Schwestern Des Mondes 03 - Die Vampirin-09.06.13
Dredge sein Handgelenk auf meinen Mund gepresst und ich meinen letzten Atemzug getan hatte.
Ich zerrte Robert auf die Füße und schleuderte ihn gegen die Wand. »Und denk nicht mal daran, mich zu belügen. Ich würde es merken. Wenn dir ein einziges falsches Wort über die Lippen kommt, heißt es gute Nacht, Freundchen.« Na gut, das war ein bisschen übertrieben – ich war eigentlich gar kein magischer Lügendetektor –, aber das konnte er ja nicht wissen. Er war jetzt schon so nervös, dass er sich fast in die Hose pisste. Seine Pheromone hüpften wie Popcorn im Topf.
Er räusperte sich. »Also gut, also gut! Du weißt doch, was wir mit ihr machen wollten –«
»Nein. Ich will, dass du es sagst. Ich will, dass du es zugibst .«
»Na gut, Miststück«, fauchte er. »Du willst es wissen? Willst du vielleicht zuschauen? Wir wollten ihr das Gehirn rausficken und sie dann anschaffen lassen.«
»Du bist ein mieser kleiner Zuhälter, nicht?« Ich hatte nichts gegen Nutten, aber Zuhälter hasste ich inbrünstig. Die waren nichts weiter als Ausbeuter. »Ihr wolltet sie also vergewaltigen und sie dann auf der Straße verkaufen. Und damit wäre für sie jede Hoffnung begraben gewesen, ein normales Leben zu führen.«
»Er ist außerdem ein Drogendealer«, bemerkte Iris und hielt ein Tütchen voll Tabletten hoch, die halb schwarz und halb weiß gefärbt waren. »Z-fen. Die neueste Droge in der Stadt. Beliebt bei Ravern, Date-Rape-Gurus und Sexsüchtigen. Wirkt stark enthemmend und verursacht Gedächtnislücken. Viel gefährlicher als Ecstasy. Macht stark abhängig, und die Wahrscheinlichkeit von Überdosen ist enorm.«
Ich verengte die Augen. »Warum um alles in der Welt weißt du so viel darüber?«
Sie zuckte mit den Schultern. »Kam vor einer Weile in einer dieser Talkshows, die mitten in der Nacht laufen. Offenbar kann man das Zeug einfach kauen, es schmeckt nach Pfefferminz. Macht es den Dealern noch leichter, Jugendliche in die Sucht zu treiben.«
Ich stieß ein heiseres Lachen aus. »Robert, Robert... Was soll ich nur mit dir und deinem Freund hier anstellen? Ich wette, ihr habt eine Masche daraus gemacht, Teenagern, die von zu Hause weggelaufen sind, euren Schutz anzubieten, oder? Ihr bringt eure Opfer dazu, euch zu einer eurer Partys zu begleiten, setzt sie unter Drogen und überlasst sie dann euren Kumpels als Spielzeug.«
Sein Blick sagte mir alles, was ich wissen musste.
»Die Kinder wehren sich nicht, weil sie high sind«, fuhr ich fort. »Dann braucht ihr sie nur noch auf den Strich zu schicken, euch zurückzulehnen, ihnen das Geld abzunehmen und ihnen genug Drogen zu liefern, damit sie süchtig bleiben. Sie arbeiten hübsch weiter. Wenn sie versuchen, euch wegzulaufen, verprügelt ihr sie. Und wenn ihr scharf seid, benutzt ihr sie.« Ich hatte seinesgleichen schon allzu oft gesehen, wenn ich nachts auf der Suche nach einer Mahlzeit durch die Straßen streifte. Die schmierige Rückseite einer schönen Stadt.
Er kniff die Augen zu, und sein Adamsapfel hüpfte, als er gegen seine Angst anschluckte. »Was machst du jetzt mit mir? Bist du ’n Cop?«
Ich warf Iris einen Blick zu, die frierend und mit verschränkten Armen an der Hauswand lehnte. Sie zuckte mit den Schultern. »Was immer du willst«, sagte sie. »Wir müssen bald nach Hause, aber... «
Als ich mich wieder Robert zuwandte, überlegte ich, was ich mit ihm anstellen sollte. Ich vermutete, dass er mit diesem Revolver schon eine Menge mehr getan hatte, als Leute bloß zu bedrohen. »Wie viele Kids hast du auf der Straße laufen? Wie viele Leute hast du schon erschossen?«
Robert wurde kalkweiß. »Herrgott, nimm mich doch einfach fest oder so.«
Plötzlich hatte ich von all dem Schmutz und Elend nur noch die Nase voll. Ich stieß ihn wieder an die Hauswand. »Na los, wie viele Kinder gehen für dich anschaffen?«
Er rieb sich die Kehle und sackte zusammen wie ein angestochener Luftballon. »Vier Jungen und fünfzehn Mädels. Was willst du sonst noch wissen? Und wenn du kein Cop bist, was zum Teufel machst du dann hier? Die Superheldin spielen?«
Sein selbstgerechter Tonfall ging mir auf die Nerven. Ich gab Iris einen Wink. »Gib mir die Pillen, dann bring das Mädchen vor zur Straße. Wartet dort auf mich.« Als die beiden weg waren, wandte ich mich wieder meinem neuen Kumpel zu. »Superheldin? Ich sehe mich lieber als Werkzeug der Gerechtigkeit«, sagte ich und öffnete das Tütchen.
Sein Blick schoss nervös zum Ausgang der Gasse,
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