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Schwestern Des Mondes 03 - Die Vampirin-09.06.13

Schwestern Des Mondes 03 - Die Vampirin-09.06.13

Titel: Schwestern Des Mondes 03 - Die Vampirin-09.06.13 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasmine Galenorn
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knisternd und hell. Über dem Türbogen war eine Inschrift eingemeißelt: »Tretet ein, die ihr Sühne und Gerechtigkeit sucht.«
    Ich hoffte aufrichtig, dass ich nicht in Flammen aufgehen würde, trat vor, schob einen der schweren Türflügel auf und trat ein.

 
Kapitel 13
     
    Als ich durch das Feuer ging, drang mir der eindeutige Geruch von versengter Seele in die Nase. War dies das Ende? Im nächsten Augenblick setzte mein Fuß auf dem Boden auf, und ich hatte die Tür hinter mir. Ich stand nun im Foyer des Tempels, relativ unversehrt. Verflucht, ich fühlte mich, als hätte man mich auf links gedreht, ausgewrungen und zum Trocknen aufgehängt, aber als ich rasch an mir hinabschaute, schien alles noch an seinem Platz zu sein.
    Der Tempel ähnelte einer altägyptischen Ruine, nur ohne den Schutt. Riesige Statuen einer Frau ragten zu beiden Seiten des gekachelten Gangs vor mir auf, als bewachten sie den Eingang zu etwas, das offenbar eine große Halle war. Die Statuen reckten die Arme aufeinander zu und bildeten einen Bogengang, den alle Besucher des Tempels durchschreiten mussten.
    Zuerst hielt ich die Statuen für Bildnisse der Ma’at, der Göttin der Wahrheit und Gerechtigkeit, doch als ich genauer hinsah, erkannte ich, dass sie es nicht war. Wer war das dann?
    Der Vorraum war groß, ungeheuer weitläufig, die Öffnung zwischen den Statuen hingegen schmal. Es schien keinen anderen Weg in die große Halle zu geben als diesen beengten Bogengang. Ich trat vor und rechnete halb damit, dass die Statuen sich bewegen würden. Aber nichts geschah, also trat ich einen weiteren Schritt vor und dann noch einen, und schließlich rannte ich zwischen den hoch aufragenden Steinfiguren hindurch.
    Sobald ich den Bogengang hinter mich gebracht hatte, drehte ich mich um, um nachzusehen, ob die Statuen sich bewegt hatten – aber nein, sie standen immer noch stumm da und bewachten die Tür. Erleichtert wandte ich mich dem Saal zu. Seltsam. Es war keine Glocke erklungen, als ich eingetreten war, und niemand erschien, um mich zu fragen, was zum Teufel ich hier zu suchen hatte. Ziemlich lahme Sicherheitsvorkehrungen, fand ich.
    Der Saal war größer als alles, was ich je gesehen hatte, und zu Hause in Y’Elestrial hatten wir schon ein paar ziemlich prahlerische Hallen. Staunend und ehrfürchtig sah ich mich in dem wunderschönen Tempel um.
    Zwei Wände und der Boden waren mit Marmor gefliest, und der Saal schimmerte im Glanz von tausend Lichtkugeln, die unter der Decke tanzten. Die Wände waren mit polierten Messingskulpturen geschmückt, Darstellungen von Göttern und Sterblichen in den Hallen der Toten. Ein Wandbehang aus elfenbeinfarbenem Leinen, kunstvoll mit goldenen und schwarzen Fäden bestickt, hing an der dritten Wand. Die gestickten Piktogramme der einzelnen Stoffstücke erzählten die Geschichte der Toten, die sich in einer langen Reihe aufstellten, um das Königreich des Lebens nach dem Tod zu betreten.
    Wenn dies kein ägyptischer Tempel war, zu welcher Kultur gehörte er dann? Ich kannte nur sehr wenige Feen, die die ägyptischen Götter verehrten. Delilah bildete eine Ausnahme, mit ihrer Treue zu Bast. Für gewöhnlich hielten die Feen sich eher an die keltischen und europäischen Gottheiten, ein wenig auch an die griechischen und römischen. Allerdings stand nirgends geschrieben, dass die Seher von Aladril Feen waren. Sie sahen zwar menschlich aus, aber es war offensichtlich, dass sie keine gewöhnlichen VBM waren.
    Ich blickte mich nach irgendeinem Anzeichen von Leben um. Nichts.
    Es gab eine ganze Reihe von Türen. Ich würde wohl aufs Geratewohl herumprobieren müssen. Ich beschloss, mit der Tür zu beginnen, die dem Eingang direkt gegenüberlag. Als ich darauf zuging, legte ich mir zurecht, was ich sagen könnte, damit sie mich nicht umbrachten, ehe ich dazu kam, ihnen zu erklären, wer ich war und was ich hier wollte.
    Die Tür war nicht verschlossen, und ich schob sie vorsichtig auf. Ein Geräusch wie Wind pfiff durch den dunklen Flur dahinter. Achselzuckend beschloss ich, es zu versuchen.
    Der Flur erstreckte sich weiter, als ich sehen konnte. Ich erhaschte einen Hauch von Blutgeruch im Wind, aber es hing keine Furcht daran. Ich entschied, einfach der Nase nach zu gehen, wandte mich in den nächsten Flur links und folgte dem fast bis zum Ende, wo der Geruch herkam – er trieb unter einer Tür auf der linken Seite heraus.
    Vielleicht bereiteten sie gerade das Abendessen zu, und es gab Fleisch, dachte ich.

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