Schwestern Des Mondes 03 - Die Vampirin-09.06.13
Umarmung miteinander verbunden, und gepflegte Wege führten durch das Blütenmeer. Ich zählte insgesamt fünfzehn Terrassen, und Rampen und Treppen führten hinab zur untersten Ebene. Entlang der Wege luden Bänke aus geschmiedetem Messing und Stein den müden Spaziergänger zum Ausruhen und Meditieren ein. Am Grund der Gärten umschloss eine Balustrade einen großen Springbrunnen; bernsteinfarbenes Wasser, durch irgendeinen Zauber beleuchtet, spritzte aus einer Reihe hübsch arrangierter, streng geometrischer Quader.
»Es ist so warm hier«, bemerkte Morio und sah sich um.
»Stell dir den Park als eine Art Gewächshaus unter freiem Himmel vor, mit einer unsichtbaren Decke und magisch beheizt. Hier gibt es auch irgendwo ein öffentliches Bad, wenn ich mich recht erinnere.« Camille blickte sich um, als wir die ersten Stufen hinuntergingen. Sie sah vollkommen selig aus.
»Genießt du den Kontaktrausch?«, bemerkte ich lächelnd.
»O ja«, sagte sie und schloss für einen Moment die Augen, während sie die Energie förmlich aufsaugte. »Die Magie fließt hier wie Wein, und ich bin schon leicht beschwipst. Ich glaube, hier würde ich gern leben.«
»Glaube ich nicht«, sagte ich. »Ich bezweifle, dass du dich hier gut einfügen würdest. Du bist viel zu lebhaft, um dich in so ruhiger, gesetzter Energie wohl zu fühlen, ganz gleich, wie stark magisch sie auch sein mag, und das weißt du auch.« Ich lächelte ihr zu, während wir dem gewundenen Pfad folgten. Hin und wieder kamen wir an jemandem vorbei, der auf einer Bank oder im Gras saß, aber niemand blickte auf oder gab zu erkennen, dass er uns bemerkt hatte.
Ein plötzliches Kreischen erschreckte mich. Eine Eule saß in einer Weide und beobachtete uns. Ich konnte spüren, wie ihr starrer Blick die Dunkelheit durchdrang.
»Wir werden gemustert«, flüsterte ich. »Eule auf zwei Uhr, in der Weide.«
Camilles Blick huschte kurz zu unserem Beobachter hinauf. »Das ist keine Eule«, sagte sie. »Vielleicht ein magischer Begleiter, aber ganz sicher keine gewöhnliche Eule.«
Morio fügte hinzu: »Das ist auch kein Werwesen. Könnte aber irgendeine andere Art Gestaltwandler sein, oder vielleicht ein Schattenspäher – eine Illusion, die jemand ausgesandt hat, um uns auszuspionieren.«
»Ich denke, wir sollten sie vorerst ignorieren.« Camille seufzte leise. »Wenn wir irgendetwas damit anstellen, erregen wir nur das Misstrauen desjenigen, der uns beobachtet. Wir haben keine Ahnung, wer sie geschickt hat, und wenn derjenige nicht zu den bösen Jungs gehört, könnten wir Verbündete verärgern, indem wir uns der Eule gegenüber abscheulich benehmen.«
»Was für Verbündete?«, schnaubte ich. »Wir hoffen doch bloß, dass dieses Treffen mit Jareth irgendetwas bringen wird. Wir wissen noch gar nicht, ob diese Reise nicht eine einzige Zeitverschwendung ist.«
»Königin Asteria ist offenbar anderer Meinung. Und ich sehe keinen Sinn darin, eine Allianz zu ruinieren, die gerade erst geknüpft wurde.« Camille runzelte nachdenklich die Stirn. »Halten wir erst einmal nur die Augen offen. Wenn uns jemand verfolgt, wird er sich schon irgendwann verraten.«
Die Eule folgte uns durch die Gärten und glitt lautlos von Baum zu Baum. Ich versuchte, nicht hinzusehen. Vermutlich waren die drei Wachen, die uns am Portal die Ketten gegeben hatten, doch der Meinung, dass man uns nicht trauen konnte, und ließen uns deshalb von der Eule beschatten. Wie dem auch sei, wir hatten inzwischen fast das andere Ende der Gärten erreicht.
Der Aufstieg über fünfzehn Treppen dauerte etwas länger als der Weg hinunter, aber Morio war topfit, und weder Camille noch ich waren erschöpft. Das Leben in der Erdwelt hatte unserer Ausdauer nicht weiter geschadet. Am Tor des Parks sah ich, wie die Eule abdrehte. Interessant. Vielleicht hatte unser Beobachter sich nur vergewissern wollen, dass wir die Wahrheit gesagt hatten, was unser Ziel anging.
Als wir den Park verließen, zögerte ich. Die Vorstellung, sich einfach ein weiches Plätzchen zu suchen, sich auszuruhen und zu entspannen, war so verführerisch, dass ich die Gärten nicht verlassen wollte. Wenn wir Zeit und Kraft dazu hatten, konnten wir vielleicht wieder einmal hierherkommen und die beruhigende Stille genießen.
Der Ausgang führte uns auf die Straße der Tempel, eine weitere Prachtstraße, diesmal flankiert von riesigen Marmorgebäuden. Der Name war passend – ich sah mindestens fünfzehn verschiedene Tempel, in beiden
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