Schwestern des Mondes 05 - Katzenkrallen-09.06.13
wunderte mich das nicht. Die Doppeltür war leuchtend rot gestrichen und wirkte vor den schwarz-weißen Streifen an der Wand geradezu schockierend. Der Club ging über drei Stockwerke, und das verblasste Schild auf der Rückseite des Hauses wies darauf hin, dass in dem Gebäude früher Fleisch verarbeitet worden war. Das nannte man wohl Ironie.
Als wir aus dem Wagen stiegen, bemerkte ich die Rausschmeißer an der Tür. Einen Augenblick zuvor war noch niemand da gewesen. Jetzt wurden die Samtkordeln, die den Eingang absperrten, von zwei sehr massigen, großen Herren flankiert. Wir mussten an denen vorbei, um in den Club zu gelangen. Sie waren in Lack-PVC gehüllt, der etwa so eng saß wie mein Outfit, und dazu trugen sie Bikerstiefel und dunkle Brillen. Und fiese Gummiknüppel, die so aussahen, als könnten sie beim ersten Schlag Knochen brechen.
»Passt auf«, raunte ich. »Überlasst den Lackierten Lakaien da nicht den ersten Schlag.«
»Es wird hier keinerlei Konfrontation geben«, erwiderte Menolly angespannt. »Diese Männer sind Vampire. Wenn du dich auf einen Kampf mit ihnen einlässt, werden sie ihre Knüppel nicht brauchen, um dich zu erledigen, Kätzchen. Einer von ihnen fühlt sich alt an - sehr alt. Ich schätze, er ist schon sehr lange hier. Und je länger er schon untot ist, desto mehr Macht und Kraft besitzt er. Ich frage mich, warum Wade ihn noch nie erwähnt hat.«
»Vielleicht weiß Wade nichts von ihm«, erwiderte ich und vergewisserte mich, dass meine Fransen gerade hingen.
Zach musterte zaudernd die Tür. »Ich wäre im Augenblick überall lieber als hier, aber ich bin direkt hinter dir.« Seine Stimme klang gepresst, und ich erhaschte einen Hauch der Angst, die er verströmte. Das konnte ich ihm nicht verdenken. In meiner Magengrube feierte ein Haufen Schmetterlinge eine Party.
»Keine Sorge.« Menolly tätschelte Zach die Schulter. »Wir lassen niemanden an dich heran. Falls Fraale von sich aus zu uns kommt und sich vorstellt, lasst mich nur zuerst reden.«
Ich holte tief Luft und versuchte, mich in die Welt eines Vampir-Schätzchens einzufühlen. Und dann ging mir ein Licht auf. Wenn ich in meiner Katzengestalt gestreichelt oder gebürstet werden wollte, schmiegte ich mich an Iris oder meine Schwestern und machte auf niedlich und schmusig.
Die domestizierte Hauskatze ist, wie alle Katzen wissen, nur eine List. Ja, Katzen lieben ihre Menschen, und ja, sie wissen ein gutes Zuhause zu schätzen. Aber unter dieser oberflächlichen Kooperationsbereitschaft lauert immer noch das Herz eines Tigers. Ich bin bereit, deinen goldenen Käfig mit den Tatzen zu betreten, jodelt die Hauskatze bei Nacht, aber meinen Geist kannst du nicht einsperren.
Ich konzentrierte mich darauf, wie es sich anfühlte, wenn Iris mich im Arm hielt und mich kraulte, bis ich laut schnurrte. Ich stellte mir vor, wie ich mich neben Camille auf dem Kissen zusammenrollte und sie mitten in der Nacht aufwachte und mich hinter den Ohren kraulte und mir sagte, was für ein braves Mädchen ich sei. Ja, als Tigerkätzchen würde ich bereitwillig ein Halsband tragen, wenn das Liebe, Schutz und Aufgehobensein bedeutete.
Ich ließ mich in diese Energie hineinsinken, rückte ein wenig näher an Menolly heran und miaute leise. Sie wandte sich nach mir um und lächelte. »Braves Mädchen. Ich sehe es in deinen Augen, Kätzchen. Da drin werde ich dich Desiree nennen, damit niemand deinen richtigen Namen hört. Du nennst mich einfach Herrin. Bist du so weit?« Sie sah mich an.
Ich nickte. »Ja... Herrin.«
»Sehr schön. Zach, du solltest dir auch einen anderen Namen zulegen. Wie wäre es mit Jerry?«
Er blinzelte verblüfft. »Jerry? Wie kommst du denn darauf? Na gut, bin ich eben Jerry. Ah... jawohl, Herrin.« Er holte tief Luft und warf mir einen Blick zu. »Delilah - sei vorsichtig, ja?«
Ich nickte. Roz deutete an, dass er bereit war, und löste sich von uns. Er würde allein reingehen und sich im Hintergrund halten, bis er gebraucht wurde. Mit einem letzten prüfenden Blick über den Parkplatz führte Menolly uns zu den Türen des Fangzabula.
Die Türsteher waren kein Problem, sobald Menolly erst ihre Reißzähne gezeigt hatte. Sie wichen zurück, nickten ihr knapp zu und begafften Zach und mich, als wir ihr nach drinnen folgten.
Das Fangzabula war extrem Vampyr. Mit anderen Worten: Sie hatten den Laden mächtig aufgemotzt für die Möchtegerns und Touristen. Farblich war alles in Rot und Schwarz gehalten, mit ein wenig
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