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Schwestern des Mondes 02 - Die Katze-09.06.13

Schwestern des Mondes 02 - Die Katze-09.06.13

Titel: Schwestern des Mondes 02 - Die Katze-09.06.13 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasmine Galenorn
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ungerührt wie immer. Doch seine Stimme bebte ein wenig und verriet mir, dass er Venus’ Macht sehr wohl spüren konnte. Und dass die Magie von Venus Mondkind so machtvoll sein könnte wie unser aller Kräfte zusammen. Dass er dennoch diese Morde nicht hatte aufklären können, sagte mir, dass wir in gewaltigen Schwierigkeiten steckten.
    Venus griff nach Menollys Händen, und sie überließ sie ihm zögerlich. Er drehte ihre Handflächen nach oben und schob dann die Ärmel ihres Rollkragenpullovers zurück, um die Narben zu enthüllen, die der Elwing-Blutclan mit seiner Folter hinterlassen hatte. Sie würden nie verblassen, da sie keine Zeit zum Verheilen gehabt hatten, bevor Menolly gestorben war. Ihr ganzer Körper war von Foltermalen übersät.
    »Ach, Mädchen, was haben sie dir angetan?« Venus blickte auf und sah in ihr Gesicht, das einen seltsamen, geduldigen Ausdruck zeigte. »Du bist eine Dämonin, und doch bist du so viel mehr. Fee, Mensch, Vampir...  keine deiner Bezeichnungen trägt deine ganze Geschichte, nicht wahr?«
    Während er sprach, schienen seine Worte uns mit einem Gespinst aus Musik zu umgeben. Ich konnte das Donnern dunkler Wolken hören, die über Wälder und Felder rasten. Der Schnee fiel immer dichter und umkreiste uns wie ein Wirbelwind weißer Tänzer, die verzweifelt nach einem letzten Kuss haschten, ehe sie zerschmolzen.
    Menolly wirkte überrascht, doch statt etwas zu sagen, wofür wir alle von diesem Land verbannt werden könnten – was ich halb erwartet hatte –, überraschte sie wiederum mich, indem sie schwieg. Sie erlaubte Venus, ihre Stirn zu küssen. Ihre Nasenflügel blähten sich, und ich wusste, dass sie sein Blut roch, seinen Puls hörte, doch sie blieb still stehen, wie eine Porzellanfigur, an deren kaltes Fleisch sich Schnee klammerte.
    »Wandle auf unserem Land als Gast und Freundin, Tochter der Mitternacht, doch nähre dich nicht von unserem Volk oder unseren Tieren, denn sonst werden wir dich töten müssen. Das verstehst du doch?« Der Schamane sah ihr tief in die Augen, und sie nickte, immer noch schweigend.
    Zu mir kam er als Letztes. Als er meine Hände in seine nahm, spürte ich einen glühenden Funken des Erkennens, der durch meinen Körper flammte, mich tief in der Erde verwurzelte und sich dann wieder emporschwang, um sich mit seiner Aura zu verbinden. Ich hatte eine plötzliche Vision von einem jüngeren Venus, der durch die Hügel streifte, sich vom Puma in einen Menschen und wieder zurückverwandelte und nach etwas suchte, so ungreifbar, dass es keine Worte dafür gab. Er hatte sich mit männlichen und weiblichen Liebhabern vergnügt, wie es ihm gefiel, und nackt zwischen den Seidenpflanzen getanzt, die wie bunte Inseln an den Bergflanken wuchsen.
    Wild und ungezügelt war er, selbst Teil der Essenz des Mount Rainier – er gehörte zu diesem Land. Allmählich verstand ich, warum die Puma-Enklave hier so viele Hektar Land aufgekauft und eine eigene kleine Gemeinschaft aufgebaut hatte. Sie gehörten zu diesem Vulkan, und die Bindung an ihn lag ihnen schon bei der Geburt im Blut.
    »Katzenkind, du bist verloren, nicht wahr? Du hast kein wahres Rudel. Du hast deine Familie, aber keinen Clan und keinen Ort, den du Heimat nennen kannst.« Seine Worte verwoben sich zu einem sanften Rhythmus, der mich in seinem Flüstern einfing. »Fürchte dich nicht davor, ein Windwandler zu sein.«
    Ich zuckte zusammen. Windwandler...  wie ich diesen Namen hasste und wie sehr ich die Kinder verabscheut hatte, die uns damit verhöhnt hatten, als wir noch klein gewesen waren. Windwandler streiften durch die Welt, ohne sich je irgendwo niederzulassen, immer allein, immer auf Wanderschaft. Die Vorstellung, eine von ihnen zu werden, hatte mir entsetzliche Angst gemacht. Als unsere Mutter gestorben war, hatte ich mich verzweifelt an Camille geklammert, doch ganz gleich, wie viel Liebe sie mir schenkte, sie konnte nie die Stelle unserer Mutter einnehmen.
    Venus umfing meine Hände und drückte sie sanft. »Fürchte dich nicht vor deinem Pfad, Liebes. Manche sind vom Schicksal dazu bestimmt, mit dem Wind zu wandern, den Göttern zu dienen, der Bestimmung zu folgen. Du und deine Schwestern, ihr überspannt zwei Welten...  mehr noch, um die Wahrheit zu sagen, doch das sparen wir uns für später auf. Lass alle Sorgen los. Für den Augenblick bist du eine Freundin unseres Rudels und darfst frei durch unser Land wandeln. Und falls dich der Drang überkommt, wenn die Mondmutter

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