Schwestern des Mondes 02 - Die Katze-09.06.13
aufragten. Eine Böe fegte vorbei und ließ die Tannen knarren, und das Mal auf meiner Stirn kribbelte. Mein Herz machte einen Satz, und wie ein Bach, der in seinem Bett zu tosen beginnt, rollte Feuer durch meine Adern. Ich war aufgewühlt, aber ich fühlte mich stärker als je zuvor in meinem Leben und straffte die Schultern. Irgendjemand hatte offenbar unsere Gebete vernommen, aber ein kleiner Teil von mir fragte sich, wer sich da entschieden hatte, sie zu erhören.
»Also, Jungs und Mädels, los geht’s«, sagte ich und schob mich ins Unterholz. Die anderen folgten mir in einer schweigenden Prozession.
Kapitel 18
Als wir in den Wald vordrangen, veränderte sich mein Sehvermögen – plötzlich erkannte ich alles so deutlich, als trüge ich ein Nachtsichtgerät. Vor lauter Überraschung stolperte ich, und Camille, die direkt hinter mir ging, fing mich auf.
»Alles in Ordnung?«, fragte sie mit gedämpfter Stimme.
Ich blinzelte. Tatsächlich, ich konnte fast so deutlich sehen wie bei Tag, aber auf eine seltsam farblose Art. »Ich weiß nicht«, sagte ich und schilderte ihr knapp, was mit meiner visuellen Wahrnehmung passiert war. »Was immer es auch ist, es scheint zumindest vorteilhaft für mich zu sein. Wo ist Menolly?«, fragte ich und blickte mich um.
»Schau, da oben. Siehst du sie?« Camille zeigte auf eine tief fliegende Fledermaus. Menolly lernte langsam, aber sicher, ihre Fähigkeiten zur Gestaltwandlung einzusetzen, aber sie konnte sich noch nicht lange in der Luft halten.
»Wow, allmählich hat sie den Dreh raus, was?«, entgegnete ich. »Aber sie wird nicht lange da oben bleiben können. Ich glaube, sie hat die Verwandlung noch nie länger als zehn Minuten gehalten.«
»Na ja, zumindest versucht sie es, und das hier ist ein guter Platz dafür. Vielleicht könnte sie sich in einem Baum verstecken, wenn wir die Höhle erreichen. Als Überraschungsmoment.« Camille gab sich Mühe, unbekümmert zu klingen, aber ihre Miene verriet mir, wie es wirklich in ihr aussah. Sie wusste genauso gut wie ich, wie viel davon abhing, was in den nächsten paar Stunden geschehen würde.
Wir marschierten den aufsteigenden Pfad entlang und kamen auf die kleine Lichtung am Rand der Schlucht. Genau wie in meinem Traum. Camille und ich lugten über den Rand und betrachteten das tosende Wasser, das seinen Kanal entlangpreschte. »In den Brombeeren da möchte ich mich nicht verfangen«, sagte sie und deutete auf die dornigen Ranken, die das steil abfallende Ufer bedeckten.
»Was ist da oben auf dem Hügel?«, fragte Chase von der anderen Seite des Weges her. »Hattest du denn Gelegenheit, dich hier umzusehen?«
Wir überquerten den Pfad und traten zu ihm. Smoky starrte mit gerunzelter Stirn den Hügel hinauf. Er schüttelte den Kopf und sagte: »Ich glaube nicht, dass es eine gute Idee wäre, wenn einer von euch da hochginge. Ich könnte das unbesorgt tun, aber ich lasse es trotzdem lieber sein.«
»Was ist da? Was weißt du darüber?«, fragte ich.
»Dieses Gebiet wurde früher von Indianern bewohnt. Sie nannten sich das Volk des Mondes , und ich glaube, sie haben ganz in der Nähe heilige Begräbnisstätten. Ich kann spüren, dass sich hier Geister bewegen«, sagte Smoky.
»Mein Geistführer! Er hat gesagt, seine Leute seien das Volk des Mondes.« Noch während ich sprach, flatterte etwas im Wind, und plötzlich wurde es still. Eine durchscheinende Gestalt erschien vor uns, und ihre Aura schimmerte in der Nacht. Das war der Geist, der mir im Traum begegnet war. Er sah Smoky, Morio und Trillian fragend an.
Ich verneigte mich in der Hoffnung, das sei die angemessen respektvolle Begrüßung für einen Wächter des Landes. »So sehen wir uns wieder.« Na toll, ich hörte mich an wie aus einem Melodram aus den vierziger Jahren.
Er neigte den Kopf zur Seite. »Sind wir uns denn schon einmal begegnet?«, fragte er, und dann breitete sich ein Lächeln über sein Gesicht. »Ach ja, ich erinnere mich an dich. Aber in jener Nacht bist du als Tier durch den Wald gestreift.«
Ich nickte und wollte nicht näher darauf eingehen, in was für ein Tier ich mich verwandelt hatte. »Wir sind gekommen, um die Werspinnen zu vernichten. Wirst du uns helfen?«
Kopfschüttelnd sagte er: »Ich kann diesen Ort nicht verlassen. Aber geht, meine Freunde, und mögen die Geister mit euch sein.« Damit erlosch er und verschwand.
»Was denkst du, was das zu bedeuten hat?«, fragte Rhonda.
»Ich denke gar nichts«, sagte ich. »Ich
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