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Schwestern des Mondes 02 - Die Katze-09.06.13

Schwestern des Mondes 02 - Die Katze-09.06.13

Titel: Schwestern des Mondes 02 - Die Katze-09.06.13 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasmine Galenorn
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schwanger ist, bist du hier willkommen, gemeinsam mit unserem Volk sicher und behütet durch die Wälder zu streifen, obwohl du neben uns einem Welpen gleichen wirst.«
    Seine Lippen streiften meine Stirn, und ich spürte eine Kraftwelle, die mich durchströmte. Er zwinkerte mir zu und drückte noch einmal meine Hände. »In dir steckt mehr, als man mit bloßem Auge zu sehen vermag, meine kleine Tigerkatze. Ich denke, du wirst überrascht sein, was du finden könntest, wenn du tief in deine Seele blickst.«
    Ich fragte mich, was er damit meinte, hatte aber das Gefühl, dass ich das schneller herausfinden würde, als mir lieb war. Ich zwang mich, meine Aufmerksamkeit wieder auf die Gruppe zu richten. Alle warteten, und es war offensichtlich, dass Zachary, Ajax und Tyler dieses Ritual schon öfter miterlebt hatten. Sie standen aufmerksam da, mit ernsten Mienen, die Handflächen vor dem Körper zusammengepresst.
    Venus trat zurück. »Wir sind bereit. Bringen wir sie jetzt zu Shawns Leichnam.«
    Zachary sah aus, als würde er gleich in Tränen ausbrechen, doch da er ein Werwesen war – und ein männliches noch dazu –, musste er vor den anderen Haltung bewahren. Ich hatte keine Ahnung, ob Ajax und Tyler zu den Ältesten des Rudels gehörten, doch es war offensichtlich, dass niemand Venus’ Befehle in Frage stellte.
    Ich griff langsam nach Zachs Hand. Schweigend gingen wir los. Hinter uns unterhielten sich Camille und Venus im Flüsterton, und dieses Mal machte ich mir nicht die Mühe, das Gespräch zu belauschen. Menolly und Morio folgten ihnen, und Ajax und Tyler bildeten die Nachhut.
    Die Douglasien waren dick verschneit, ihre Stämme überwuchert von Blaubeeren und Dornenranken, und sie drängten sich enger um uns zusammen, als wir das Wäldchen betraten. Die Haine und Wälder zu Hause waren voller Leben, aber die Wälder erdseits machten mich nervös. Sie waren verschlossen und geheimnisvoll und versuchten nie, jene zu berühren, die vorübergingen; sie waren urtümlich und chaotisch, verglichen mit den Wäldern der Anderwelt – bis auf die dunkelsten Dickichte, die Stadtfeen meistens mieden. Die Wälder hier lebten nach ihren eigenen Bedingungen und betrachteten Menschen als überflüssig. Waldgeister und Dryaden wurden toleriert, aber nur die Tiere waren hier wirklich sicher.
    Andererseits hatten diese alten Wächter vielleicht allen Grund dazu, misstrauisch zu sein und ihre Geheimnisse in ihren Stämmen und Jahresringen zu verbergen. Immerhin befanden sie sich im Krieg mit der globalen Wirtschaft, mit Spekulanten und Bauunternehmern, die an den uralten Riesen Völkermord verübten. Kein Wunder, dass sie sich von den zweibeinigen Wesen dieser Welt distanziert hatten.
    Die leuchtenden Augen von hundert Waldbewohnern musterten uns hinter den dunklen Büschen und Stämmen hervor, und ich hörte das ferne Schlagen einer Trommel, während wir durchs Dickicht marschierten. Vor uns störte ein plappernder Bach die Stille.
    Der schwache Umriss der Arrastra war mitten im Bachbett auszumachen. Arrastras waren Mühlsteine, von Eseln angetrieben, die man dazu benutzt hatte, Erz zu mahlen, um an das kostbare Gold zu gelangen, das die Hoffnungen und Träume der Bergleute nährte. Vermutlich hatten sie in dieser Gegend nicht viel gefunden, dachte ich, aber soweit ich wusste, hatten sich in diesen Hügeln vor hundert Jahren die Goldsucher nur so gedrängt. Den Feen war Silber zwar kostbarer als Gold, doch wir verstanden die Verlockung von Edelmetall.
    Camille und Venus verfielen in Schweigen. Mir sträubten sich die Haare im Nacken; der Schauplatz des jüngsten Mordes musste ganz nahe sein.
    Zachary wies mit einem Nicken auf eine lichte Stelle im Wald. »Wir sind dem Fluss bis zu dieser Lichtung gefolgt. Dort haben wir alle Leichen gefunden. Wir haben Fallen aufgestellt und Wächter postiert. Shawn war auf Wache hier draußen, und irgendetwas hat ihn überrumpelt.«
    »Hatte Delilah nicht gesagt, ihr wolltet die Wachen auf das Haupttor beschränken?«, fragte Menolly hinter uns.
    »Das hatten wir vor«, antwortete Venus an Zachs Stelle. »Aber Shawn hat uns davon überzeugt, dass er sicher wäre, wenn er einen zweiten Mann mitnimmt. Offenbar musste Jesse sich erleichtern, und während er im Gebüsch verschwunden war, ist der Mörder über den armen Shawn hergefallen. Als Jesse ihn fand, war Shawn bereits tot.«
    Zach schüttelte den Kopf. »Wir wissen einfach nicht mehr weiter. Der Rat hat endlich eingesehen, dass wir mit der

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