Schwestern des Mondes 02 - Die Katze-09.06.13
wissen nicht, was uns dort erwartet, und es gibt keine Möglichkeit, das herauszufinden, bevor wir dort sind, also müssen wir einfach da reingehen und improvisieren. Wenn du eine bessere Idee hast, würde ich sie gern hören, meine Liebe, denn deinem Volk läuft die Zeit davon.«
Sie verstummte. Ich wusste, dass ich sie beleidigt hatte, aber das war mir egal. Je mehr wir uns Snoqualmie näherten, desto deutlicher spürte ich das Netz, das der Jägermond-Clan um diese Gegend gesponnen hatte. Es war wie ein Schatten, der im Nebel gedieh, um sich auszubreiten und Wurzeln zu schlagen, wenn wir ihn nicht auslöschten. Meine Sinne sprangen in Alarmbereitschaft.
Chase ließ mich auf die Parson’s Creek Road abbiegen. Die Straße war zweispurig ausgebaut, und während mein Jeep über den vereisten Asphalt rollte, ließ ich mich tiefer in Trance sinken. Menolly hatte die ganze Zeit über still auf dem Rücksitz gesessen, doch plötzlich richtete sie sich auf und beugte sich vor.
»Ich rieche Dämon. Ich weiß nicht, wie lange das her ist, aber ein Dämon war hier«, sagte sie.
Ich blickte in den Rückspiegel. Ihre Augen leuchteten rot, und ihre Reißzähne waren ausgefahren.
»Der Jansshi-Dämon«, sagte sie. »Das sind Aasfresser. Fressen alles, was man ihnen vor die Füße wirft. Dieses DegathKommando wird vermutlich von Kyoka angeführt. Er und Lianel sind viel klüger als der Jansshi, der im Prinzip nur ein Schläger im Schwefelgewand ist.«
Rhonda hüstelte. »Ich habe noch nie gegen einen Dämon gekämpft«, sagte sie, und sie klang nicht mehr so selbstsicher wie noch vor ein paar Minuten.
»Wir schon.« Ich warf ihr ein kurzes Lächeln zu. »Sie können sehr beängstigend sein, aber ich glaube, diesmal droht uns mehr Gefahr von Lianel und Kyoka als von dem Jansshi. Und vergiss die Spinnlinge nicht. Als ich Geph van Spynne im Traum gesehen habe, verfügte er über unglaublich viel Macht, und er kann in den Astralraum sehen. Da bin ich ganz sicher.«
»Die Abzweigung liegt einen guten halben Kilometer vor uns«, sagte Chase. »Goldenrod Road.«
Mein Herz pochte, und ich konzentrierte mich aufs Fahren. Die Gegend kam mir auf einmal bekannt vor. Mir stockte der Atem. Scheiße, das würde übel werden.
»Denkt daran, dass sie in einer Höhle sind. Wir wollen zwar nicht in eine Falle laufen, aber ich bezweifle, dass sie uns an der Tür empfangen werden. Wir werden schon zu ihnen reingehen müssen. Und das ist gefährlich.«
Chase zog sein Handy hervor und wählte. Gleich darauf begann er leise zu sprechen. Als ich ihm im Rückspiegel einen fragenden Blick zuwarf, bedeckte er das Mikro mit der Hand und flüsterte: »Camille. Ich wollte uns koordinieren.«
Ich konzentrierte mich wieder auf die Straße. Und da war es – genau wie in meinem Traum, ein Hinweisschild, auf dem »Goldenrod Road« stand. In meiner Vision war ich aus der anderen Richtung gekommen, aber das spielte jetzt keine Rolle.
Ich atmete zittrig durch und bog links ab; Morio folgte mir. Während wir den Feldweg entlangholperten, versuchte ich mich zu erinnern, wie weit es bis zu der Abzweigung war, die zum Nest führte. Die scharfen Kurven kamen mir jetzt, da ich fuhr, gefährlicher vor, vor allem, weil der Weg mit Schnee und Eis bedeckt war. Und dann, ehe ich bereit dafür war, lag sie vor mir – die Weggabelung. Ich hielt am Wegrand und stellte den Motor ab.
»Wir sind da«, sagte ich. »Seht ihr die dunkle Stelle zwischen diesen beiden Tannen? Da müssen wir durch.«
Widerstrebend löste ich den Sicherheitsgurt und stieg aus. Die anderen folgten mir, und Chase holte die Ausrüstung aus dem Auto, die wir vorbereitet hatten. Während ich meinen Rucksack aufsetzte und mich vergewisserte, dass mein Dolch fest in meinem Stiefel steckte und die Klingen an meinen Handgelenken gesichert waren, hielt Camille hinter meinem Jeep.
Die anderen stiegen aus, und wir sammelten uns am Wegrand.
»Habt ihr alles, was ihr braucht?«, fragte Camille. Wir alle nickten. Sie blickte zu den Wolken auf und schloss die Augen. »Mondmutter, steh uns bei. Große Mutter, halte deine Hand über uns.«
»Herrin Bast, führe und beschütze uns«, fügte ich mein eigenes Gebet hinzu. »Geleite uns durch die Schlacht, stärke unsere Klingen und gib unseren Zaubern Kraft.«
Ich blickte auf. Es war so weit. »Also gut, gehen wir.« Das zweite Siegel stand auf dem Spiel. Wir durften nicht länger warten. Ich schlug den Pfad zwischen den Tannen ein, die hoch über uns
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