Schwestern des Mondes 05 - Katzenkrallen-09.06.13
Alarmglocken. Die Energie, die diese Stimme aussandte, war so bedrohlich, dass sich mir die Haare im Nacken sträubten.
»Hier ist Karvanak. Halt die Klappe und hör zu. Das Leben deines Freundes hängt davon ab, wie gut du in der Lage bist, Anweisungen zu befolgen.«
Zur Hölle! Sie hatten Chase tatsächlich. Hastig legte ich den Finger an die Lippen und winkte Camille zu mir heran, damit sie mithören konnte.
»Ich höre«, antwortete ich.
»Braves Mädchen«, sagte er. »Die Sache läuft folgendermaßen. Ich weiß, dass ihr das vierte Geistsiegel habt, also spar dir die Mühe, mich anzulügen. Du händigst mir das Siegel und meinen abtrünnigen Lakaien aus. Ich gebe dir deinen Freund zurück - relativ unberührt. Klingt das gut?«
Scheiße, er glaubte, dass wir das Siegel noch hatten. Aber natürlich. Woher sollte er oder sonst einer der Dämonen wissen, dass wir es zu Königin Asteria brachten? Schatten schwinge glaubte vermutlich, dass wir die Siegel sammelten, um sie für unsere eigenen Zwecke zu benutzen! Ich hielt den Mund. Manchmal mochte ich naiv sein, aber dumm war ich nicht. Camille warf mir mit zusammengebissenen Zähnen einen Blick zu.
»Wie viel Zeit haben wir, es zu finden? Wir haben das Siegel nicht. Noch nicht.«
»Natürlich habt ihr es. Aber auf die rein hypothetische Gefahr hin, dass ihr das gute Stück noch nicht aufgespürt habt, will ich großzügig sein. Denk gut darüber nach, was dein Detective dir bedeutet. Eines solltest du wissen: Falls du dich entschließt, unsere Abmachung nicht einzuhalten, verschwindet dein Freund für immer in den Unterirdischen Reichen, wo ich ihn in die Sklaverei verkaufen werde.«
Ich holte tief Luft und erwiderte: »Woher soll ich wissen, dass Chase überhaupt noch lebt?«
»Eine logische Frage. Damit habe ich gerechnet, also sag deiner Schwester - oder diesem verdammten Geist, den ihr bei euch wohnen lasst -, sie soll vor der Haustür nachsehen.
Ich warte so lange.«
Ich gab Camille einen Wink. Sie eilte zur Haustür. Als sie zurückkam, war sie aschfahl und hielt mir mit zitternder Hand eine kleine, offene Schachtel hin. Darin lag das letzte Glied eines kleinen Fingers und ein Ring. Es sah so aus, als sei das Stück Finger abgebissen worden. Der Ring gehörte Chase. Ich zwang mich, die aufsteigende Galle hinunterzuschlucken.
»Was zum Teufel hast du mit ihm gemacht?« »Gefällt dir unser kleines Geschenk?«
Karvanak lachte. »Als Zugabe lasse ich dich sogar mit ihm sprechen.« Mit einem gedämpften Geräusch wurde das Telefon offenbar weitergereicht, und dann hörte ich eine vertraute Stimme.
»Delilah... Delilah... « Chase hörte sich an, als hätte er Schmerzen, und er klang verzweifelt.
»Chase! Bei allen Göttern, geht es dir gut? Dein Finger... « Ich wollte ihn fragen, wo er war, aber Karvanak war schlau. Er würde Chase sofort töten, wenn er auch nur den Verdacht hegte, dass ich ihm irgendwelche Informationen entlockte.
»Mein Finger ist nicht so wichtig«, sagte Chase. »Hör mir zu. Es tut mir leid, alles tut mir leid. Ich liebe dich.«
»Ich liebe dich auch... «, sagte ich, dann brach ich in Tränen aus. »Wir retten dich. Halte durch. Tu, was sie sagen. Wir kommen und holen dich da raus.«
»Nein! Lasst euch nicht darauf ein«, sagte Chase mit heiserer, angsterfüllter Stimme. »Ihr dürft ihnen das Siegel nicht über. .«
»Genug.« Karvanak war wieder dran. »Benutzt seine Fingerspitze für eine Divination, wenn ihr euch davon überzeugen wollt, dass sie von ihm stammt. Und denk daran: In den Unterirdischen Reichen gibt es eine Menge Dämonen, die gern mit Menschen spielen. Sie sind als Sklaven sehr gefragt, und als Spielzeug. Und wir haben die Kunst, unsere Gefangenen am Leben zu erhalten, auch wenn sie lieber sterben würden, zur Vollendung gebracht.«
Ich hielt den Mund. Es würde Chase überhaupt nichts nützen, wenn ich mir mein Entsetzen anmerken ließ. »Wir brauchen Zeit... «
Karvanak lachte. »Dachte ich es mir doch, dass wir uns einig werden. Ich bin heute großzügig gestimmt. Du hast sechsunddreißig Stunden. Erwarte keine Verlängerung und achte darauf, dass deinem Handy nicht der Saft ausgeht. Beides wäre gar nicht gut für ihn.«
Er legte auf, und ich klappte mein Handy zu und sah die anderen an.
»Du konntest mit Chase sprechen?«, fragte Camille. Ich nickte.
»Ich nehme an, Karvanak will das vierte Geistsiegel.«
»Er will ein bisschen mehr als das. Er hat außerdem verlangt, dass wir ihm Vanzir
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