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Schwestern Des Mondes 03 - Die Vampirin-09.06.13

Schwestern Des Mondes 03 - Die Vampirin-09.06.13

Titel: Schwestern Des Mondes 03 - Die Vampirin-09.06.13 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasmine Galenorn
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schaut durch die Fenster und vergewissert euch, dass ich es bin, die euch das Okay gibt, und nicht irgendjemand, der meine Stimme nachahmt.«
    Camille und Delilah begannen zu protestieren, doch als ich nur den Kopf schüttelte, scheuchten sie alle anderen aus dem Raum. Ich wandte mich Roz zu. »Bist du bereit? Falls sie sich erheben, ist es wahrscheinlich, dass sie vom Elwing-Clan erweckt wurden, so ungern ich das auch glauben möchte. Ich erwarte, dass du meine Anweisungen befolgst, wenn du mit mir zusammenarbeitest. Diesmal spielst du nicht allein. Kapiert?«
    Er lächelte mich gemächlich an. »Hast du Pflöcke?«
    Ich blinzelte, und mir wurde bewusst, dass ich normalerweise nicht mit spitzen Holzpflöcken in der Gegend herumlief. »Äh... «
    »Nein? Dachte ich mir.« Er trat zurück und knöpfte seinen langen Ledermantel auf.
    Ich musste plötzlich kichern, als er den Mantel links und rechts packte und aufriss, weil er aussah wie ein schmieriger Exhibitionist, doch mein Kichern brach abrupt ab, als ich das Arsenal sah, das am Innenfutter befestigt war. Holzpflöcke, Dolche, eine fies aussehende Halbautomatik, ein Blasrohr, Wurfsterne, ein Nunchaku und was sonst noch alles in eigens eingenähten Schlaufen baumelte. Dieser Kopfgeldjäger meinte es ernst, er verstand sein Geschäft, und es war offensichtlich, dass er bereits einige Zeit in der Erdwelt verbracht hatte.
    Über meine Reaktion musste er lächeln. »Fang.« Er zog zwei Pflöcke heraus und warf sie mir zu, mit dem stumpfen Ende voran. Ich fing sie auf und musterte sie vorsichtig. Ein schlichter Pflock, und doch konnte er mich endgültig zu Staub zerfallen lassen. Natürlich konnte man damit auch einen normalen Menschen töten, wenn man richtig zielte und kraftvoll genug zustieß, aber in meinen Augen war dieser Zahnstocher auf Anabolika von diesem ganzen Mystik-Scheiß umgeben – ich wurde das Gefühl nicht los, eine tickende Bombe in der Hand zu halten.
    »Danke – glaube ich.« Ich blickte auf, als er zwei weitere Pflöcke aus dem Mantel zog. »Wir sehen uns wohl lieber mal an, womit wir es zu tun haben.« Ich trat langsam zu dem ersten Leichnam, riss das Tuch halb herunter und sprang außer Reichweite.
    Der Mann auf dem Labortisch war massig. Er war groß, mit buschigem grauem Haar und einem Brustkorb wie ein Fass. Sein Bauch war zwar mit einer Fettschicht bedeckt, aber darunter lagen Muskeln aus Stahl – es würde schwer sein, den im Kampf zu überwältigen. Und ein kurzer Blick unter das Tuch sagte mir, dass er vermutlich irgendeine Frau ziemlich glücklich gemacht hatte. Er hätte ein Holzfäller aus den Bergen sein können, ein alter Hippie, ein Football-Spieler in Rente, der auf ZZ Top stand. Aber was immer er auch gewesen sein mochte, er würde nie wieder im Tageslicht wandeln. Sein Gesicht war in einem Ausdruck schieren Grauens erstarrt, eingefangen in den tiefen Falten.
    »Was hat er da am Mund?« Roz zeigte auf etwas, das auf der Haut getrocknet war, ein paar braune Sprenkel.
    Ich beugte mich darüber und schnupperte. »Blut.« Ich zog die Lippen des Mannes auseinander. Auch an seinen Zähnen klebte getrocknetes Blut, und vor meinen Augen reckten sich dünne, nadelspitze Zähne aus dem Kiefer über den Eckzähnen. Ich ließ los und sprang zurück. »Er verwandelt sich. Ich weiß nicht, wann er aufwachen wird, aber lang kann es nicht mehr dauern.«
    Roz und ich sahen uns rasch die anderen an – eine junge Japanerin, die so schön war, dass sie ein Model gewesen sein könnte, und ein völlig unauffälliger junger Mann, vermutlich Ende zwanzig. Beide waren im Begriff, auf meiner Straßenseite wieder aufzuwachen. Zögernd sah ich Roz an. Ich hatte noch nie einen von meiner Art vernichtet. Nicht dass ich mich davor ekelte, aber irgendwie erschien es mir unfair, sie allein deswegen zu töten, was sie waren, ehe sie überhaupt eine Chance bekamen, irgendetwas zu tun.
    »Du weißt, was passieren wird, wenn sie sich erheben, ohne dass ihre Meister anwesend sind, um sie bei der Verwandlung zu begleiten: Sie werden ein Blutbad anrichten.« Roz tippte mit dem Finger auf den Edelstahl-Tisch. »Wir müssen es tun.«
    Er hatte recht, und trotzdem erschien mir das wie ein weiterer Schritt in ein Leben, aus dem meine Schwestern und ich niemals würden zurückkehren können. Wir glitten rapide in Bereiche ab, in denen es sonst nur die härtesten Agenten des AND aushielten. Die Schatten kannten kein Erbarmen und gaben niemanden wieder frei, der auf ihren

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