Schwestern Des Mondes 03 - Die Vampirin-09.06.13
Steuerzahler plötzlich verschwinden, von wem erwarten wir dann, dass sie die Sache in die Hand nehmen? Die Polizei? Falsch gedacht.
Kylie Wilson, Vorsitzende der Aufrechte-Bürger-Patrouille, erklärt, ihre Gruppe habe sich mit den Freiheitsengeln verbündet und plane für die kommenden Monate Massendemonstrationen gegen die wachsende Bevölkerung der Übernatürlichen (auch als ÜW bekannt). »Wenn Gott gewollt hätte, dass die Übernatürlichen, wie sie sich selbst bezeichnen, in großer Anzahl existieren, dann wären wir alle als degenerierte Mutanten auf die Welt gekommen.«
Polizeichef Richard Devins antwortete auf die Frage nach den vermissten Personen mit der Behauptung, es gebe keine Verschwörung. »Bei uns ist niemand als vermisst gemeldet worden, und wenn wir uns dazu berufen fühlen würden, Morde zu vertuschen, wären wir nicht Tag für Tag da draußen auf der Jagd nach den bösen Jungs«, erklärte er heute Morgen. »Aber Sie können sicher sein, dass wir diesen Anschuldigungen nachgehen werden, um den Beweis zu erbringen, dass sie falsch sind. Bis dahin raten wir den Bürgern von Seattle dringend, nicht in Panik zu geraten.«
»Große Mutter, das könnte eine gewaltige Sauerei geben.« Ich legte die Zeitung weg und sah Chase an. »Warum sind unsere Neulinge nicht als vermisst gemeldet worden? Weiß jemand etwas davon?«
»Anna-Linda, wie wäre es, wenn wir in die Küche gehen und einen Happen essen?«, sagte Delilah.
Anna-Linda schnaubte. »Ihr wollt bloß nicht darüber reden, solange ich im Zimmer bin.« Sie schaute zu mir hinüber, sprang auf, rannte zu mir und schlang die Arme um meine Taille. »Danke. Danke, dass Sie mir geholfen haben!«
Verwundert warf ich Siobhan einen Blick zu, die hinter Anna-Lindas Rücken den Daumen hob. »Anna-Linda wird ab sofort bei ihrer Tante in Boise wohnen«, sagte sie. »Nerissa und ich haben herausgefunden, dass sie Verwandte dort hat. Und – Überraschung! – der Mann ihrer Tante ist... «
»Ich will es ihr sagen! Ich will es ihr sagen!« Anna-Linda hüpfte aufgeregt auf und ab.
Siobhan lachte. »Schön, nur zu. Erzähl ihr die guten Neuigkeiten.«
Anna wandte sich wieder mir zu. »Der Mann meiner Tante ist ein Werwolf. Sie haben Zwillinge, die sind vier Jahre alt. Darrin, der Junge, ist ein VBM, und seine Schwester Chrissie ein Werwolf. Ich kann ihnen auf dem Hof helfen, sie haben einen kleinen Milchbauernhof, und ich werde Tante Jean mit den Kindern helfen und reiten lernen und wieder zur Schule gehen.«
Ihre Augen strahlten, und ich hatte plötzlich einen gewaltigen Kloß in der Kehle – nicht wegen der schlimmen Dinge, die sie durchgemacht hatte, sondern weil sie so viel Glück hatte. Sie würde es schaffen, von der Straße wegzukommen. Anna-Linda würde es gut haben. Sie würde behütet aufwachsen, und, wenn sie noch etwas mehr Glück hatte, eine glückliche, gesunde junge Frau werden.
»Das freut mich sehr für dich«, sagte ich. »Ich nehme an, deine Mutter und deine Tante haben nicht viel Kontakt, hm?«
Anna-Lindas Lächeln fiel ein wenig in sich zusammen. Sie schüttelte den Kopf. »Nein, meine Mom sagt, dass Tante Jean langweilig und spießig ist und sie nicht versteht. Aber sie hat gesagt, es ist ihr egal, ob ich bei Tante Jean wohne oder nicht.«
Autsch . Ich konnte mir kaum vorstellen, dass es jemandem egal sein sollte, wo sein Kind lebte.
Siobhan legte Anna-Linda die Hände auf die Schultern. »Wie wäre es, wenn wir in die Küche gehen und uns um den Imbiss kümmern? Dann kann Delilah sich noch ein bisschen mit Menolly unterhalten.«
»Okay. Kann ich ein Erdnussbutter-Sandwich haben?« AnnaLinda hüpfte fröhlich in Richtung Küche.
Iris stand auf und setzte sich Maggie auf die Hüfte. »Ich komme auch mit. Es ist Essenszeit für Maggie, und du könntest mir helfen, sie zu füttern. Ich glaube, wir finden bestimmt noch ein paar Erdnussbutter-Plätzchen für dich, und dazu ein TruthahnSandwich und ein Glas Milch. Wie hört sich das an?«
»Juhu!« Anna-Linda verschwand in der Küche, gefolgt von Iris und Maggie.
Siobhan wartete, bis sie den Raum verlassen hatten, und drehte sich dann zu mir um. »Du hast Anna-Linda vor der Hölle auf Erden gerettet. Freu dich für sie... Du hast es möglich gemacht, dass sie in Geborgenheit groß und stark werden kann.« Sie wandte sich ab und folgte den anderen in die Küche.
Ich schluckte den dicken Kloß in meiner Kehle herunter. So lange hatte ich mich gefragt, ob ich überhaupt je etwas
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