Schwestern Des Mondes 03 - Die Vampirin-09.06.13
als ihrem König. Vampirreiche waren in der Anderwelt verboten, und sämtliche Feenregierungen hatten diesem Abkommen zugestimmt. Vampire durften Nester bilden, mit einer maximalen Mitgliederzahl von dreizehn – wenn sie die überschritten, mussten die Überzähligen eine eigene Enklave gründen.
Dieses Gesetz hatte Dredge bereits gebrochen – ich hatte dreiundzwanzig Mitglieder des Elwing-Clans gezählt. Und er wollte seine Herrschaft weit über sein jetziges Einflussgebiet hinaus ausdehnen. Er wollte sich zum Vampirfürsten aufschwingen – und wir vermuteten, dass er vorhatte, von den Geldströmen zu profitieren, die durch die Gilden der Diebe und Meuchler flossen. Wenn ihm das gelang, wäre er in einer Position, die ihm erlaubte, seinen sadistischen Begierden nachzugeben, ohne Vergeltung fürchten zu müssen. Die Leute würden zu viel Angst vor ihm haben, um sich zur Wehr zu setzen, wenn er erst ein ganzes Reich statt nur ein Nest regierte.
Mit dem Wissen, das ich gesammelt hatte, konnte der AND schon morgen früh ein Team hier reinschicken, das jeden einzelnen Blutsauger dieses abtrünnigen Clans vernichten würde. Die Drohung, sie in die U-Reiche abzuschieben, hatte sich nicht als sonderlich wirkungsvoll erwiesen, weil es uns nie gelungen war, sie festzunehmen.
Ich brauchte nur leise zu sein und mich gut festzuhalten, während sie die Höhle verließen, dann hatte ich es bald geschafft. Für diese Leistung könnte ich sogar befördert werden – eine Premiere für die D’Artigo-Mädels. Na ja, wenn man sich unsere Erfolgsbilanz so ansah, würde eine Beförderung uns zumindest davor schützen, dass der AND uns in irgendein mieses Kaff unten im Süden schickte, damit wir den Abschaum im Auge behielten. Wir waren nicht faul... nur manchmal ein bisschen vom Pech verfolgt.
Ich erschauerte, als ein kalter Luftzug vorbeistrich, obwohl ich einen hautengen Anzug aus Spinnenseide trug. Mein Haar war fest zu einem Knoten zusammengesteckt, damit es mir nicht ins Gesicht fiel. Ich hatte mich gründlich gestreckt und gedehnt, ehe ich meinen Dienst begonnen hatte, aber jetzt schmerzte jeder Muskel in meinem Körper, und ich konnte nur noch daran denken, endlich nach Hause zu gehen und mir ein heißes Bad einzulassen. Camille und ich hatten vor, gegen Mitternacht loszuziehen, auf eine Party. Im Collequia fand eine Opiumparty statt, und Camille wollte mir da irgendjemanden vorstellen – einen Kerl, mit dem sie seit ein paar Wochen zusammen war. Er hieß Trillian oder so ähnlich. Die Tatsache, dass sie uns nichts über ihn erzählen wollte, sagte mir, dass mit dem Kerl irgendwas nicht stimmte. Camille hatte außerdem ein Faible für böse Jungs.
Schmerz flammte in meinem rechten Arm auf. Verdammt noch mal, warum brauchten die Vampire so lange dafür, die Höhle zu verlassen? Ich kniff die Augen zusammen und versuchte zu erkennen, was da unten vor sich ging. Von meinem Versteck aus konnte ich sie nicht gut sehen. Aber das bedeutete auch, dass sie mich nicht sehen konnten.
Noch zehn Minuten, dachte ich. Nur zehn Minuten. Ich zwang mich, meine brennenden Muskeln zu ignorieren, und versuchte, an irgendetwas anderes zu denken. Vater hatte uns versprochen, dass wir noch vor dem nächsten Vollmond einen Ausflug machen würden – Verwandte im Windweidental besuchen oder vielleicht ein paar Tage in Aladril verbringen, der Stadt der Seher. Einen Kurzurlaub konnten wir alle gut gebrauchen, denn wir vier hatten in letzter Zeit sehr hart gearbeitet. Ich war jeden Abend so müde, dass ich einschlief, sobald mein Kopf das Kissen berührte.
Verflucht. Ein Jucken im Nacken machte mich wahnsinnig. Als ich mich ein wenig bewegte, um das Jucken zu lindern, brach der kleine Felsvorsprung, auf dem meine rechte Hand ruhte, ohne jede Vorwarnung glatt ab.
Heilige Scheiße! Ich tastete verzweifelt nach dem nächsten Vorsprung und hoffte voller Panik, dass ich irgendeine Spalte, einen Vorsprung, einen Halt zu fassen bekäme, aber meine Finger trafen auf nichts als glatten Fels. Meine Füße glitten ab, als meine Hände über den Granit rutschten. Ich verlor den Halt und stürzte dem Boden dort unten entgegen.
Es heißt, kurz vor dem Tod würde einem das eigene Leben noch einmal blitzschnell vor dem geistigen Auge vorüberziehen, aber das Einzige, was mir durch den Kopf ging, war ein Gebet – ich hoffte auf das Glück, mir bei meinem Sturz den Hals zu brechen, denn ich wusste, wer in diesen Höhlen herumstrich. Und dann prallte ich mit
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