Schwestern Des Mondes 03 - Die Vampirin-09.06.13
glitzerndem Frost, und als er lächelte, schimmerten die Spitzen seiner Reißzähne im Sternenlicht. Ich versuchte mich zu bewegen, davonzulaufen, aber ich konnte den Blick nicht mehr abwenden. Er strich mit einer Hand sacht über meine Wange und liebkoste mich mit Fingern, die so kalt waren wie das Grab.
»Hast du dich verlaufen, kleines Mädchen? Die vom AND müssen den Verstand verloren haben, wenn sie glauben, du wärst dem Elwing-Blutclan gewachsen. Ich nehme dich jetzt mit zu mir nach Hause, und dann werden wir uns in aller Ruhe unterhalten«, sagte er und hob mich mühelos auf seine Arme.
»Übrigens, falls du das nicht wissen solltest, mein Name ist Dredge. Und du, meine Süße, wirst mir alles erzählen. Dann denke ich mir noch ein paar Spielchen für uns aus.«
Ich stöhnte leise, als meine gebrochenen Rippen aneinanderrieben und heißer Schmerz mich durchfuhr wie eine Lanze.
»Arme Kleine. Hast du Schmerzen?« Sein Gesicht verzerrte sich zu einem hässlichen Grinsen, er neigte den Kopf und flüsterte mir ins Ohr: »Keine Sorge, bald wirst du nicht mehr an deine gebrochenen Rippen denken. Erst werde ich dich bluten lassen, Schnitt für Schnitt für Schnitt, bis du vor Schmerzen wahnsinnig wirst. Und dann werde ich dich so lange ficken, bis jeder Nerv in deinem Körper nach Erlösung schreit und du mich anflehst, dich zu töten. O ja, meine Kleine, du wirst herausfinden, wie viel Schmerz ein Körper erdulden kann, ohne daran zu sterben.«
Er zögerte, dann huschte ein Leuchten durch diese toten Augen. »Weißt du, mir ist gerade ein hübsches Geschenk für deinen AND eingefallen. Ich bin wohl heute in einer seltsamen Stimmung. Ich glaube, ich werde dich nicht töten – nun ja, nicht endgültig. Nein, ich denke, ich werde dich zu einer von uns machen und dich dann nach Hause schicken, damit du über deine Freunde und deine Familie herfällst. Wie hört sich das an? Ewiges Leben? Ewige Schönheit? Eine Ewigkeit in dem Wissen, dass du all jene getötet hast, die du am meisten liebtest? Ja, das werde ich dir schenken, und du brauchst mich nicht einmal darum zu bitten.«
Von Grauen erfüllt, versuchte ich nach ihm zu schlagen, aber meine Arme blieben still wie tiefes, dunkles Wasser. Ich schaffte es nur, ein paar Worte herauszupressen, indem ich kräftig genug ausatmete. »Nein, das lasse ich nicht zu – ich werde keine von euch!«
»Psst«, sagte er, und meine Stimme verlor sich wieder. »Du kannst mich nicht daran hindern. Komm jetzt, Mädchen, dir steht die längste Nacht deines Lebens bevor.«
Stumm dachte ich an zu Hause. Wir hatten gerade zwei weitere Streuner aufgenommen – Trevor und Harlis, zwei herrenlose Kaninchen. Würde Delilah auch daran denken, sie zu füttern? Sie brachte immer irgendwelche armen Streuner mit nach Hause, dachte aber manchmal einfach nicht daran, sie zu füttern. Camille war zu sehr mit dem Haushalt beschäftigt, deshalb übernahm ich die Tiere, wenn unser Kätzchen sie wieder einmal vergaß.
Und das Erntefest stand vor der Tür. Ich hatte vorgehabt, mein neues Kleid anzuziehen und mit meinem Nachbarn Keris zum Fest zu gehen. Wir waren schon seit ein paar Monaten zusammen. Seine Lippen waren süß und zärtlich, wenn sie meine trafen, und wenn ich in seinen Armen lag, hatte ich das Gefühl, mich in ein sicheres Nest zu kuscheln. Jetzt zerfielen alle meine Zukunftspläne zu Asche, als hätte jemand ein Blatt Papier angezündet.
Wie würde meine Familie mit meinem Tod zurechtkommen? Camille wirkte immer so stark, aber hinter dieser selbstsicheren Fassade lag ein Brunnen voll Tränen, so tief, dass er gar keinen Grund zu haben schien. Nach Mutters Tod hatte sie ihre Trauer beiseitegeschoben, um für uns andere die Bruchstücke wieder zusammenzufügen. Würde sie dasselbe tun, wenn sie erfuhr, was mit mir geschehen war? Und Delilah... Unser Kätzchen verließ sich so auf mich. Sie brauchte mich. Und Vater... er hasste Vampire. Würde er auch mich hassen? Würde er mir die Schuld daran geben?
Wenn sie herausfanden, was geschehen war – würden sie mich aufspüren und vernichten? Würden sie lange trauern? Oder würde ich bald vergessen sein, eine schmerzhafte Erinnerung, die sie mitsamt den Überresten meiner Seelenstatue begraben wollten? Wenn ich doch nur nachgeben und jetzt ohnmächtig werden könnte, das Bewusstsein verlieren, sterben und es hinter mir haben... aber mein Geist war zu stark, und ich konnte nicht willentlich das Bewusstsein verlieren. Ein Blick auf
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