Schwestern des Mondes 04 - Hexenküsse-09.06.13
Schwert denke, bricht mir der Schweiß aus.«
»Wie hat es ausgesehen? Steckte es vielleicht in einem Stein?« Ich betete darum, dass wir es nicht mit irgendeinem seltsamen Riss im Raum zu tun hatten, der uns nach Avalon bringen würde - aber andererseits, was hätte Avalon hier zu suchen? Und Arthur war ein Mann gewesen, keine Frau.
»Das Schwert ... das Schwert ...« Benjamin hörte sich an, als wäre er am liebsten in Tränen ausgebrochen. Seine Augen leuchteten gefährlich, und ich hob vorsichtig den Blick, um mich zu vergewissern, dass die Wärter nichts bemerkt hatten. Aber wir hatten Glück. Sie waren gerade mit einer anderen Gruppe von Patienten beschäftigt, bei denen offenbar wegen eines Boule-Spiels eine kleine Rauferei ausgebrochen war.
Ich hätte Ben gern zur Eile gedrängt, aber ich fürchtete, dass jegliche Art von Druck ein Fehler wäre - vermutlich würde er einen seiner Anfälle bekommen. Oder kein Wort mehr sagen.
Gleich darauf schluchzte er leise. »Das Schwert lag auf einem Podest - wie ein kleiner Tisch. Es war aus Silber, mit einem Amethyst im Heft - einem sehr großen. Ich habe es angefasst und gespürt, wie etwas versucht hat, in meinen Geist einzudringen -es war wie eine riesige Masse von Fühlern, die sich in meinen Schädel winden wollten...«
Das Geistsiegel. Der Amethyst musste tatsächlich das Geistsiegel sein.
Plötzlich sprang er auf. »Ich muss mich bewegen. Ihr bleibt am besten ein paar Schritte hinter mir und bewundert die Landschaft.«
Wir gehorchten und schlenderten Hand in Hand hinter Benjamin her, der sich nervös den Pfad entlang drückte. Als wir von einer Gruppe Eichen zu ein paar Weiden hinüberspazierten, warfen die Wärter uns einen Blick zu. Ich winkte und lächelte breit.
Sie nickten und nahmen ihren Versuch wieder auf, den Streit zwischen den Boule-Freunden zu schlichten.
Nach ein paar Minuten lehnte Ben sich an einen Baum, und ich ließ mich an einem nahen Picknicktisch nieder. Morio sank vor mir aufs Gras.
»Ihr werdet mich für verrückt halten«, sagte Ben. »Oder vielleicht doch nicht. Aber vielleicht bin ich ja wirklich verrückt und sollte für immer hier eingesperrt bleiben.
Ich habe das Schwert in die Hand genommen, und es hat sich angefühlt, als ... als könnte ich alles verstehen, was es nur zu wissen gibt, wenn ich mich genug anstrenge.
Es war, als hätte sich mein Geist geöffnet und würde lauter Wissen und Bilder einsaugen. Aber dann hat sich plötzlich der Boden bewegt, und mir ist klar geworden, dass ich mitten in einer Höhle war und es ein Erdbeben gab. Ich habe das Schwert fallen lassen und bin losgerannt. Es hat eine Weile gedauert, bis ich den Ausgang gefunden habe.«
Er ließ den Kopf hängen und scharrte mit einem Fuß am Boden. »Als ich endlich mein Auto erreicht hatte, konnte ich mich nicht mehr daran erinnern, wie man Auto fährt.
Ich war zu durcheinander. Alles erschien mir so anders als vorher, aber ich war nicht sicher, ob ich die ganze Geschichte mit der Höhle nur geträumt hatte oder ob sie wirklich passiert war. Ich habe versucht, meine Mutter anzurufen, aber mein Handy hat nicht funktioniert.«
»Bist du denn klargekommen?« Ich fragte mich, was passieren würde, wenn wir unsere Handys mit heim in die Anderwelt nahmen. Würden sie im Portal kaputt gehen? Menolly und ich hatten die Handys bei unserem Besuch in Aladril zu Hause gelassen.
»Nein. Ich bin den Highway entlanggelaufen, und ein Polizist hat mich irgendwann aufgelesen und ins Krankenhaus gebracht. Er dachte, ich hätte Drogen genommen. Im Krankenhaus haben sie gesagt, ich stünde unter Schock. Ich bin eingeschlafen, nachdem sie mir fünf verschiedene Beruhigungsmittel gegeben haben. Das war die erste Nacht, in der ich von den Dämonen geträumt habe.«
Der Ausdruck, der sich nun über sein Gesicht breitete, verwandelte ihn förmlich. Binnen Sekunden wurde er von einem bekümmerten jungen Mann zum verängstigten Opfer, das panisch einen Fluchtweg suchte. Was zum Teufel war da passiert? Hatte das Geistsiegel die Träume ausgelöst? Und was war das mit dieser Bewusstseinserweiterung?
Während ich ihn aus dem Augenwinkel beobachtete, bemerkte ich einen schwachen Schimmer in seiner Aura. Normalerweise sah ich die Aura anderer Leute überhaupt nicht - außer ich gab mir Mühe. Aber da war mehr in Benjamins Energie. Etwas glitzerte und bewegte sich auf eine Art, die ...
Ich unterdrückte den Impuls, mir die Hand vor den Mund zu schlagen, und zwang mich, beim
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