Schwestern des Mondes 02 - Die Katze-09.06.13
Denn ich wusste, dass ich nicht den Hauch einer Chance hatte, mich aus einem ganzen Raum voll gereizter Vampire hinauszukämpfen.
Aus Versehen machte ich einen Schritt zu viel und landete auf Sassys Schoß – sie saß direkt hinter mir. Prompt schlang sie die Arme um mich und zog mich noch dichter an sich, um mir ins Ohr zu flüstern: »Ich wette, Menolly wünscht, sie könnte seiner Mutter auf der Stelle einen Pflock durchs Herz rammen. Ein Jammer, dass das nicht geht. Jedenfalls nicht hier. Hör mal, falls es Ärger gibt, bleib einfach dicht bei mir, ja?« Dann stieß sie einen zittrigen Seufzer aus. Mir wurde klar, dass sie meinen Pulsschlag hören konnte, und obwohl ich mich sofort losreißen und weglaufen wollte, wusste ich, wie dumm das gewesen wäre. Also nickte ich nur.
Die kleine Versammlung schien zu erstarren, und die anderen – lebenden – Gäste wichen erschrocken zu den Ausgängen zurück. Das Letzte, was wir jetzt brauchten, war ein handfester Streit, der den Vampiren die Sicherungen durchbrennen ließ. Mrs. Stevens hatte zwar nicht gerade Model-Maße, aber der Anblick von zwei Frauen, die hier ein kleines Wrestling-Match ausfochten und auf dem Boden herumrollten, könnte genügen, um die Männer durchdrehen zu lassen, und die Tatsache, dass hier ein paar wandelnde Mahlzeiten wie ich unterwegs waren, würde ihre Erregung nur anheizen.
Wade drängte sich zwischen Mrs. Stevens und Menolly. Sanft schob er die beiden auseinander. »Mutter, Menolly, das reicht. Wir wollen hier keinen Streit.« Er sah eine nach der anderen ernst an.
Sprich für dich selbst, Psycho-Fuzzy , dachte ich. Menolly liebte einen handfesten Streit. Und es sah ganz so aus, als sei Mrs. Stevens einer Prügelei auch nicht abgeneigt, obwohl ich darauf wetten würde, dass sie das niemals zugegeben hätte.
»Bitte, Mutter«, flüsterte er so leise, dass ich ihn kaum hören konnte. Ich verstand ihn nur dank meiner scharfen Katzensinne. »Das ist meine Gruppe. Bring mich vor diesen Leuten nicht in Verlegenheit.«
Sie bedachte ihn mit einem dieser eisig-starren Blicke, die nur erzürnte Mütter draufhaben, seufzte dann und setzte sich kopfschüttelnd auf einen Stuhl. »Wie du willst. Sieh einfach über die Tatsache hinweg, dass ich dich geboren und zweiunddreißig Stunden lang in den Wehen gelegen habe. Sieh darüber hinweg, dass ich dir das Medizinstudium ermöglicht habe, nachdem dein nichtsnutziger Vater uns sitzengelassen hat, und dass ich dafür gesorgt habe, dass du immer genug zu essen und saubere Kleidung zum Anziehen hattest. Du bist ja jetzt erwachsen. Aber ich wollte doch nur, dass du glücklich wirst. Ich versuche nur, ein wenig mehr über dieses Mädchen herauszufinden, in das du dich verliebt hast, und ihr beide bringt mich beinahe um wegen ein paar harmloser Fragen. Nein, nein, kümmere dich nicht um mich – ich bin nur eine alte Frau, was zählen schon meine Gefühle –«
Wade presste die Lippen zusammen und blickte kopfschüttelnd zur Decke auf. »Es tut mir leid, Mutter. Du weißt, wie sehr ich alles schätze, was du für mich getan hast –«
»Und was ich weiterhin für dich tue, und jetzt sieht es so aus, als würde ich auf ewig deine Mutter sein oder zumindest so lange, bis du mich mit deiner Herzlosigkeit in die Sonne hinaustreibst!«
Menolly biss sich so heftig auf die Lippe, dass ich Zahnabdrücke sehen konnte. Sie berührte Wade am Arm. »Wie wäre es, wenn wir jetzt das Meeting eröffnen?« Sie ignorierte Mrs. Stevens vollständig, wandte sich ab und ging – ebenso gut hätte sie der Frau ins Gesicht schlagen können.
Ich drehte mich um und suchte verzweifelt irgendetwas, womit ich mich ablenken konnte, damit ich nicht in hysterisches Gelächter ausbrach. Sassy bemerkte meinen Gesichtsausdruck und tat das Letzte, womit ich je gerechnet hätte. Sie packte mich, küsste mich herzhaft auf den Mund und liebkoste gleichzeitig mit beiden Händen meine Brüste.
Schockiert darüber, wie gut sich ihr Kuss anfühlte und welch himmlische Empfindungen ihre Berührung auslöste, ließ ich mich von ihr küssen und fragte mich halb ohnmächtig, ob sie mich mit zu sich nach Hause nehmen und die ganze Nacht lang so himmlische Dinge mit meinem Körper anstellen würde. Doch trotz des langen Kusses und der dadurch ausgelösten Phantasien erkannte ich, dass ich in Gefahr schwebte. Ich versuchte, meine Panik im Zaum zu halten und Sassy sacht von mir zu schieben. Menolly hatte mir die Warnung eingetrichtert: Bei Vampiren
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