Schwestern des Mondes 02 - Die Katze-09.06.13
rauslasse.« Das sagte er so gelassen, dass ich lächeln musste, bis mir auffiel, dass keine von uns Morio jemals in vollem Dämonen-Modus gesehen hatte.
Smoky schnaubte. »Ich bin ein Drache. Ich tue das, was ich am besten kann.«
Trillian hielt eine hässlich gezackte Klinge hoch und steckte das Schwert sorgfältig wieder in die Scheide. Er brauchte nichts dazu zu sagen.
»Schön, wenn wir so weit sind, lasst uns aufbrechen«, sagte Smoky und stand auf.
Iris betrat das Wohnzimmer. Sie hielt ein Tablett mit Hühnersuppe und einem Sandwich in der Hand. Maggie hatte sich am Ende des Sofas zusammengerollt, neben Zachs Füßen.
»Passt alle gut auf euch auf. Ich will nicht losziehen müssen, um irgendjemanden zu retten«, mahnte Iris.
Camille umarmte sie kurz. »Wir kommen zurück, so schnell wir können. Menolly wird auf jeden Fall vor Sonnenaufgang wieder da sein. Falls irgendetwas passiert und du Hilfe brauchst, geh zum Flüsterspiegel und kontaktiere Trenyth.«
Iris nickte, während wir uns zur Tür hinausdrängten. »Verstanden. Bitte, Mädchen, geht kein unnötiges Risiko ein. Ein kleiner Fehler, mehr braucht es nicht... « Ihre Stimme erstarb, und sie winkte, als wir die Stufen vor dem Haus hinunterklapperten und unsere Stiefel im frisch gefallenen Schnee knirschten.
Wir teilten uns in zwei Gruppen auf. Chase, Rhonda und Menolly fuhren mit mir in meinem Jeep, während Camille, Trillian und Smoky sich zu Morio in dessen Subaru Outback setzten. Rhonda bestand darauf, an Menollys Stelle vorn neben mir zu sitzen, und ich stimmte widerwillig zu. Es war mir lieber, Menolly neben mir zu haben, aber ich wollte deswegen keinen Aufstand veranstalten.
Als ich den Gang einlegte und auf die Straße rollte, fragte ich mich, ob wir alle diese Nacht überleben würden. Und würden wir Venus Mondkind und das zweite Siegel finden, ehe Schattenschwinge es in die Finger bekam?
Um von Belles-Faire nach Snoqualmie zu kommen, musste man auf dem Highway 520 über die Floating Bridge, die längste Pontonbrücke der Welt, die Seattle mit dem Ostufer des Lake Washington verband; dann ging es über den Freeway 405 bis zur Abfahrt zur Interstate 90 East. Sobald wir die I-90 erreicht hatten, war es nicht mehr weit bis zur Ausfahrt Snoqualmie.
Um acht ebbte der Berufsverkehr endlich ab, und die Straßen waren relativ frei – es war immer noch viel Verkehr, aber kein Stau mehr. Eis und Schnee bremsten die meisten Leute ein wenig, aber es gab immer noch genug Fahrer, die glaubten, in ihren SUVs könnten sie auch im Winter rasen wie die Bekloppten; zweimal kamen wir an einem solchen fetten Auto vorbei, das von der Straße gerutscht war.
Der beständige Schneefall dämpfte die Welt unter seiner kristallenen Decke. Irgendetwas an diesem Schneesturm fühlte sich komisch an, beinahe magisch. Wenn wir nach unserem kleinen Ausflug heute Nacht noch am Leben sein sollten, würde ich Camille bitten, sich auf diese Energien einzustellen und zuzusehen, was sie von den Wetterwichteln erfahren konnte. Diese Wesen ignorierten Sterbliche normalerweise völlig und gaben sich nur mit Elementaren ab, aber für Hexen, die Wettermagie wirken konnten, machten sie eine Ausnahme.
Ich nahm die Ausfahrt I-90 East und sah in den Rückspiegel, um mich zu vergewissern, dass Morio mir nachfuhr. Wir folgten der Zubringerschleife unter einer Brücke hindurch, ich reihte mich auf dem Freeway ein, und vor uns lagen die Cascade Mountains. Natürlich würden wir anhalten, lange bevor wir den Scheitelpunkt des Snoqualmie-Passes erreichten, doch selbst in der Dunkelheit konnte ich den Unterschied spüren. Wir bewegten uns auf Vulkane zu, die noch aktiv waren, auf uralte Berge, stolze Gipfel, entstanden durch heftige Bewegungen großer Platten unter diesem Land. Die Wachstumsschmerzen der Erde.
Es herrschte kaum Verkehr. Die meisten Leute kauften für die Feiertage ein oder hatten es sich schon zu Hause gemütlich gemacht. Wir hatten die Straße fast für uns allein und kamen schnell voran.
»Was genau wollen wir noch mal da drin?«, fragte Rhonda.
»Das ist ziemlich einfach«, sagte ich. »Kyoka und die Werspinnen aufspüren und vernichten. Venus Mondkind retten.«
»Ihr habt also keinen richtigen Plan?«, fragte sie ein wenig verächtlich.
Ich umklammerte das Lenkrad. Ihr Tonfall ging mir auf die Nerven, aber ich hatte nicht die Absicht, mich von ihr verrückt machen zu lassen. »Wir können von Glück sagen, dass wir das Nest überhaupt gefunden haben. Wir
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