Schwestern des Mondes 02 - Die Katze-09.06.13
meiner Jacke hoch, aber die eisige Brise riss jede Wärme von meinem Körper fort. Menolly machte sich nicht die Mühe, Jacken zu tragen. Das Wetter berührte sie nicht. Wenn es nicht gerade regnete oder die Jacke toll zu ihrem Outfit passte, verzichtete sie auf so etwas.
Sie bestand darauf, selbst zu fahren, also ließ ich mich auf dem Beifahrersitz nieder, lehnte mich zurück und dachte an Cromwell den Kater, an Zachary und den Jägermond-Clan. Das Letzte, worauf ich jetzt Lust hatte, war ein Treffen einer Selbsthilfegruppe für Vampire. Das Blut eines Happy Meal auf zwei Beinen zu trinken, schien mir irgendwie nicht allzu viel besser, als seinen Opfern die vorverdauten inneren Organe auszusaugen, aber da Menolly unsere Unterstützung und die der Gruppe tatsächlich annahm, wäre ich nicht im Traum darauf gekommen, deswegen irgendwelche Wellen zu schlagen.
»Okay«, sagte sie, als sie sich anschnallte. »Es geht los.«
Sie legte den Gang ein, und wir bogen aus der Einfahrt auf die nächtliche Straße ein.
Das Meeting war schon in vollem Gange, als wir ankamen, und meine Laune besserte sich ein wenig. Die meisten Vampire, die an Wades Gruppe teilnahmen, gaben sich wirklich Mühe, friedlich mit den Lebenden zu koexistieren. Obwohl es eigentlich ihrer neuen Natur zuwiderlief, hatten sie sich dafür entschieden, ihr Leben – na ja, ihr Dasein – so gut wie möglich zu führen.
Einige hatten einen festen Job, ein paar waren verheiratet, andere setzten ihr gesellschaftliches Leben fort oder engagierten sich weiterhin für ihre sozialen Projekte. Die meisten waren ursprünglich VBM. Und ja, sie alle tranken Blut, aber sie bemühten sich, vorsichtig zu sein – der Großteil ihrer Mahlzeiten spazierte relativ unversehrt von dannen, nur eben um ein, zwei Tassen leichter.
Während der vergangenen zwei Monate hatte Menolly gemeinsam mit Sassy Branson, einer Society-Lady, die zum Vampir geworden war, hart daran gearbeitet, der bunten Mischung von Untoten, die zu diesen Meetings kamen, ein bisschen Ordnung und Manieren beizubringen. Die Goths, die früher schmuddelig und mit getrocknetem Blut besudelt zu den Treffen gekommen waren, erschienen nun sauber und ordentlich gekleidet, wenn auch immer noch in ihrem obligatorischen Schwarz.
In der Gruppe gab es auch ein paar Computer-Freaks, aber jetzt wuschen sie sich das Haar und zogen frische T-Shirts an. Tad Radcliffe war ein besonders niedlicher, mit einem Pferdeschwanz, der ihm bis zum Po reichte. Er hatte seine äußerst lebendige Freundin mitgebracht, die etwa so nervös wirkte wie eine Katze in einem Hundezwinger. Der andere Computer-Freak, Albert, war ein pummeliger junger Mann, der mich immer an den Comicladen-Besitzer aus den Simpsons erinnerte, und er jammerte permanent über sein böses Schicksal.
Er hatte nicht ganz unrecht, wenn ich so darüber nachdachte. Nie wieder würde er sein Lieblingsessen – Whopper und Nachos – mit einem Budweiser herunterspülen können; aber er würde auch niemals die Plauze loswerden, die er sich vor seinem Tod mit anschließender Wiedergeburt angefressen hatte. Auch er hatte seine kostbarste Verbindung zum Leben dabei: seinen besten Freund, einen knorrig aussehenden Kerl in einem Red Dwarf -Sweatshirt.
Wieder andere drückten sich in den Schatten herum: eine junge Frau, die furchtbar unsicher wirkte, ob sie hier überhaupt richtig sei; ein Vampir der alten Schule, der es genoss, seinen Opfern eine Heidenangst einzujagen, und darauf bestand, in voller Dracula-Aufmachung herumzulaufen – mitsamt dem schwarzen Cape und allem Drum und Dran; und eine bemerkenswert schöne Frau, die aussah wie ein skandinavisches Skihäschen. Keiner von ihnen redete viel, und alle sahen entweder wütend oder gelangweilt aus, aber sie kamen Woche für Woche, angezogen vom Hauch eines gesellschaftlichen Lebens, das sie in der gewöhnlichen Welt nicht mehr haben konnten.
Sassy Branson war auch jedes Mal da. Sie warf uns schon Küsschen zu, als wir zur Tür hereinkamen. »Ihr habt doch meine Weihnachtsparty nicht vergessen, oder?«, fragte sie mit ihrer klingenden, leicht rauchigen und berauschenden Stimme.
Sassy war eine schicke Society-Lady aus den besten Kreisen von Seattle; ihre Freunde wussten nichts von ihrem UntotenLeben. Sie blieb tagsüber natürlich zu Hause, pflegte ihr Image als zurückgezogen lebende Exzentrikerin, und nachts ging sie dann aus oder gab Partys.
»Steht schon im Kalender«, erwiderte ich lächelnd. »Am
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