Schwestern Des Mondes 03 - Die Vampirin-09.06.13
versuchte noch immer, Barrikaden zu bauen.
Er umfasste mein Gesicht mit beiden Händen, zwang mich, ihm in die Augen zu sehen, und richtete eine leidenschaftliche Bitte an mich. »Lass los, lass dich gehen. Lass alles los. Ich bin nicht Dredge . Gegen mich brauchst du keine Mauern zu errichten. Und du wirst nicht zu einem Monster werden, das verspreche ich dir. Hörst du mich? Du kannst ruhig loslassen, Menolly«, flüsterte er. »Du kannst all deine Ängste einfach loslassen.«
Zum zweiten Mal in nur zwei Tagen ließ ich meine Deckung sinken, gab die Kontrolle auf und wurde in das dunkle Nichts eines Orgasmus geschleudert, um dann in den Frieden zu fallen, der mit der Erlösung kam.
Nachdem ich mich angezogen hatte, war ich fast bereit zum Aufbruch. Camille und Morio vermieden höflich, mich zu fragen, wie es da drin gelaufen war. Eines musste ich Camille lassen – sie wusste, wann Diskretion angebracht war.
Ehe wir aufbrachen, erinnerte ich mich daran, dass ich mich nach dem Aqualin-Kristall für Iris erkundigen wollte. Jareth überreichte uns bereitwillig einen der spitzen himmelblauen Kristalle in einem schwarzen Samtbeutel.
»Wie viel schulden wir dir?«, fragte ich.
Er winkte ab. »Vergiss es. Du könntest ihn dir vermutlich sowieso nicht leisten. Wenn sie eine Priesterin der Undutar ist, wird sie ihn gut zu nutzen wissen. Ihr solltet jetzt gehen. Bald wird der Morgen grauen.«
Wir verloren kein Wort über unser Intermezzo. Manchmal waren Worte einfach unzureichend. Als wir auf die Haupthalle des Tempels zugingen, fragte ich mich, ob ich ihn je wiedersehen würde. Vielleicht... vielleicht auch nicht. Wir hatten ein paar so intensive Stunden miteinander verlebt – warum dieses Erlebnis verwässern?
Als wir die große Halle betraten, hielt Jareth uns auf. »Ich habe da jemanden, den ich euch mitgeben möchte, wenn ihr jetzt nach Hause geht. Ich warne euch – und das meine ich sehr ernst: Stellt keine Fragen, bis ihr wieder Erdseits seid. Es gibt überall Spione, und das Letzte, was ihr braucht, sind noch mehr Schwierigkeiten.«
»Kein Problem«, sagte ich. »Ich vertraue dir.« Dann überwältigte mich eine Woge der Dankbarkeit. Ganz entgegen meiner Natur fiel ich ihm um den Hals und umarmte ihn. »Wie kann ich dir je danken? Ich bin frei von Dredge. Jetzt kann ich ihm gegenübertreten.«
»Ich bin froh, dass ich dir helfen konnte«, sagte Jareth leise. »Aber du darfst ihn niemals unterschätzen, Menolly. Er ist gefährlich. Und wenn er erkennt, dass du seine Fessel gesprengt hast, wird er furchtbar zornig sein.« Er küsste mich auf die Stirn. »Falls du jemals wieder hierherkommst, besuche mich. Glaub mir, hier in Aladril leben wir sehr, sehr lange. Ich werde hier sein. Aber jetzt ist die Zeit so knapp, dass ich euch alle zum Portal transportieren werde. Ich möchte euch bitten, die Augen zu schließen und euch an den Händen zu halten.«
Ich gehorchte, wenn auch ein wenig nervös. Camille war an Magie gewöhnt. Sobald sie sich auf die Energie des Tempels eingestimmt hatte, hatte sie sich hier offenbar ganz heimisch gefühlt. Aber mir war das Ganze immer noch nicht geheuer. Ein Brausen wie von starkem Wind rauschte an uns vorbei, und die Welt schien unter unseren Füßen zu schlingern. Ich drückte Camilles Hand so fest, dass sie nach Luft schnappte.
Noch ehe ich meinen Griff lockern konnte, beruhigte sich alles plötzlich wieder, und wir öffneten die Augen. Wir standen vor dem Portal im Wald und denselben drei Wächtern, die uns bei unserer Ankunft hier empfangen hatten.
Schweigend sammelten sie unsere Halsketten wieder ein und geleiteten uns in den Schrein.
»Meister Jareth sagte uns, ihr solltet diesen Mann mit euch nehmen. Stellt keine Fragen. Sprecht nicht einmal mit ihm, ehe ihr wieder zu Hause seid.«
Im Schrein erwartete uns der tief verhüllte Mönch, der während des Rituals im Tempel den Rubin übernommen hatte. Er blieb stumm. Wir bedrängten ihn nicht. Jareth stand auf unserer Seite, und wenn es einen Grund dafür gab, dass er diesen Priester mit uns in die Erdwelt schickte, dann würden wir dem Mann einfach vertrauen müssen. Schweigend betraten wir das Portal und kamen in Elqaneve wieder heraus, wo Trenyth uns bereits erwartete. Da das Morgengrauen nicht mehr lange auf sich warten lassen würde, versprach er, sich bald unseren Bericht durch den Flüsterspiegel übermitteln zu lassen, und schickte uns nach Hause.
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Als wir in Großmutter Kojotes Wald aus dem
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