Schwestern Des Mondes 03 - Die Vampirin-09.06.13
Richtungen an der Straße gelegen. Ich fragte mich, wie die Priester mit all den unterschiedlichen Energien zurechtkamen, die auf so engem Raum durcheinanderwirbelten, aber zweifellos hatten die Gründer Aladrils auch dafür eine Lösung gefunden.
»Wonach suchen wir gleich wieder?«, fragte Camille.
»Nach dem Tempel des Gerichts«, antwortete Morio. »Und darf ich anmerken, dass ich diesen Namen nicht sonderlich ermutigend finde?« Er starrte auf die Reihe gewaltiger Tempel. »So etwas habe ich noch nie gesehen, auf all meinen Reisen. Ich frage mich, ob es im antiken Griechenland oder in Ägypten so ausgesehen hat.«
»Keine Ahnung, aber ich gebe dir recht, was den Namen angeht. Ich frage mich, welchem Gott dieser Jareth wohl dient.« Camille sah mich an, aber ich schüttelte den Kopf.
»Das weiß ich nicht. Religion war noch nie meine Stärke. Ich will im Grunde gar nichts darüber wissen«, fügte ich hinzu. Die Götter hatten mich in meiner Not ignoriert, und ich war der ziemlich festen Meinung, dass sie sich nur dann in die Angelegenheiten der Sterblichen einmischten, wenn es ihren persönlichen Zwecken nützte. Wenn man sich auf sie verließ, konnte man damit rechnen, im entscheidenden Moment im Regen stehengelassen zu werden.
Die Straße war fast leer, im Gegensatz zu der Avenue vorhin, aber es waren genug Leute unterwegs, die wir notfalls nach dem Tempel fragen konnten. Die Gebäude erinnerten vom Stil her an griechische oder ägyptische Vorbilder und verliehen der Straße eine surreale, avantgardistische Ausstrahlung. Vom ästhetischen Standpunkt aus war die Straße der Tempel insgesamt eine Beleidigung für das Auge. Energetisch glich sie einem wirbelnden Mahlstrom.
»Die Magie hier ist unglaublich dicht«, sagte Camille mit rauher Stimme. »Ich kann kaum sprechen – sie macht mich ganz benommen.«
»Vielleicht sollte ich allein weitergehen«, sagte ich und warf ihr einen Blick zu. »Du siehst ziemlich fertig aus.« Und das tat sie auch. Morio und Camille hatten glasige Augen, und der Ausdruck, mit dem sie wie benebelt auf die Reihe von Gebäuden starrten, war beinahe verwirrt.
Camille zupfte am Saum ihres Tops. »Ich weiß nicht. Mir gefällt die Vorstellung nicht, dich hier allein herumwandern zu lassen.«
»Ich bin in Aladril. Wer sollte mir hier etwas tun, solange ich mich anständig benehme? Roz konnte nicht durch das Tor gehen. Die Energie hat ihn zurückgestoßen. Ich bezweifle, dass Lethesanar hier willkommen wäre, und Dredges Leute... tja, wenn die Wachen schon gezögert haben, mich in die Stadt zu lassen, werden sie Dredge wohl kaum das Tor aufhalten.« Ich gab ihr einen Stups. »Kehr um und warte im Garten, da ist es warm. Ich suche den Tempel des Gerichts und rede mit diesem Jareth.«
Sie zögerte, doch Morio nahm sie bei der Hand.
»Menolly hat recht«, sagte er. »Ich kann kaum geradeaus gehen, geschweige denn mich auf unsere Mission konzentrieren. Wir müssen uns vernünftig abschirmen, ehe wir uns der Energie hier oben aussetzen. Das können wir doch im Park machen.«
Camille runzelte die Stirn, nickte aber dann und ließ sich von ihm zurück zum Tor führen.
Ich hielt sie auf. »Moment noch. Was sollten wir Iris gleich wieder mitbringen? Irgendeinen Kristall?«
»Einen Aqualin aus dem Wyvernmeer«, sagte Camille mit schwacher Stimme. »Aber du musst den Sehern sagen, dass Iris eine Priesterin der... «
»Undutar ist. Das weiß ich noch. Geht und arbeitet an eurer Abschirmung. Ich bin in etwa einer Stunde wieder da. Wenn ich in zwei Stunden noch nicht zurück bin, macht euch auf die Suche nach mir.« Ich warf einen Blick auf die Uhr. Camille konnte keine tragen, aber ich mochte die Dinger. »Funktionieren die hier überhaupt?«
Morio hob das Handgelenk. Er trug eine goldene Uhr – sah aus wie eine Rolex – unter dem langen Ärmel versteckt. »Ja, das habe ich gleich bei unserer Ankunft überprüft. Also, jetzt ist es halb neun, Erdwelt-Zeit. Wenn du bis elf nicht wieder da bist, suchen wir nach dir.«
Ich winkte den beiden zu. »Seid schön brav. Und wenn ihr diese Eule wiederseht, versucht doch mal herauszufinden, was sie will.«
Sie wandten sich dem Park zu, und ich ging hinaus auf die Straße. Ich wusste nicht, wohin ich mich wenden sollte, und entschied mich willkürlich dafür, nach links zu gehen. Die Chance, die richtige Richtung zu treffen, war fifty-fifty, also warum nicht diejenige einschlagen, die meinem Schicksal eher zu entsprechen schien?
Während
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