Schwestern Des Mondes 03 - Die Vampirin-09.06.13
Jedenfalls müssen wir schnell sein, denn neugeborene Vampire müssen trinken, und trinken werden sie. Wenn wir sie nicht bald finden, werden sie eine Mordorgie feiern.«
Ich gab Chase einen Wink. »Dein Notizbuch.«
Er schlug es auf. »Okay, lass hören.«
»Als Erstes solltest du die Krankenhäuser und das Leichenschauhaus auf einen plötzlichen Anstieg von Gewaltopfern überprüfen. Vier Neugeborene können eine Menge Blut trinken, und offen gestanden haben wir im Augenblick so wenige Anhaltspunkte, dass der Kampf wohl ziemlich einseitig verlaufen wird, bis wir sinnvoll reagieren können.«
Delilah mischte sich ein. »Wisst ihr, vielleicht wird es Zeit, dass wir unsere Idee mit der Datenbank von allen Übernatürlichen in die Tat umsetzen. Ich weiß, es ist gefährlich, derartige Informationen irgendwo zu speichern, aber wie es aussieht, werden wir jegliche Hilfe brauchen, die wir nur kriegen können. Natürlich können wir niemanden zu irgendetwas verpflichten, aber wir sollten zumindest schon mal anfangen, alles zusammenzutragen. Mit Schattenschwinge auf dem Kriegspfad und einem Degath-Kommando nach dem anderen, das zum Spionieren hierhergeschickt wird, schaffen wir das einfach nicht mehr allein.«
Camille seufzte tief. »Sie hat recht. Wir müssen uns besser organisieren. Die Zügel des AND liegen jetzt inoffiziell in unseren Händen, und wir haben niemanden mehr, an den wir uns wenden können, wenn wir Unterstützung brauchen. Delilah, mach du dich an die Arbeit und überlege dir schon mal, wie diese Datenbank aussehen könnte. Vielleicht sollten wir ein Gipfeltreffen aller Anführer der übernatürlichen Gemeinschaften im Wayfarer abhalten. Die Oberhäupter der verschiedenen Nester, Stämme und Rudel bitten, sich uns anzuschließen. Wäre das okay, Menolly?«
»Oh, klar, das klingt nach einem Haufen Spaß.« Ich verzog das Gesicht. »Wir werden eine Armee brauchen, um den Frieden allein zwischen den verschiedenen Wergruppen zu sichern, ganz zu schweigen davon, was passiert, wenn wir auch noch Vampire, Erdwelt-Feen, Besucher aus der Anderwelt und auch sonst alles, was nicht ganz als menschlich gelten kann, mit in den Topf werfen. Aber ich glaube, wir sollten einen anderen Ort dafür finden. Der Wayfarer ist zu klein für so viele Leute. Außerdem wird dieses Treffen schon für genug Spannungen sorgen – da muss nicht auch noch Alkohol im Spiel sein. Sonst fangen die Teilnehmer unseres Gipfeltreffens noch an, sich gegenseitig Gläser und Flaschen auf den Kopf zu hauen.«
»Das wäre doch schon ein Anfang«, sagte Camille.
»Und jetzt muss ich ein bisschen entspannen. Ich bin in meinem Unterschlupf, falls mich irgendjemand braucht. Wade, du gehst lieber nach Hause, ehe es hell wird.« Ich begleitete ihn zur Tür und schlich mich dann in die Küche; plötzlich fühlte ich mich einsam. Alle anderen konnten noch aufbleiben und reden, sie konnten auf Schlaf verzichten und brauchten sich keine großen Sorgen darum zu machen. Sie hatten kein Problem damit, dass morgens die Sonne aufging. Für mich war das eine der Ungerechtigkeiten des Lebens, mit denen ich fertig werden musste. Ich lebte während der dunklen Stunden, immer im Schatten des Lebens. Manchmal wollte ich einen kindischen Wutanfall bekommen, aber das tat ich dann doch nie. Energie zu verschwenden, war einfach nicht mein Stil.
Ich schlüpfte durch den geheimen Eingang in meine Wohnung im Keller und fragte mich auf dem Weg die Treppe hinunter wohl zum tausendsten Mal, wie mein Leben verlaufen wäre, wenn ich nicht von der Decke gestürzt und dem ElwingClan in die Hände gefallen wäre.
Ich versuchte, meine trübe Stimmung abzuschütteln, und wandte mich dem Stapel Bücher auf dem Nachttisch zu. Mein Bett war mit hübscher grüner Bettwäsche bezogen. Ich griff nach dem obersten Buch, einer Geschichte über eine Gruppe von Männern, die den Mount Everest bestiegen, lehnte mich auf dem Bett zurück und verlor mich in einer Welt aus Eis und Schnee, wo die Tage so glitzernd weiß waren, dass man davon blind wurde, wo der Schnee glänzte und funkelte – rein und klar – und wo die Sonne Freund war, nicht Feind.
Kapitel 4
Träumen Vampire eigentlich, wenn sie schlafen? Diese Frage hatte Camille mir einmal gestellt, als sie heruntergekommen war, um mich zu wecken. Wie hätte ich ihr das erklären können? Sie wandelte in drei Welten: in der Anderwelt, der Erdwelt und im Reich der Mondmutter. Aber ihr Weg war ein ganz anderer als der
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