Schwestern Des Mondes 03 - Die Vampirin-09.06.13
Parkhaus entfernt und überquerten eine schmale Gasse. Ein Geräusch erregte meine Aufmerksamkeit, und ich erstarrte und bedeutete Iris, still zu sein. Gedämpfte Schreie trieben aus der Gasse zu mir, vermengt mit rauhem Gelächter. Zwischen den zwei hohen Backsteingebäuden, die über der Wilshire Avenue aufragten, ging irgendetwas vor sich, und was immer das auch sein mochte, es war nicht gut. Die Geräusche wurden durch den Regen gedämpft, der aufs Pflaster hämmerte, aber ich hörte trotzdem ganz deutlich eine helle Frauenstimme, die schrie: »Nein, bitte nicht!«
Ich warf Iris einen Blick zu, und sie nickte knapp. Wir drückten uns an die feuchte Backsteinmauer und rückten langsam in die finstere Gasse vor. Es war so dunkel hier, dass wir mit dem Schatten des Gebäudes verschmolzen. Ich verursachte überhaupt keine Geräusche, außer ich schüttelte heftig den Kopf – dann klapperten die Perlen, die in mein Haar eingeflochten waren. Iris war beinahe ebenso leise wie ich, und wir schlichen weiter, bis wir tief genug in die Gasse vorgedrungen waren, um zu sehen, was da los war.
Im trüben Lichtschein, der aus einem Apartment in einem der oberen Stockwerke fiel, konnten wir zwei Männer und ein Mädchen sehen, offenbar noch ein Teenager. Einer der Männer hatte der jungen Frau einen Arm um die Taille geschlungen und versuchte, ihr mit der Hand den Mund zuzuhalten. Der andere hatte ihr die Bluse aufgerissen, und blasse junge Brüste schimmerten in der dunklen Nacht. Er befingerte ihre Brustwarzen, und ich erstarrte.
Iris sog scharf den Atem ein. Ich berührte sie am Arm und bedeutete ihr, zu bleiben, wo sie war. Lautlos wie ein Dolch glitt ich durch die Schatten bis auf zwei Meter an sie heran, machte dann einen großen Satz und landete direkt neben dem Mann, der das Mädchen gepackt hielt. Meine Reißzähne fuhren aus, und Adrenalin rauschte durch meinen Körper.
Der Mann war groß und blass und trug einen kurzen Trenchcoat über einer hellbraunen Hose. Er hatte einen PanamaHut auf, dessen Krempe tief über ein Auge gezogen war. Sein Kumpel war in Jeans und einem dicken Pulli unterwegs.
»Habt wohl nicht damit gerechnet, dass ihr hier Gesellschaft bekommen könntet, was, Jungs?«, sagte ich und packte den geschniegelten Hutträger am Mantelkragen. Er ließ das Mädchen los, und ich schubste die Kleine sacht aus dem Weg.
»Was zum Teufel... «, begann er, doch ich hob ihn hoch und knallte ihn mit einer Hand rücklings gegen die Mauer. Sein Kumpel wollte davonlaufen, aber Iris murmelte etwas, und grelles Licht blitzte direkt vor ihm auf.
»Scheiße, ich kann nichts mehr sehen, Mann!«, rief er und taumelte an mir vorbei. Ich stellte den linken Fuß aus, schob die Stiefelspitze um seinen Knöchel und riss das Bein zurück. Ihm zog es die Füße unter dem Körper weg, und er prallte hart aufs Pflaster.
»Was zum... «, begann er, doch dann stürzte sich Iris auf ihn. Ich war nicht ganz sicher, was sie getan hatte, jedenfalls blieb er bewusstlos liegen. Sie eilte zu dem Mädchen hinüber, das sich an die gegenüberliegende Hauswand drückte und seine zerrissene Bluse über den nackten Brüsten festklammerte.
Ich wandte mich meinem Gefangenen zu und schlug ihm den Hut vom Kopf, damit ich sein Gesicht sehen konnte. Er wehrte sich, aber er hatte keine Chance, mir zu entkommen. Ein Ausdruck des Entsetzens breitete sich über sein Gesicht, als er erkannte, dass er machtlos war, fest im Griff gehalten von einer kaum einen Meter sechzig großen Frau mit glühend roten Augen.
»Wie heißt du, Saftsack?«
Er versuchte sich loszureißen, und ich drückte ihn noch fester an die Wand. »Ich habe dich nach deinem Namen gefragt, Junge!«
»Okay, okay! Robert. Ich heiße Robert. Herrgott, was hast du dir denn reingezogen?« Er wand sich, aber ein wenig Druck auf seine Luftröhre ließ ihn erstarren.
»Nur damit du’s kapierst. Meine Angelegenheiten gehen dich überhaupt nichts an. Alles, was jetzt interessiert, ist, was du mit diesem Mädchen gemacht hast. Sag schon, du Freak, was hattet ihr mit ihr vor? Und behaupte jetzt nicht, dass ihr der Kleinen die Stadt zeigen wolltet. Ich habe keinerlei Geduld mit Idioten.« Aus den Augenwinkeln sah ich nach Iris. Sie tröstete das Mädchen.
Er schnappte würgend nach Luft und sagte: »Geht dich nichts an, Miststück.«
»Zehn, neun, acht... « Ich drückte erneut zu, achtete aber darauf, ihm die Luftröhre nicht zu zerquetschen. »Weißt du, es ist ziemlich kalt hier
Weitere Kostenlose Bücher