Schwestern Des Mondes 03 - Die Vampirin-09.06.13
Meinung«, erwiderte ich und versuchte, in seiner Miene zu lesen. Er war undurchschaubar, dieser Mönch.
»Ihr glaubt, Ihr hättet in diesem Augenblick nicht die Macht, ihn zu besiegen?«
Ich sah ihm in die Augen und entdeckte dort etwas, das ich schon sehr lange nicht mehr gesehen hatte. Verständnis. Reines, kristallklares Verständnis. Ich hätte weinen können, schüttelte aber nur langsam den Kopf. »Nein. Ich weiß, dass ich das nicht kann.«
»Ihr könnt Euren Meister finden. Alle Vampire können ihren Meister finden, sofern er noch nicht den endgültigen Tod gestorben ist.« Während er mich weiterhin anstarrte, bekam ich das äußerst merkwürdige Gefühl, dass er tief in meine Seele blickte, vorbei an meinem Zorn und den Erinnerungen, tief hinein in das Ich, das einmal gewesen war.
»Ihr wisst eine Menge über Vampire, nicht wahr?« Ich versuchte immer noch, seinen Gesichtsausdruck einzuschätzen. Irgendetwas an ihm faszinierte mich. Offensichtlich besaß er große Macht, aber er verbarg sie hinter einer stillen Maske.
»Genug für Eure Zwecke«, sagte er. »Ich habe einigen Vampiren geholfen, Kontrolle über ihre Impulse zu erlangen. Und ich habe auch ein paar verloren.«
Ein Schauer lief mir über den Rücken, kälter als meine Haut, kälter als der Tod. »Ein paar verloren?«
»Eine Handvoll von denen, die mich aufgesucht haben. Ich konnte ihnen nicht helfen. Entweder wollten sie sich dem Dämon in ihrem Inneren nicht stellen, oder sie waren zu begeistert davon. Sie haben nicht nach innerer Balance gesucht und sind zu Ungeheuern geworden.« Als er meinen Blick auffing und festhielt, wusste ich es – ich wusste, warum Königin Asteria mich angewiesen hatte, ihn aufzusuchen.
»Ihr habt versucht, Dredge zu helfen, nicht wahr?«
Jareth schlug die Augen nieder. »Manchmal verliert man das Spiel, ganz gleich, wie sehr man sich bemüht. Dredge war mein erster – und schwerster – Misserfolg.«
Ich dachte scharf nach. Wenn Jareth Dredge ganz zu Anfang kennengelernt hatte, musste er unglaublich alt sein. Und er wusste, wie Dredge tickte. Er hatte unschätzbar wertvolle Informationen darüber, wie ich meinen Alptraum besiegen konnte.
»Werdet Ihr mit mir arbeiten?« Ich trank meinen Kelch aus und stellte ihn beiseite. »Dredge hat eine Freundin von uns entführt. Ich mache mir keine großen Hoffnungen mehr, aber vielleicht... vielleicht können wir sie retten. Er hat das getan, um mich zu verletzen. Ich glaube nicht, dass er sie sofort getötet hat.«
Jareth beugte sich über den Tisch. »Wenn Ihr um meine Hilfe bittet, werde ich Euch zwingen, dunkle Pfade zu beschreiten, Menolly. Ihr müsst Euch mit Euren Erinnerungen anfreunden, bevor ich Euch zu Dredge führen kann. Er ist Euer Meister. Wenn Ihr es jetzt mit ihm aufnehmt, ohne meine Hilfe, garantiere ich Euch, dass er Euch am Ende vollkommen beherrschen wird. Dredge ist anders als die meisten Vampire. Wisst Ihr, was er vor seiner Verwandlung war? Hat er Euch seine Geschichte erzählt?«
Ich schüttelte den Kopf. »Er hat mir gar nichts gesagt, außer was er mit mir machen würde. Und er hat jedes Versprechen gehalten, das er mir in dieser Nacht gegeben hat.« Ich kniff die Augen zu und versuchte, die Bilder zu verscheuchen, die plötzlich in mir aufblitzten.
»Solange Ihr Eure Erinnerungen fürchtet, seid Ihr ihm ausgeliefert. Ich muss Euch zu diesem Schmerz zurückbringen, in jene Nacht, um Euch von den Ketten befreien zu können, die Euch an Dredge fesseln.« Er stand auf. »Seid Ihr stark genug, diese Reise durchzustehen? Könnt Ihr Euch mir hingeben und zulassen, dass ich Euch in Stücke breche, damit wir die Teile wieder zusammenfügen können?«
»Ich dachte, das hätte der AND schon getan, als ich es endlich nach Hause geschafft hatte«, sagte ich, weil ich irgendeinen Ausweg suchte. »Sie haben ein Jahr lang daran gearbeitet, meine geistige Gesundheit wiederherzustellen. Könnt Ihr mir denn nicht einfach sagen, was Ihr über Dredge wisst?«
Jareth bedeutete mir, ihn zu begleiten. Wir gingen durch einen verwinkelten Korridor zurück in den großen Saal. »Der AND hat lediglich die schlimmsten Wunden verbunden. Sie haben Euch beigebracht, wie Ihr die Erinnerungen aushalten könnt, aber nicht, wie Ihr sie überwindet. Ich bin Schamane. Ich kann Euch lehren, Euch über alles zu erheben und die Kontrolle über das zu erlangen, was Euch geschehen ist. Erst dann werdet Ihr eine Chance haben zu siegen, wenn Ihr Dredge zum Kampf stellt.«
Er
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