Schwestern des Mondes 02 - Die Katze-09.06.13
dem Knebel. Als er ihn wegzog, sagte er: »Jede verdächtige Bewegung wäre im Augenblick sehr ungünstig für dich. Hast du das verstanden?«
Horace nickte. »Ja, ich hab’s verstanden. Überlasst mich bloß nicht diesem Monster aus der Hölle«, sagte er. »Lieber spiel ich für dich den Lustknaben. Ich weiß, wozu die fähig sind, und ich will mit ihren Spielchen nichts zu tun haben.«
Seltsam. Was war passiert, dass er eine solche Angst vor Svartanern hatte? Er war ein Übernatürlicher der Erdwelt. Es wunderte mich schon, dass er überhaupt wusste, was ein Svartaner war.
»Dein Name ist Horace van Spynne?« Smoky gab mir einen Wink, und ich griff zu Notizblock und Stift.
»Ja, ja, stimmt.« Er spie die Worte förmlich aus.
Chase lehnte sich zurück, verschränkte die Arme und musterte den Spinnling eindringlich. »Bist du mit Geph van Spynne verwandt?«
Horace nickte. »Er ist mein Cousin.«
Ich trat vor. »Warst du schon einmal hier, mit Kyoka?«
Er schnappte nach Luft, und es war offensichtlich, dass er mit dieser Frage nicht gerechnet hatte. »Woher wisst ihr von ihm?«
»Das geht dich nichts an«, sagte ich, beugte mich vor und starrte ihm ins Gesicht. »Wir wissen eine ganze Menge. Wir wissen alles über Kyoka und über die Dämonen, die dem Jägermond-Clan helfen. Ist euch eigentlich klar, dass ihr nur Bauern in Schattenschwinges Spiel um die Eroberung dieser Welt seid? Und dass er euch nicht am Leben lassen wird, ganz gleich, was er euch versprochen hat?«
Horace blinzelte. »Der Jansshi-Dämon hat es versprochen. Und Kyoka wird uns nicht im Stich lassen.«
»Dich hat er bereits im Stich gelassen«, sagte Smoky. »Er hat dich mit diesem Auftrag in den sicheren Tod geschickt. Glaubst du wirklich, er wüsste nicht, dass wir ihm auf die Schliche gekommen sind? Er verfolgt jetzt seine eigenen Ziele, und der Jägermond-Clan ist nur noch ein Werkzeug, dessen er sich bedient, um zu bekommen, was er will.«
Jetzt begriff ich Smokys Strategie. Er wollte Horace glauben machen, dass Kyoka seinen Stamm an die Dämonen verkauft hatte – dann würde er uns vielleicht alles sagen, was wir wissen wollten.
»So ist es«, sagte ich. »Kyoka weiß, dass wir hinter ihm her sind, und trotzdem hat er dich hierher geschickt, obwohl du von vornherein keine Chance hattest. Was hat er dir versprochen, wenn du diese Mission erfolgreich ausführst? Geld? Ein langes Leben? Macht?«
Als Horace leicht zusammenzuckte, wusste ich, dass ich einen wunden Punkt getroffen hatte. »Was ist passiert? Standest du schon kurz davor, zum nächsten Anführer des Clans zu werden, ehe er zurückkehrte? Hat Kyoka dir diesen Traum entrissen?« Als er nicht antwortete, wandte ich mich Smoky zu. »Wir können dann wohl den Svartaner rufen und ihm unseren Freund hier überlassen. Es hat keinen Zweck. Horace, ich hoffe, du bist bereit, deinem schlimmsten Alptraum –«
»Nein! Ich sage es euch ja«, schrie er, als Smoky zur Tür ging. »Ich sage euch alles. Ich weiß, wozu Svartaner fähig sind. Lianel ist schon schlimm genug. Hetzt mir nicht noch einen auf den Hals.«
Lianel? Wer zum Teufel war Lianel? »Na gut, aber du solltest uns wirklich alles erzählen, was du weißt, und zwar schnell.« Ich versuchte, so bedrohlich wie möglich zu klingen, und Horace schauderte.
»Was wollt ihr wissen?«, flüsterte er.
»Warum erzählst du nicht einfach alles von Anfang an?« Ich griff nach meinem Stift, und er öffnete den Mund.
Zehn Minuten später hatte er sich alles von der Seele geredet. Bis Horace fertig war, schwitzte er Blut und Wasser. Zu Recht. Wenn wir ihn nicht umbrachten, würde Kyoka es ganz sicher tun. Ich bat Smoky und Chase, kurz auf mich zu warten, und ging ins Wohnzimmer, wo Trillian und Camille sich mit Zach unterhielten.
»Trillian, wir haben von dem Spion etwas erfahren, das du vielleicht so schnell wie möglich zu Hause melden solltest. Es gibt einen abtrünnigen Svartaner, der Schattenschwinge unterstützt. Möglicherweise hat das etwas mit dem Krieg zu tun, aber da bin ich nicht sicher. Sein Name ist Lianel –«
»Lianel?« Trillian sprang auf und unterbrach mich. »Sagtest du Lianel?«
»Ja, ich glaube schon«, sagte ich und sprang beiseite, als er auf mich zuschoss. »Warum? Wer ist das?«
»Er wird in Svartalfheim wegen Mordes und Vergewaltigung gesucht. Er hat eine Nichte des Königs entführt, sie vergewaltigt und dann in Stücke geschnitten, hübsch langsam. Sie hat noch lange gelebt während dieser...
Weitere Kostenlose Bücher