Schwestern des Mondes 02 - Die Katze-09.06.13
ganzen Geschichte um Rache. Vielleicht hat das gar nichts mit unserem Degath-Kommando zu tun. Und vielleicht hat das Degath-Kommando gar nichts mit uns zu tun. Könnte der Jägermond-Clan die Dämonen hergeholt haben, als Unterstützung im Krieg gegen das RainierRudel?«
Daran hatte ich noch gar nicht gedacht. »Möglich wäre es wohl. Die Clans zu Hause scheinen besser miteinander auszukommen. Um Vollmond herum kann es bei denen auch brenzlig werden, aber sie sind nicht so sehr in ihre eigene kleine Welt eingekapselt wie die Erdwelt-Clans. Natürlich werden sie in der Anderwelt als normale Mitglieder der Gesellschaft akzeptiert. Vielleicht müssen sie deshalb nicht so verschworene Gemeinschaften bilden.«
Iris erschien wieder in der Tür, in Rock und Pullover. Sie hielt einen Samtblazer in der Hand und schlüpfte auf dem Weg zu meinem Jeep hinein.
»Ich habe die Spinnen entsorgt. Sie waren keine Werwesen, sondern verhexte Winkelspinnen. Sie sind vollständig verbrannt, keine Sorge.«
Mir stand plötzlich ein unschönes Bild vor Augen, und ich warf ihr einen Blick zu. »Äh, du hast sie doch nicht im Ofen verbrannt, oder?«
»So etwas würde ich nie tun«, erwiderte sie schockiert. »Das wäre eine grausame und übertriebene Bestrafung. Ich habe sie in die Mikrowelle gesteckt.«
Blinzelnd starrte ich sie an. Camille öffnete den Mund, als wollte sie etwas sagen, schloss ihn aber gleich wieder.
Iris zuckte mit den Schultern. »Was denn? Sie zu zerquetschen, hätte nicht viel genützt; womöglich hätte irgendjemand sie reanimieren können. Ich wollte sie endgültig erledigen. Mikrowellen und Magie vertragen sich nicht besonders gut, also schien mir das die beste Lösung zu sein. Ich habe sie natürlich vorher eingepackt, damit es keine Schweinerei in der Mikrowelle gibt.«
Ich gebe ja zu, dass ich gelegentlich eine Maus, eine Ratte oder einen Schmetterling gegessen habe, aber plötzlich schien mein Frühstück die falsche Richtung einzuschlagen. Camilles Gesichtsausdruck sagte mir, dass es ihr genauso ging.
»Äh, ja... danke schön.« Camille sprang aus dem Jeep. »Ich bringe Maggie zu Menolly in den Keller, bevor ich mit Morio wegfahre, falls ihr bis dahin nicht zurück seid«, sagte sie und ging zurück ins Haus.
Ich winkte ihr nach und beugte mich dann hinüber, um Iris beim Einsteigen zu helfen, aber sie kletterte ohne Hilfe auf den Beifahrersitz und schnallte sich an. »Okay, los geht’s. Ich will den Schlussverkauf ausnutzen, bevor es zu voll wird«, sagte sie.
Ich konnte nur daran denken, wie froh ich war, dass Iris auf unserer Seite stand, als ich auf die Straße einbog und wir uns auf den Weg zum Belles-Faire Town Square machten – einer der wichtigsten Einkaufsmeilen in der Gegend.
Zwei Stunden später hielt ich wieder vor dem Haus. Ich warf Iris einen Blick zu. Sie schaute immer noch finster drein.
»Redest du immer noch nicht mit mir?«, fragte ich. »Ich habe dir doch gesagt, dass es mir leidtut.«
Iris sprang hinunter auf den Boden und zerrte eine Handvoll Einkaufstüten aus dem Jeep. Ich eilte zu ihr, um den wütenden Hausgeist zu besänftigen.
»Das wollte ich doch nicht! Es war nicht meine Schuld«, sagte ich und versuchte, ihr ein paar Einkäufe abzunehmen. Sie riss mir eine besonders hübsch glänzende Tüte aus der Hand.
»Ich kann nicht glauben, dass du das tatsächlich getan hast«, fauchte sie und stapfte die Stufen zur vorderen Veranda hinauf. Ich folgte ihr langsamer, beladen mit den Tüten, die sie nicht mehr geschafft hatte.
»Hör doch, vielleicht gelingt es mir irgendwann, mich besser in den Griff zu kriegen, aber bis dahin musst du einfach akzeptieren, dass ich meine zweite Natur nicht immer unter Kontrolle habe.« Ich versuchte, mit ihr Schritt zu halten. Für eine so kleine Frau war sie überraschend schnell.
Sie ließ ihre Tüten vor der Haustür fallen und fuhr herum. »Und wie hätten wir es diesen armen Kindern erklären sollen, wenn du den Truthahn getötet hättest? Du hast das arme Ding ja praktisch skalpiert. Ich mag einen schönen Braten zu Thanksgiving oder am Julfest, aber ich vergewissere mich zumindest, dass der Truthahn tot ist, bevor ich versuche, ihn zu essen! Und sieh dich nur an – du hast lauter Federn am Rock. Was für eine Sauerei.« Sie stieß energisch die Tür auf.
Kläglich blickte ich auf meinen Rock hinab, an dem tatsächlich noch ein paar letzte, zerknautschte Federn hingen. Ups . Ich zupfte sie seufzend ab. Es war wirklich nicht
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