Schwestern Des Mondes 03 - Die Vampirin-09.06.13
verweilen, er wird dich rasch bemerken. Verstanden?
Ja . Ich wollte das nicht tun, aber ich hatte verstanden.
Mein Magen verknotete sich, als ich an Dredges Seite trat. Selbst hier auf der Astralebene konnte ich ihn riechen, und dieser Geruch katapultierte mich in die Erinnerung zurück. Ich erlebte seine Berührung, sein Lachen, seinen Penis, der in mich eindrang und mich bis in die Tiefe meines Herzens erfrieren ließ. Und dann presste er das Handgelenk an meine Lippen, zwang mich zu trinken, und ich erfuhr, was es bedeutete, allein zu sterben, in Schmerz und Zorn...
Geh endlich. Bleib nicht in deinen Erinnerungen stecken. Jareths Gedanken klangen drängend. Ich fuhr mir mit der Zunge über die Lippen und schmeckte noch immer Dredges Blut in meinem Mund.
Entschuldigung. Ich gehe ja schon . Ich schüttelte den Kopf. Die Vergangenheit war vergangen. Es war an der Zeit, vorwärtszugehen. Und das bedeutete, den Drecksack zu töten, der mich in diesen Alptraum hinabgezerrt hatte.
Ich sprang. Den Seelenkuckuck zu spielen, behagte mir nicht, aber wenn ich den Teufel selbst infiltrieren musste, dann würde ich das tun. Als ich in seinen Körper eintrat, durchfuhr mich ein Kraftstoß. Plötzlich dachte ich daran, seine Seele zu töten und diesen Körper zu übernehmen. Kyoka hatte es getan, und mit Dredges Körper besäße ich eine Macht, die ich mir in meinen wildesten Träumen nicht hätte vorstellen können. Doch dann erinnerte ich mich an das Band, das Dredge an Loki fesselte, und ließ diese Idee rasch wieder fallen. Einen degenerierten Meister gegen einen Herrn eintauschen, der noch zehnmal schlimmer war? Nein, danke.
Ich orientierte mich rasch und schaffte es gleich darauf, mich umzudrehen, so dass ich jetzt aus Dredges Augen schauen konnte.
Der Raum, in dem er stand, war recht groß und schön eingerichtet. Ich wollte mich nach Erin umsehen, aber Dredge starrte aus dem Fenster, und mir blieb nur der Blick auf die Aussicht.
Während ich auf das nächtliche Seattle hinausschaute, erhaschte ich einen Blick auf zwei wichtige Orientierungspunkte: Der eine war eine Statue drüben am Hafen, die erst kürzlich enthüllt worden war. Das Denkmal, The Deckhand , war ein Tribut an all die Hafenarbeiter und ihre Arbeit auf und an den vielen Schiffen, die den Hafen frequentierten. Der zweite Punkt war das Sushirama, ein Restaurant, von dem Camille einmal gesprochen hatte – es hatte erst neulich unten am Pier eröffnet. Das bedeutete, dass Dredge in einem der alten Lagerhäuser auf der anderen Seite des Alaskan Way sein musste, und wenn mich nicht alles täuschte, hielt er sich gerade im Halcyon auf, einem Hotel mit Nachtclub, das einem Erdwelt-ÜW gehörte. Das Hotel nahm selbstverständlich Übernatürliche auf, aber ich hatte das vage Gefühl, dass der Besitzer gar nicht wusste, dass Dredge ein Vampir aus der Anderwelt war.
Mit einem letzten Blick aus dem Fenster, bei dem ich versuchte, den Abstand zur Straße einzuschätzen – wir waren wohl im zweiten oder dritten Stock –, schlüpfte ich wieder aus seinem Körper.
Ich bin bereit.
Jareth führte mich weg von dort. Sobald wir uns von Dredges astraler Gestalt zurückgezogen hatten, wurden wir von einem mächtigen Sog wieder in das Pentagramm versetzt, und ich öffnete die Augen.
»Ich weiß, wo er ist. Bringen wir es hinter uns, damit Camille und ich nach Hause gehen und ihn erledigen können.« Ich warf meiner Schwester einen Blick zu und wusste, woran sie dachte. »Erin habe ich nicht gesehen. Ich weiß nicht, wo er sie gefangen hält, aber ich weiß ungefähr, wo er ist, und es wird nicht schwer sein, den genauen Standort zu finden.« Sie nickte.
»Um deine Verbindung zu ihm zu trennen, brauche ich nur ein einziges Werkzeug, und deinen festen Willen, frei zu sein.« Jareth zog einen kristallenen Dolch aus den Falten seiner Robe.
Ich starrte auf die Klinge. Sie bestand aus kunstvoll geschliffenem Quarz, glänzend poliert, und in den Griff war ein prächtig geschliffener Saphir eingelassen.
»Kommt Ihr aus dem Tygeria-Gebirge? Vom Orden des kristallenen Dolches?« Wenn er zu der Bruderschaft der Mönche gehörte, die die Quelle der Tygeria bewachten, wunderte es mich nicht mehr, dass er so mächtig war.
Jareth neigte den Kopf. »Mehrere Angehörige der Bruderschaft haben sich in der Stadt der Seher niedergelassen.« Sein Tonfall sagte mir, dass wir nicht mehr aus ihm herausbringen würden, was diese interessante Kleinigkeit anging. »Bitte leg deinen Kittel
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