Schwestern des Mondes 02 - Die Katze-09.06.13
bist du niemals sicher. Lass dich nicht mit den Untoten ein. Biete dich nicht als willigen Saftspender an.
Damit wir uns nicht falsch verstehen, die Vorstellung, Sex mit einer Frau zu haben, war nicht das Problem – auf die Idee war ich schon ein paarmal gekommen, und ich nahm an, dass ich es eines Tages auch ausprobieren würde. Nein, Sassy war ein Vampir, kein VBM mehr, und ihre Zunge in meinem Mund war ein bisschen mehr, als ich im Augenblick verkraften konnte. Abgesehen von meiner unwillkürlichen Erregung hatte ich keinerlei Absicht, mich zu ihrer Gespielin zu machen.
Als ich schon fürchtete, nicht schnell genug protestiert zu haben, brach Sassy den Kuss ab. Sie starrte mich mit glitzernden Augen an, packte meine Hand und zerrte mich an die hintere Wand des Raumes.
»Entschuldige bitte«, murmelte sie. »Ich wollte nur verhindern, dass du lachst. Das hätte Ärger geben können. Die meisten Vampire nehmen sich selbst viel zu ernst, und so ein Lachen trifft sie tief.«
»Dich nicht?« Ich konnte mir die Frage nicht verkneifen.
»Himmel hilf, nein.« Sie grinste mich an und strich sich das Haar zurecht. »Meine Liebe, ich habe nicht dieses stolze Alter erreicht, indem ich mich selbst ernst genommen habe. Man muss loslassen und lachen können. Das ist eine Lektion, die ich im Leben auf die harte Tour gelernt habe, und ich hoffe, dass ich sie auch im Tod nie vergessen werde. Na ja, Untod .«
»Danke« flüsterte ich, immer noch ganz durcheinander wegen der Art, wie ich auf sie reagiert hatte. »Glaube ich.« Sobald ich mich vergewissert hatte, dass wir genug Abstand zu der melodramatischen Szene um Wade und seine Mutter hatten, fügte ich hinzu: »Ich war schon fast sicher, dass zwischen Menolly und Mrs. Stevens Blut fließen würde.«
Sassy unterdrückte ein Lachen. »Ich finde das todkomisch. Menolly versucht nur, von Wades Familie akzeptiert zu werden, und ihre Art, das anzupacken, ist eben die, sich den Respekt seiner Mutter zu verschaffen, indem sie sich ihr gegenüber behauptet.«
Irgendwie glaubte ich nicht, dass es Menolly einen Scheißdreck kümmerte, ob Belinda Stevens sie akzeptierte oder nicht, aber ich hielt den Mund.
»Nur der arme Junge tut mir leid«, fuhr Sassy fort. »Ich nehme an, irgendjemand war sauer auf ihn und hat seine Mutter in einen Vampir verwandelt, um sich an ihm zu rächen. Wade und seine Mutter sind im Leben schon nicht gut miteinander ausgekommen. Jetzt hat er sie auf ewig am Hals, denn eines kann ich dir garantieren: Frauen wie die hören niemals auf, ihre Söhne kontrollieren zu wollen.«
Ich warf über die Schulter einen Blick zu dem Trio und schauderte. Ein weiterer Grund, weshalb ich nie heiraten würde. Meine Familie war schon merkwürdig genug – wenn da noch die Familie von jemand anderem dazukäme, könnte das der reinste Alptraum werden. Ich wandte mich wieder Sassy zu. »Also, wir freuen uns wirklich auf deine Party nächste Woche«, sagte ich, um wieder so etwas wie Normalität herzustellen.
Sie strahlte. »Meine Liebe, das wird das Ereignis der Saison! Es freut mich, dass ihr kommt«, fügte sie hinzu, und dann hob sie die Hand, um mir den Pony aus den Augen zu streichen. »Du bist wirklich ein reizendes Mädchen«, sagte sie mit rauher Stimme, und ich erkannte, dass Sassy mehr verbarg als nur die Tatsache, dass sie ein Vampir war. Sie stand definitiv auf Frauen. Mir wurde ganz anders, als sie den Blick über meinen Körper schweifen ließ. Richtig Angst machte mir die Tatsache, dass ich unwillkürlich auf die Einladung eingehen wollte. Vampire konnten Feen bezaubern, aber nicht so leicht, wie ihnen das bei Menschen gelang.
»Das findet mein Freund auch«, sagte ich und befand, dass Chase Vorteile hatte, auf die ich noch gar nicht gekommen war. Interessierte Vampire von mir abzubringen war womöglich einer davon.
Sassy musterte mich neugierig, schüttelte dann den Kopf und wandte sich ab. »Sieht so aus, als wollten sie das Meeting gleich eröffnen«, bemerkte sie. »Ach, wenn ihr auf meiner Party seid, denkt bitte daran: Die meisten meiner alten Freunde wissen nicht, dass ich tot bin, also verplappert euch bitte nicht.«
Kichernd steckte sie eine graue Strähne, die sich aus ihrem ordentlichen Chignon gelöst hatte, wieder fest. Sassys leuchtend pflaumenblaues Kleid und die Zobelstola wirkten in diesem Kellerloch prächtig fehl am Platze, doch als ich ihr in die Augen sah, erkannte ich, wie einsam sie sich fühlen musste – so lange schon verbarg sie
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