Schwestern Des Mondes 03 - Die Vampirin-09.06.13
reichte die Hälfte Camille, »ich wollte dich schon immer mal etwas fragen. Du kannst kein Essen mehr zu dir nehmen, richtig?«
Ich nickte. »Stimmt, das kann ich nicht. Ich kann auch nichts anderes trinken als Blut. Mir wird entsetzlich übel, wenn ich irgendetwas anderes zu mir nehme. Essen wird mich nicht umbringen, aber die Folgen sind alles andere als schön. Warum?«
»Ich habe nachgedacht. Meine Fähigkeit, Illusionen zu schaffen, ist extrem gut ausgebildet. Ich dachte, vielleicht könnten wir ein bisschen damit herumspielen. Ich könnte versuchen, eine Illusion auf das Blut zu legen, das du trinkst, wenn du zu Hause bist. Vielleicht kriege ich es hin, dass das Blut nach etwas anderem riecht und schmeckt... zum Beispiel nach irgendeinem Lieblingsgericht, das du vermisst.«
Ich starrte ihn mit offenem Mund an. Niemand hatte je daran gedacht, mir so etwas vorzuschlagen. »Das ist das Netteste, was ich seit langem gehört habe. Aber würden wir damit nicht nur deine Energie verschwenden?«
»Wieso verschwenden? Ich werfe nicht den lieben langen Tag mit gewaltigen Zaubern um mich, und so etwas dürfte nicht allzu viel Mühe kosten, denke ich. Es wäre einen Versuch wert, falls du Interesse hast.« Er zuckte mit den Schultern. Camille zog die Nase kraus und lächelte.
Ich wusste nicht recht, was ich sagen sollte, stammelte nur »Danke schön« und dachte mir dann: Warum nicht? Was konnte es schon schaden?
»Ich würde es gern mal probieren«, sagte ich. »Vielleicht wenn wir diesen Alptraum mit dem Elwing-Clan hinter uns haben. Ich vermisse... es gibt so vieles, was ich vermisse.«
»Zum Beispiel Mutters Buttercreme-Plätzchen?«, bemerkte Camille.
Da musste ich lachen. Was für ein Thema für einen Abend, an dem ich mich anschickte, mich einem Schamanen zu überlassen, der meine Seele in Stücke reißen würde. »An die habe ich schon lange nicht mehr gedacht, aber ja, Mutters ButtercremePlätzchen. Hast du das Rezept?«
Sie nickte. »Ich habe alle ihre Rezepte aufbewahrt. Ich kriege die Sachen nicht halb so gut hin wie sie, aber Iris vielleicht. Ich habe einfach nie daran gedacht, sie darum zu bitten.«
Das löste ein lebhaftes Gespräch über die köstlichen Gerichte aus, die Mutter früher gekocht hatte, und wie sie sich bemüht hatte, das Essen der Erdwelt nachzuahmen, um uns auch mit dem Geschmack von Dingen wie Hamburgern und Pommes vertraut zu machen, als wir noch klein waren. Ich vermied es, in Richtung der Uhr zu blicken, die auf einem Wandbord stand, aber als Camille und Morio aufgegessen hatten, wusste ich, dass wir es nicht länger hinausschieben durften. Zumindest hatte die Unterhaltung über so Alltägliches wie Essen mich von dem abgelenkt, was mir bevorstand.
»Wir sollten allmählich gehen. Seid ihr beiden gut genug abgeschirmt, um die Tempelstraße auszuhalten?«
Morio nickte. »Ich denke, jetzt müsste es gehen. Wir haben eine ziemlich starke Barriere gegen alle möglichen magischen Energien aufgebaut, das sollte reichen. Bist du bereit?«
Ich holte tief Luft, hielt sie lange an und stieß sie dann langsam wieder aus. »Nein, aber es muss sein, und zwar jetzt. Dann wollen wir mal sehen, was Jareth mit mir vorhat.«
Der Marsch zurück zur Tempelstraße dauerte nur eine halbe Stunde, denn jetzt kannten wir den Weg. Morio und Camille sahen entschieden unwohl aus, sobald wir die andere Seite des Parks erreichten, aber ihr Zauber hielt, und als wir die Tür zum Tempel des Gerichts erreichten, schienen sie ganz fit zu sein.
Jareth erwartete uns in der großen Halle. »Ich wusste, dass Ihr zurückkehren würdet«, sagte er und nickte Camille und Morio zu. »Ihr seid selbstverständlich willkommen, aber es wird alles andere als angenehm. Seid Ihr sicher, dass Ihr dabei zusehen wollt? Es ist möglich, dass Ihr mehr darüber erfahren werdet, was Eurer Schwester geschehen ist, als Euch lieb ist, Camille.«
Camille sah mich an. »Ich habe dir versprochen, dir beizustehen, und das werde ich auch tun, wenn du mich dabeihaben willst. Du solltest das nicht allein auf dich nehmen müssen. Wir sind eine Familie, und was immer dir geschehen ist, ist uns allen geschehen.«
Ich rieb mir den Nasenrücken. »Ich habe so hart daran gearbeitet, vor allen zu verbergen, was Dredge mir angetan hat, um dich und Delilah und Vater zu schützen. Ich denke... es ist an der Zeit, meine Geheimnisse preiszugeben.«
Jareth nickte. »Dann folgt mir. Ihr alle. Wir werden außerhalb der Zeit arbeiten. Ihr werdet
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