Schwestern des Mondes 02 - Die Katze-09.06.13
ihre wahre Identität. Sie war eine einsame Frau, und es war offensichtlich, dass sie immer noch ein starkes, menschliches Gewissen hatte. Sassy Branson war ein Sonderling, ein Außenseiter, so wie wir drei. Und vielleicht war das der Grund, weshalb ich sie so mochte.
Als Menolly und ich vor dem Haus hielten, war sie wieder bereit, mit mir zu reden. Sobald wir das Meeting verlassen hatten und ich etwas sagen wollte, war sie mir über den Mund gefahren und hatte gesagt, ich solle die Klappe halten. Sie kochte während der ganzen Heimfahrt vor sich hin und fuhr fast hundert, obwohl ich sie immer wieder bat, nicht so zu rasen. Sie merkte es nicht einmal, als ich CCR in ihren CD-Spieler schob, eine Band, die sie nicht ausstehen konnte.
Morios Subaru stand in der Einfahrt und daneben Trillians Harley. Wir waren schon ausgestiegen und auf dem Weg ins Haus, als sie mich zurückhielt.
»Kätzchen, es tut mir leid, dass ich auf dem Heimweg so barsch zu dir war. Ich habe nur eine Weile gebraucht, um mich zu beruhigen. Ich hätte nie damit gerechnet, dass Wades Mutter so ein Miststück ist.«
»Bei der kommt man sich vor wie in einer miesen Talkshow, was?«, bemerkte ich kichernd.
Das entlockte ihr ein Lächeln, und sie schlang mir einen Arm um die Taille. »Ja, genau so ist es, Kätzchen«, sagte sie. »Und deshalb werden Wade und ich auch nie mehr als Freunde sein. Ich glaube nicht, dass ich regelmäßigen Besuch von seiner Mutter ertragen könnte, selbst wenn er der beste Liebhaber auf der Welt wäre. Und das ist er nicht. Ich mag ihn, und ich werde ihm weiterhin mit der Gruppe helfen, aber mit ihm ausgehen? Ich glaube nicht. Und jetzt komm, sehen wir nach, was für schlechte Neuigkeiten unser Trio Infernale ausbuddeln konnte.«
Camille und ihre Liebhaber kuschelten zusammen auf dem Sofa. Trillian saß zu ihrer Linken, einen Arm über ihren Oberschenkel drapiert, und Morio zu ihrer Rechten, einen Arm um ihre Schultern gelegt.
»Kleine Orgie gefeiert, während wir weg waren?« Die Worte waren aus mir herausgeplatzt, ehe ich es verhindern konnte.
Camille warf mir einen höhnischen Blick zu, doch unter ihrem Grinsen wirkte sie so bedrückt, wie ich sie selten gesehen hatte. Morio und Trillian runzelten die Stirn. Genaugenommen runzelte Morio die Stirn, während Trillians finstere Miene den Raum verdunkelte.
Menolly zog sich den Fußschemel heran, und ich ließ mich in den Sessel fallen. »Also schön: Vater – der Krieg – der Schild – Smoky... Raus damit«, sagte ich.
Trillian schnaubte und entgegnete: »Euer Vater ist in Sicherheit, soweit ich feststellen konnte. Er hat sich in die Wälder geschlagen, ganz in der Nähe des Ortes, wo eure Tante jetzt lebt. Lethesanar hat tatsächlich ein Kopfgeld auf ihn ausgesetzt, aber bisher haben sie ihn nicht erwischt. Auch eure Tante ist sicher, zumindest für den Augenblick.«
Man sah mir die Erleichterung offenbar an, denn er fügte hinzu: »Mach dir aber keine allzu großen Hoffnungen. Der Krieg ist in vollem Gange. Y’Elestrial hat Svartalfheim angegriffen, die große Schlacht hat bereits begonnen.« Trillian seufzte tief, und mir wurde klar, dass er über die Situation ebenso unglücklich war wie wir.
»Was ist mit dem AND?«, fragte Menolly.
»Der gesamte AND wurde dem Militär unterstellt. Ihr könnt ihn praktisch vergessen. Glaubt ja nicht, die Kavallerie würde kommen und euch retten, falls irgendetwas passiert.«
Das waren schlechte Neuigkeiten, aber wir hatten damit gerechnet, und zumindest waren unser Vater und unsere Tante in Sicherheit. Ich sah Camille an. »Und dieser Schild, den wir in der Höhle gefunden haben? Und Smoky?«
Bei meiner Frage huschte ein Schatten über Trillians Gesicht, und irgendetwas sagte mir, dass der Drache der Grund für seine gereizte Miene war.
Camille biss sich auf die Lippe. »Wie wir schon vermutet hatten, steckt auch dämonische Energie in dem Schild. Ich würde darauf wetten, dass er einem der Höllenspäher gehört. Wir haben ihn draußen bei Smoky gelassen, da ist er sicher versteckt. Ich will ihn nicht hier im Haus haben.«
Ich starrte auf meine Hände, denn an die Antwort auf meine nächste Frage wollte ich eigentlich gar nicht denken. Aber ich musste fragen. »Was hat Smoky zu alldem gesagt?«
Camille stand vom Sofa auf, trat ans Fenster und starrte in die Winternacht hinaus. »Es weht ein böser Wind, und er flüstert unsere Namen. Ich kann es fühlen, so deutlich wie meinen eigenen Herzschlag.« Sie drehte
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