Schwestern des Mondes 05 - Katzenkrallen-09.06.13
Hunger.
Plötzlich erstarrte Menolly. Sie hob kaum merklich die Hand. Ich wäre beinahe gegen sie geprallt, konnte mich aber gerade noch fangen, und Zach blieb neben mir abrupt stehen.
Direkt vor uns, an einem runden schwarzen Tisch mit roten Plastiksesseln, saß eine Frau. Sie war kein Vampir, so viel merkte ich. Aber irgendetwas an ihr sagte mir, dass wir Fraale gefunden hatten.
Sie war keine schöne Frau. Ja, manche Leute hätten sie auf den ersten Blick vielleicht als unscheinbar bezeichnet. Aber beim zweiten Blick hätten sie ihr Herz an Fraale verloren. Auf den ersten Blick wirkte ihr Gesicht nett, aber nicht klassisch schön, und ihr Haar war mausbraun. Wenn man aber noch einmal hinsah, strahlte sie plötzlich, ihr Haar hatte einen üppigen goldenen Glanz, und ihre Lippen wirkten besonders voll.
Fraale stand auf, als wir uns ihr näherten. Sie war nicht groß, etwa ein, zwei Fingerbreit kleiner als Camille. Sie war auch nicht die schlanke, grazile Frau, die ich mir ausgemalt hatte. Sie trug vermutlich Größe zweiundvierzig oder vierundvierzig. Aber ihre Rundungen waren verführerisch, und mein Blick folgte ihnen, glitt über die vollen, runden Brüste, angehoben von einem Hauch rosiger Spitze an der Naht eines Push-up-BHs.
Mein Blick blieb an ihrem Miedergürtellaus schwarzem PVC hängen, der ihre Taille betonte und dann die Kurven ihrer Hüften unter dem enggeschnittenen roten Kleid.
Ich unterdrückte das Keuchen, das sich in meiner Brust aufbaute. Was zum…?
Ich wusste theoretisch, dass ich Frauen hin und wieder anziehend fand, aber heute Nacht schien meine Libido in Flammen zu stehen. Erst der Vampir, jetzt ein Succubus. Strahlten sie Sex direkt in mein Gehirn ab, oder versprühten die hier irgendeinen Duft? Vielleicht einen Lufterfrischer mit dem Namen »Lust in der Luft« oder so?
Menolly straffte die Schultern. Ihre Haltung sagte mir, dass auch sie sich von der Frau angezogen fühlte. Und neben mir rückte Zach Schrittchen für Schrittchen näher an mich heran, und ich konnte die Anspannung in seinem Körper spüren.
Ehe Menolly etwas sagen konnte, winkte Fraale uns zu sich heran. All unsere sorgsam überlegten Pläne waren mit einem Schlag zunichte gemacht, als sie so leise sprach, dass ich sie kaum hören konnte: »Ich weiß, wer ihr seid, und ihr bringt euch in Gefahr, indem ihr hierherkommt. Spart euch die Mühe mit diesem Spielchen, das ihr euch da ausgedacht habt. Und ich weiß, wer noch bei euch ist.«
Sie blickte sich um. »Rozurial, glaubst du wirklich, du könntest dich vor mir verbergen? Ich weiß, dass du hier bist, also zeig dich einfach gleich. Deinen Geruch erkenne ich selbst nach all den Jahren.« Ihre Stimme klang weich, beinahe verletzt, und sie neigte den Kopf auf eine Weise, die in mir den Wunsch weckte, den Schmerz fortzuküssen, der in ihren Worten lag.
Roz trat hinter einer nahen Säule hervor. »Ich wäre nicht hergekommen, wenn wir nicht deine Hilfe brauchten. Sag mir eines - und falls du noch irgendeine Erinnerung an die Ehrenhaftigkeit besitzt, die uns einmal vereinte, dann sag die Wahrheit: Bist du mit dem Räksasa im Bunde?«
Fraale sah uns einen nach dem anderen an. Als ihr Blick meinem begegnete, glaubte ich, ein Glitzern wie von einer Träne in ihren Augen zu sehen. Sie blinzelte. »Bei meiner Ehre und der Ehrenhaftigkeit unserer Ehejahre, ich bin nicht seine Verbündete. Er lenkt mich, ja, aber das ist nicht mein freier Wille.«
»Wie dann?« Roz bedeutete ihr, sich zu setzen, und wir alle nahmen an dem runden Tisch Platz. »Sprich mit uns.«
Sie warf ihm einen gequälten Blick zu und zog den Kopf ein. Als sie sich wieder setzte, schien ihr Glanz einen Moment lang zu verblassen, und ich starrte plötzlich in die viel zu kummervollen Augen einer trauernden Frau.
»Er wird bald kommen. Wenn er mich im Gespräch mit euch ertappt. .«
»Bis dahin sind wir weg«, sagte Menolly. »Bitte, wir brauchen deine Hilfe. Wenn du nicht mit ihm im Bunde bist, dann hör uns zumindest an.«
Fraale überdachte Menollys Bitte. Schließlich seufzte sie und sagte: »Na schön. Was habe ich schon zu verlieren außer meinem Leben?«
»Dazu wird es nicht kommen«, versicherte ihr Roz. »Also, was tust du bei Karvanak?«
»Ich bin ihm versehentlich in die Quere gekommen«, begann Fraale langsam. »Ich habe einen seiner jungen Lieblinge in mein Bett gelockt, und Karvanak ist dahintergekommen.
Er war entsetzlich wütend; der Junge war noch Jungfrau gewesen, und der Dämon hatte
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