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Schwestern Des Mondes 03 - Die Vampirin-09.06.13

Schwestern Des Mondes 03 - Die Vampirin-09.06.13

Titel: Schwestern Des Mondes 03 - Die Vampirin-09.06.13 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasmine Galenorn
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sie sich, den Blick auf die Hausgeister in der Ecke geheftet, die inzwischen so betrunken waren, dass einer von ihnen mit dem Gesicht voran auf den Tisch gekippt war. Er würde morgen scheußliche Rückenschmerzen haben, denn er kniete auf der Sitzbank.
    Ich starrte Iris an. »Du hattest gehofft, hier jemanden zu finden, mit dem du öfter ausgehen könntest, nicht wahr?« Ich lächelte, als sie errötend den Kopf einzog.
    »Nein... ja... ich meine... «
    Ich hatte Erbarmen, streckte den Arm aus und tätschelte ihre Hand. »Schon gut, das braucht dir doch nicht peinlich zu sein. Wie wäre es, wenn du hinübergehst und dich mit dieser Truppe Flegel unterhältst, während ich telefoniere? Nüchtern wären sie vielleicht gar nicht so übel, wie sie jetzt aussehen.« Als ich erneut zum Telefon griff, holte Iris tief Luft und glitt von ihrem Barhocker. Vorsichtig näherte sie sich der Gruppe Hausgeister, und ich behielt sie im Auge, damit ihr auch nichts passierte, während ich darauf wartete, dass Wade ans Telefon ging.
    Wade war der erste Vampir, den ich in der Erdwelt kennengelernt hatte, und er führte die hiesige AB-Gruppe. Die Anonymen Bluttrinker waren eine Selbsthilfegruppe für Vampire, die Probleme damit hatten, sich an das Leben als Untote zu gewöhnen. Das klang zwar albern, aber es half wirklich, ein gesellschaftliches Leben zu haben, das mehr bot, als die ganze Nacht lang durch die Blutbars und Übernatürlichen-Clubs zu tingeln. Atmer hatten einfach kein Verständnis für manche der Zwickmühlen und Probleme, mit denen wir konfrontiert waren. Manchmal brauchten wir einen sicheren Ort, an dem wir unserem Kummer Luft machen konnten.
    Als ich beigetreten war, hatte Wade mich gleich für sein Lieblingsprojekt angeworben: Vampiren das Töten von Unschuldigen abzugewöhnen und ihnen zu vermitteln, wie man trinken konnte, ohne zu töten. Zunächst hatte ich selbst nicht recht gewusst, was ich von dieser Idee halten sollte, doch je gründlicher ich meine eigenen Reaktionen beobachtete, desto besser gefiel sie mir. Natürlich lief eine solche Selbstbeherrschung unserer Natur zuwider – es gab gewisse Triebe, die mit unserer Lebensform, unserem Dasein, wie auch immer... gewisse Dinge, die ich noch nicht einmal Delilah oder Camille anvertraut hatte. Aber mit der nötigen Achtsamkeit und Sorgfalt konnte man diese Triebe durchaus beherrschen.
    Allerdings hatte ich Wade klargemacht, dass ich meinen neuen Enthusiasmus für die Lebenden nicht auf die Irren dieser Welt übertragen würde. Wenn ein Mensch die Grenze zwischen asozialem Spinner und aktiv gemeingefährlichem Soziopathen überschritt, verlor derjenige in meinen Augen sämtliche Rechte und machte sich selbst zu Freiwild. Und nicht selten zu meinem Abendessen.
    Als Wade abhob, erklärte ich ihm kurz die Situation und bat ihn, in einer Stunde bei uns zu sein. »Ich habe nur eine Bitte«, sagte ich und starrte auf den Tresen hinab. »Bitte lass deine Mutter zu Hause.«
    Wade und ich waren ein paarmal miteinander ausgegangen, wenn man das so nennen wollte, aber ich hatte mich bei seinen Avancen nie ganz wohl gefühlt. Seine Mutter war der Faktor gewesen, der mich schließlich dazu gebracht hatte, unsere erblühende Romanze zu beenden. Jetzt waren wir einfach gute Freunde.
    »Kein Problem. Ich habe für sie ein Date mit Graf Knarzula arrangiert«, erklärte er. Der Spitzname bezog sich auf einen Vampir der alten Schule aus unserer Gruppe, der sich meist in seinem Loft aufhielt und in seiner Sammlung muffiger alter Bücher herumkruschte.
    Erleichtert legte ich auf. Irgendjemand hatte Belinda Stevens aus Rache zum Vampir gemacht, und diese fette alte Glucke würde ihren kleinen Jungen nun niemals gehen lassen müssen. Niemals, außer irgendjemand löste Wades Problem mit einem Pflock. Ich hatte schon mehr als einmal daran gedacht, aber es geschafft, mich zu beherrschen. Dennoch, früher oder später würde irgendjemand irgendwo endgültig mehr als genug von der Frau haben und sie zu Staub zerblasen.
    Als ich auflegte, bemerkte ich, dass Iris schon einen Kerl an Land gezogen hatte. Der Hausgeist, der sie gerade zur Bar geleitete, war annähernd nüchtern. Auf den zweiten Blick war er außerdem richtig süß, mit schwarzen Locken, die ihm bis auf die Schultern fielen, einem Glitzern in den Augen, das einen davor warnte, dass er es faustdick hinter den Ohren hatte, und Oberarmen, die sogar in der trüben Beleuchtung der Bar schimmerten. Wenn man sich die Fahne wegdachte

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