon noch sonderlich viel übriggeblieben wäre.
»Ich will es nicht zärtlich. Nimm mich hier. Auf der Stelle. Von vorn, von hinten, wie auch immer du willst«, flüsterte ich. Ich war bereit zu explodieren und erschauerte, als ein primitiver Hunger in seinen Augen glitzerte.
»Dann wollen wir sehen, wie weit du zu gehen bereit bist«, sagte er, und dann packte er mich am Handgelenk und presste die Lippen auf meine. Ich ließ mich begierig in seinen Kuss fallen und schmolz in dem tosenden Feuer, das zwischen uns aufloderte. Er hielt mich um die Schultern, umschlang meine Taille und zog mich fest an sich.
Ich kämpfte mit meinen Kleidern, doch Morio schlug meine Hand beiseite, stieß mich zu Boden, schob mir den
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