Schwestern des Mondes 02 - Die Katze-09.06.13
eben Dinge tun, die wir nicht tun wollen.«
Sie ging in die Küche. Ich schüttelte meine Bedenken ab und wandte mich Zach zu. »Wie lange wird Rhonda hierher brauchen?«
»Nicht mehr lange. Sie müsste bald da sein«, sagte er. »Ich glaube, ihr werdet sie mögen.«
Da war ich mir nicht so sicher. Aus der Küche war ein Poltern zu hören, und ich entschied, dass dies ein günstiger Zeitpunkt wäre, sich umzuziehen. »Wir müssen uns fertig machen. Camille, du solltest dich auch umziehen. Es geht hinaus in die kalte Nacht. Wir müssen uns warm halten und möglichst schwer zu sehen sein. Komm, gehen wir.«
Sie folgte mir die Treppe hinauf. Auf ihrem Stock angekommen, drehte sie sich um. »Ich weiß, wie sehr dir das zu schaffen macht«, sagte sie. »Mich macht es auch fertig.«
Ich schluckte gegen den Kloß an, der mir in die Kehle stieg. »Ich finde es nur grässlich, dass wir in so viel Mord und Blutvergießen verwickelt sind. Ich finde es grässlich, dass wir nicht nach Hause gehen können, weil da dieselbe verdammte Scheiße passiert, obwohl es nicht um ganz so viel geht wie hier. Und ich finde es grässlich, dass Vater und unsere Tante in Gefahr sind.«
»Da wir gerade von unserer Familie sprechen, Trillian hat mir erzählt, dass die Jakaris-Priester berichtet hätten, Shamas –«
»Aha, er ist tot«, sagte ich tonlos.
Sie schüttelte den Kopf. »Nein! Das wollte ich dir ja gerade erzählen. Die Mönche wollten gerade sein Herz zum Stillstand bringen, als er – und ich habe keine Ahnung, wie er das angestellt hat... Also, er hat es geschafft, die Kontrolle über ihren Zauber an sich zu reißen. Er hat ihn benutzt, um... na ja... um zu verschwinden. Sie wissen nicht, ob er lebt oder tot ist, und niemand kann sich erklären, wohin er verschwunden sein soll.«
»Heilige Scheiße.« Ich starrte sie an. Das war die erste gute Nachricht seit einer Ewigkeit. »Du glaubst aber nicht, dass er... äh... implodiert ist, oder?« Bei der Vorstellung wurde mir übel, aber die Möglichkeit bestand durchaus. Jemand anderem die Fäden seiner Magie zu entreißen und dessen Energie so umzulenken, dass sie einem selbst gehorchte, war bestenfalls riskant. Allerdings hatte er ja nicht viel zu verlieren gehabt.
Camille verzog das Gesicht. »Das kann durchaus sein. Die Götter wissen, dass mir das vermutlich passieren würde, aber Shamas? Er war sehr mächtig, obwohl ich mich nicht genau erinnern kann, welche Gaben er von Tante Olanda und Onkel Tryys geerbt hat. Aber seine Fähigkeiten müssen ziemlich umwerfend sein, denn er hat sie zur Flucht genutzt. Lethesanar hat geschäumt vor Wut, als ihr das gemeldet wurde. Trillian sagt, sein Informant hätte gemeint, dass die Szene im Thronsaal absolut grauenhaft gewesen sei. Die Königin ist so außer sich geraten, dass drei Diener und der Bote tot waren, bis sie sich ausgetobt hatte. Sie hat ihnen die Herzen herausgerissen.«
»O Große Mutter.« Lethesanar hatte es in sich. Wir alle eigentlich – das Volk meines Vaters war nicht für seine Sanftmut berühmt. Trotzdem drehte es mir bei dieser Vorstellung den Magen um. »Ich nehme an, das war das letzte Mal, dass sich jemand freiwillig gemeldet hat, ihr schlechte Neuigkeiten zu überbringen.«
»Ja, das kannst du laut sagen.« Camille zuckte mit den Schultern. »Hoffen wir, dass Tanaquar sie vom Thron stürzt. Machen wir, dass wir loskommen. Ich ziehe mich um, wir treffen uns unten. Sobald Zachs Freundin da ist, fahren wir los. Wir müssen der Sache ein Ende machen. Heute Nacht.«
Ich nickte und sprang, immer zwei Stufen auf einmal, die Treppe zu meinem Apartment hinauf. Camille hatte recht. Es war höchste Zeit, den Jägermond-Clan auszuschalten. Wir würden es vielleicht nicht schaffen, Schattenschwinges Pläne ernsthaft zu durchkreuzen, indem wir sein neuestes Degath-Kommando vernichteten, aber wenn wir das Geistsiegel vor ihnen finden konnten, wären wir dem Dämonenfürsten wieder einen Schritt voraus. Und das wäre wirklich mal ein Grund zum Feiern.
∗∗∗ Ich zog eine Strumpfhose an, darüber Jeans. Unter einem jagdgrünen Rolli trug ich ein Baumwollhemd. Viele Schichten waren gut; die behinderten mich nicht so wie ein dicker Parka, würden mich aber trotzdem warm halten.
Ich wühlte in meinem Kleiderschrank herum, bis ich eine schwarze Wildlederjacke fand, die wärmer war als meine ungefütterte Lederjacke. Mit Handschuhen, einem schwarzen Kopftuch, das meine Ohren wärmen würde, und leichten
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