Schwestern Des Mondes 03 - Die Vampirin-09.06.13
hat. Er wird sie eine Weile am Leben erhalten, denn er will, dass ich sehe, was er vollbracht hat. Aber letztendlich wird er sie in Stücke reißen. Sie wird sich niemals ganz davon erholen, was er ihr angetan hat. Ich kann ihn vielleicht nicht daran hindern, sie zu töten, aber ich kann ihn davon abhalten, sich weitere Opfer zu nehmen.«
»Er schart eine Armee um sich«, unterbrach Morio mich.
»Wie bitte?« Camille und ich starrten ihn an.
»Er baut sich eine hübsche kleine Armee auf. Ich glaube, er will sich eine Truppe Vampire zulegen, die groß genug ist, um ein wahres Blutbad in der Stadt anzurichten.« Morio rutschte ein Stück und nahm sich Camilles anderen Fuß vor.
»Denkt doch mal darüber nach«, fuhr er fort. »Der Kerl ist irre, das wissen wir. Aber er ist außerdem machtgierig. Du bist es, auf die er es abgesehen hat, ja, aber überleg mal, was es für ihn bedeutet, in der Erdwelt zu sein. Er hat eine frische Leinwand, auf der er malen kann. Eine Menge Leute Erdseits wissen noch nicht viel über Vampire. Bis sich seine Taten herumsprechen, hat er schon einen großen Schritt dahin getan, die Unterwelt von Seattle zu beherrschen.«
Das Bild, das er da zeichnete, nahm vor meinem inneren Auge grausige Gestalt an. Der Elwing-Blutclan, nur viel größer. Mit womöglich Hunderten neugeborener Vampire unter Dredges Kontrolle. Sie würden jagen, und sie würden jeden ausschalten, der sich ihnen in den Weg stellte. Wade, Sassy und ich konnten nicht einmal hoffen, diesem neuen Vampirbild eine Delle zu verpassen – keine Chance. Und bald würden wegen Dredges Marionetten alle Übernatürlichen zur Zielscheibe von Racheaktionen werden.
»Heilige Scheiße«, sagte ich. »Du hast recht. Dredge baut sich eine Armee auf, in einer Welt, die sich nicht gegen ihn schützen kann. Ich muss Jareths Angebot annehmen. Ich kann es mit Dredge aufnehmen, wenn ich gut vorbereitet bin. Andernfalls... habe ich keine Chance.«
Camille glitt vom Bett, trat zu mir und legte mir einen Arm um die Schultern. »Menolly, du schaffst das. Du hast Dredge überlebt, du bist aus dem Abgrund zurückgekehrt... du kannst alles überleben, womit Jareth dich auch konfrontieren mag.«
»Aber das ist ja das Problem«, sagte ich mit zitternden Knien. »Ich werde zu jener Nacht zurückkehren müssen, in die Dunkelheit, als er versucht hat, meine Seele zu vernichten.« Meine Stimme klang gepresst und schrill wie die einer Banshee, und ich fiel auf die Knie. »Ich will das nicht noch einmal durchleben! Ich begegne schon zu vielen Erinnerungen in meinen Träumen.«
Meine Schwester kniete sich neben mich und nahm meine Hand. »Es ist nicht fair, und das war es nie. Aber, Menolly, du musst das tun. Du weißt es, und ich weiß es. Und wenn es vorbei ist, kannst du Dredge aufspüren und seine Seele auslöschen. Die Götter werden auf dich herablächeln.«
»Die Götter können von mir aus zur Hölle fahren«, erwiderte ich heiser und griff nach ihrer Hand. »Ich bin so dankbar, dass du da bist. Würdest du mir helfen und auf mich aufpassen? Würdest du mitkommen, wenn Jareth damit einverstanden ist? Ich brauche dich.«
Sie nickte. »Auf mich kannst du dich verlassen. Du kannst dich immer und überall auf mich verlassen.«
Und damit war es in Ordnung. Camille würde dabei sein. Meine große Schwester, die nach Mutters Tod deren Rolle übernommen hatte, die unser Fels in der Brandung geworden war, die einen kühlen Kopf bewahrt hatte, als ich rasend vor Blutdurst ins Haus geplatzt war, die uns im Kampf gegen Bad Ass Luke und das erste Degath-Kommando angeführt hatte... Sie würde da sein und auf mich aufpassen, wie immer. Plötzlich wurde mir klar, dass ich trotz Folter und Verwandlung immer noch meine Familie brauchte. Ich brauchte ihre Liebe. Ich brauchte jemanden, zu dem ich gehören konnte.
Kapitel 14
Wir warteten, damit Camille und Morio etwas essen konnten, bevor wir wieder zur Straße der Tempel aufbrachen. Ich hockte auf einem der Betten und sah den beiden zu, die am Tisch saßen. Als ich mich endlich von meinen eigenen Gedanken losreißen konnte, die von rasender Angst erfüllt waren, bemerkte ich ein seltsames Licht, das von der Aura der beiden ausging. Es sah aus wie eine silbrig grüne Schnur, die beide verband. Was zum Teufel hatten sie im Park getrieben? Camille war mit Morio ganz ähnlich verbunden wie mit Trillian, aber hier schien es mehr zu sein als Sex...
»Menolly«, sagte Morio, riss ein Stück Brot in zwei Teile und
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