Schwestern Des Mondes 03 - Die Vampirin-09.06.13
einem Schlag auf dem Boden auf, der mir sämtliche Knochen durcheinanderschüttelte.
Verdammt. Ich lebte noch, und meine Landung hatte einen furchtbaren Lärm gemacht. Das bedeutete: Wenn ich unversehrt davonkommen wollte, musste ich rennen wie der Teufel. Als ich mich aufrappelte und auf den nächsten Ausgang zulief, hörte ich, wie hinter mir Bewegung entstand. Sie hatten mich gehört und kamen nachsehen. Scheiße. War das mein Ende?
Während ich den Tunnel entlangrannte, gab ich mich keinerlei Illusionen darüber hin, was geschehen würde, wenn sie mich erwischten. Die Vampire des Elwing-Blutclans waren gesetzlose, arrogante Raubtiere, angeführt von einem Vampir, der im Blut seiner Opfer badete. Der Clan ignorierte den vampirischen Sittenkodex – deshalb hatte ich ja überhaupt den Auftrag, ihn auszuspionieren.
Ich schlitterte um eine Biegung des unterirdischen Gangs, und ein höllischer Krampf durchzuckte meinen Unterschenkel, denn die plötzliche, heftige Bewegung setzte viel Milchsäure frei. Das schwache Schimmern von Sternenlicht vor mir sagte mir, dass ich es fast nach draußen geschafft hatte. Vielleicht würde ich sie im Wald abschütteln können – ich war sehr geschickt darin, mich zu verbergen. Ich rang nach Luft, zwang meinen protestierenden Körper, schneller zu laufen, und hielt den Blick fest auf den Höhlenausgang gerichtet.
Noch zehn Schritte, und ich konnte die Freiheit schon riechen. Neun Schritte, und ich tastete nach dem Notfall-Pflock an meinem Gürtel. Ich schaffte es, ihn herauszureißen, rannte mit voller Kraft, pumpte mit den Armen und erlief mir den Vorsprung, der mir eine Chance geben würde, das hier zu überleben. Nur noch ein paar Schritte – ein paar Meter...
Und dann erschien die Silhouette eines Mannes in der Öffnung vor mir. Groß und dunkel, mit langem, lockigem Haar, gekleidet in schwarzes Leder, mit einem Lächeln auf dem Gesicht, das einen Stein sprengen könnte. Ich wusste, wer das war. Dredge. Der Anführer des Elwing-Blutclans. Er verherrlichte die Folter, schwelgte in Schmerz.
Ich bremste scharf ab und warf mich nach rechts herum, in den Seitengang, aus dem er eben hervorgetreten war. Dredge machte keine Anstalten, mir zu folgen, aber ich hörte seine Stimme hinter mir sagen: »Wenn ihr der Jagd überdrüssig werdet, bringt sie zu mir. Rührt sie nicht an. Ich habe etwas ganz Besonderes mit ihr vor.«
Grauen überkam mich, als ich erkannte, dass der Gang mich zurück zur Haupthöhle führen würde. Kurz vor dem Ende bemerkte ich einen Strahl Mondlicht, der durch einen Spalt in der Decke hereinfiel. Ein rascher Blick nach oben sagte mir, dass ich gerade schmal genug war, mich durch diesen Riss zu zwängen. Ich zog mich an der Wand hoch und tastete verzweifelt nach dem nächsten Halt. Inzwischen brannte jedes meiner Gelenke wie Feuer, und ich hatte mir mindestens fünf verschiedene Muskeln böse gezerrt. Ich unterdrückte den Schmerz und zwang mich, nur auf die Decke zu achten. Ich musste es nur bis zu diesem Spalt schaffen. Nur aus dieser Höhle heraus.
Ich war keinen halben Meter mehr von dem Riss entfernt, als eine Hand meinen Knöchel packte. Ich versuchte, mich mit einem Tritt loszureißen, doch mein Angreifer hielt mich mit eisernem Griff fest und riss mich mit einem heftigen Ruck von der Wand. Als er losließ, stürzte ich und prallte mit dem Rücken auf den Boden.
Das Geräusch meiner brechenden Rippen hallte durch den Gang, Sekunden bevor der Schmerz einsetzte. Stöhnend blinzelte ich gegen die Tränen an und blickte plötzlich in das Gesicht eines Elfen. Oder das, was einmal ein Elf gewesen war. Alterslos, blass und fahl beugte er sich über mich, und mir fiel der Pflock wieder ein. Wo war er? Ich hatte ihn wieder in meinen Gürtel gesteckt, um besser klettern zu können. Als ich danach tastete, starrte der Vampir mir in die Augen.
»Entspann dich... lass einfach los.« Seine Stimme war beruhigend, so sanft wie eine Frühlingsbrise, und ich spürte den überwältigenden Drang, die Augen zu schließen und mich seinen Worten zu überlassen. Doch dann lächelte er, und in diesem Augenblick sah ich die ausgefahrenen Reißzähne, schimmernde Nadeln, die meinem Leben ein Ende machen würden.
»Nein«, flüsterte ich und versuchte, die Beherrschung über meine Sinne wiederzuerlangen. Ich zwang meine Hand, sich zum Gürtel zu bewegen, wo ich den hölzernen Pflock spürte, der an meinen Körper gepresst war.
»Es wird so viel leichter sein, wenn du mir
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