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Schwestern des Mondes 02 - Die Katze-09.06.13

Schwestern des Mondes 02 - Die Katze-09.06.13

Titel: Schwestern des Mondes 02 - Die Katze-09.06.13 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasmine Galenorn
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bestickt mit Tulpen und Tausendschön. Die Hülle war eine von ihren eigenen, und ich warf ihr einen dankbaren Blick zu.
    Stumm steckte ich den Zettel in die Tasche, hob dann Cromwell hoch und schob ihn sacht in sein seidenes Leichentuch. Iris band die Enden des Kissenbezugs mit violettem Samtband zu und sah mich dann abwartend an.
    Ich wandte mich wieder dem Netz zu und stieß ein lautes Fauchen aus. Iris schob mich beiseite. Mit einer einzigen Handbewegung ließ sie das Netz gefrieren, und es fiel zu Boden und zerbarst in tausend Stücke. Ich schnappte mir den Spaten und bedeutete ihr, Cromwell mitzunehmen. Wir trugen ihn hinaus in den Garten, und ich grub ein Loch unter einer jungen Eiche.
    Iris legte ihn hinein. »Möchtest du ein paar Worte sagen?«
    Ich dachte darüber nach und schüttelte dann den Kopf. Cromwell hätte sicher nichts von Zeremonien gehalten. Er war kein Schoßkätzchen. Er war ein Kämpfer gewesen, ein echter Kater. Als Mensch wäre er ein altgedienter Soldat oder Krieger gewesen. Er hätte bestimmt keine hübschen Worte und blumigen Abschiedsreden gewollt. Ich drückte nur die Finger an die Lippen und warf ihm eine Kusshand nach. »Möge die Herrin Bast dich in ihre Arme schließen, mein alter Freund«, flüsterte ich. Dann schaufelte ich das Grab wieder zu.
    Auf dem Weg zum Haus zeigte ich Iris den Zettel.
    Sie tat die Warnung mit einem Schulterzucken ab. »Ihr werdet euch doch davon nicht aufhalten lassen, oder?«
    Ich schnaubte. »Die haben sich die falschen Mädels ausgesucht und den falschen Kater ermordet. Iris, wir haben uns Dämonen in den Weg gestellt und den Kampf gewonnen. Ein Nest voll Spinnen ist nichts im Vergleich zu solchen Feinden.« Trotzdem – als wir die hintere Veranda erreichten, konnte ich nicht anders, als argwöhnisch die Wände, Decken und Zimmerecken abzusuchen, um mich zu vergewissern, dass wir nicht beobachtet wurden.

 
Kapitel 10
     
    Um genau halb fünf wachte Menolly auf. Sie brachte Maggie mit herauf, setzte sich mit ihr in den Schaukelstuhl und spielte mit der Kleinen, während Iris und ich ihr berichteten, was passiert war. Camille und Morio waren immer noch unterwegs, hatten aber eine Nachricht auf dem Anrufbeantworter hinterlassen, dass sie später kommen würden und wir uns keine Sorgen machen sollten.
    »Dann musst du mich wohl zu meinem Treffen begleiten«, sagte Menolly. Zu den Spinnen und Cromwell sagte sie nicht viel, aber ich sah ihr an, dass sie aufmerksam zuhörte und über alles nachdachte, was wir ihr erzählten.
    Ich nickte. »Ich will mich nur schnell umziehen. Ich habe immer noch ein paar Federn von diesem Truthahn an mir.«
    »Truthahn?«, fragte Menolly und warf Iris einen kurzen Blick zu, die ein Kichern unterdrückte.
    Ich streckte den Rücken und nickte. »Na los, Iris, erzähl es ihr schon. Bevor du platzt.« Ich verließ die Küche und konnte auf dem ganzen Weg die Treppe hinauf Iris und Menolly schallend lachen hören. Zweifellos über mich.
    Ich warf meine schmutzigen Sachen in den Wäschekorb und beschloss, noch schnell zu duschen. Das Meeting begann um acht. Im Frühling und Sommer fingen sie gegen elf Uhr abends an, damit die Sonne auch wirklich niemanden in Gefahr brachte, aber jetzt, an den späten Winterabenden, vor allem im Dezember, wenn alle mit ihren Plänen für die Feiertage beschäftigt waren, hielten die Anonymen Bluttrinker ihre Treffen am frühen Abend ab. So konnten die Mitglieder noch ihre Angehörigen und Freunde sicher nach Hause begleiten, ehe sie loszogen, um zu trinken.
    Bis ich wieder herunterkam, hatte sich auch Menolly umgezogen – sie trug einen langärmeligen Pulli und einen wadenlangen Leinenrock in Blaugrün und braune Lederstiefel mit hohen Absätzen. Ihre rostroten Locken kamen vor dem Blaugrün gut zur Geltung, und sie hatte versucht, ihren Wangen etwas Farbe zu verleihen – leider war dies nicht ihr gelungenster Look. Selbst das blasseste Rouge wirkte auf ihrer Alabaster-Haut grell wie Clownsschminke. Sanft hob ich die Hand, spuckte darauf und begann ihre Wangen abzuwischen. Sie verdrehte die Augen.
    »Schon gut, schon gut, verstanden. Ich gehe und wasche es ab«, stöhnte sie.
    »Der Lipgloss sieht toll aus, aber das Rouge...  «
    Sie schob Maggie in meine Arme und ging ins Bad. Als sie zurückkam, sah sie wieder normal aus. Ich gab Maggie an Iris weiter, und Menolly und ich machten uns auf den Weg.
    Die Nacht war klar und kalt, und die Temperatur fiel weiter ab. Ich zog den Reißverschluss

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