Schwestern des Mondes 05 - Katzenkrallen-09.06.13
Obwohl sie mit mir sprach, war ihr Blick fest auf Rozurial geheftet, und mir wurde klar, dass sie ihn immer noch liebte.
»Dann sehen wir lieber zu, dass wir weiterkommen«, sagte Menolly. »Gibt es einen unterirdischen Ausgang, oder... « Sie verstummte und hob die Hand. »Ich rieche jemand Vertrautes.«
»Karvanak?«, fragte ich.
»Nein«, entgegnete sie. »Er riecht wie... «
»Heilige Scheiße!« Ich schrie auf, als sich eine Tür rechts von mir öffnete und ein Vampir mich plötzlich am Arm packte. Er trug ein schlichtes schwarzes T-Shirt und eine Blue-jeans. Er riss mich an sich, und sein Griff war viel zu stark, als dass ich mich hätte losreißen können. Ich wehrte mich, doch er hielt fest. Menolly fauchte und fuhr die Reißzähne aus, als der Vampir die Zähne in meine Schulter grub.
Instinktiv wich ich zurück, und meine Haut zerriss unter seinem kraftvollen Biss, doch der Vampir hatte offenbar nicht damit gerechnet, dass ich mich jetzt noch wehrte, denn er ließ los. Ich taumelte mit blutendem Hals von ihm weg.
Ehe ich mich rühren konnte, stürzte Menolly sich auf ihn, und ein Kampf entbrannte. Sie schleuderte ihn zu Boden, als ein zweiter Vampir den Flur betrat. Dieser sah älter aus, und er verströmte ungeheure Macht. Er fixierte Menolly, und sie erstarrte und erwiderte seinen Blick.
»Du gehörst zum Elwing-Blutclan«, flüsterte sie und umkreiste ihn wachsam.
Mein Verehrer, der kräftig hatte einstecken müssen und meiner Schwester offensichtlich nicht gewachsen war, warf einen einzigen Blick auf die beiden und verdrückte sich zur Treppe. Kluger Junge. Doch als er die unterste Stufe erreichte, kam mir der Gedanke, dass ein Wort von ihm den ganzen Club auf uns hetzen würde. Ich packte Roz am Arm und deutete mit dem Finger zur Treppe.
»Wir müssen ihn aufhalten.« Ich wollte losrennen, aber Roz hielt mich am Handgelenk fest.
»Wenn du blutend da hinaufgehst, bist du schon so gut wie tot. Nein, ich bin dafür, dass wir schleunigst verschwinden. Er wird Alarm schlagen und die Vampire auf uns hetzen und dadurch auch Karvanak auf uns aufmerksam machen.«
Währenddessen stieß der Vampir, der Menolly ebenfalls lauernd umkreiste, ein Fauchen aus. »Erbärmliche Verräterin. Du hast unseren Meister getötet. Du hast dich gegen deine eigene Blutlinie gewandt und den Eid gebrochen. Eher begleite ich dich in die Hölle, als dich lebend entkommen zu lassen.«
Mit einem Satz war er bei ihr. Menolly schaffte es, auszuweichen, und sie trat mit dem Fuß zu, bohrte ihm den Stiletto-Absatz in die Brust und schleuderte ihn rücklings gegen die Wand. Bedauerlicherweise hatte der Absatz nicht sein Herz getroffen.
Er brüllte laut auf und stürzte sich auf sie, und diesmal warf er sie zu Boden. Ich wollte dazwischen gehen und ihr helfen, war aber klug genug, das gar nicht erst zu versuchen.
Sie waren beide in vol er Erregung, die Reißzähne ausgefahren, die Augen blutrot, der Dämon in ihrem Inneren entfesselt. Wenn ich jetzt versuchte, sie auseinanderzuzerren, würden beide mich in Fetzen reißen. Als sie auf dem Boden aufschlugen, erbebte der ganze Flur, und von oben hörte ich aufbrandenden Lärm.
Verzweifelt winkte ich Roz herbei. »Wir müssen weg!«
Roz warf noch einen Blick auf die Treppe und riss dann seinen Staubmantellauf wie ein irrer Exhibitionist. Das Metall an einem halben Dutzend verschiedener Waffen, die an Schlaufen in seinem Mantel hingen, schimmerte in dem trüb erleuchteten Flur. Er holte einen runden Gegenstand hervor und schleuderte ihn neben die kämpfenden Vampire auf den Boden. Sogleich erfüllte der Gestank von Knoblauch den Flur.
Menolly und ihr Angreifer ließen voneinander ab und begannen zu japsen. Roz nutzte die Gelegenheit, Menollys Gegner eine weitere Knoblauchbombe in den offenen Mund zu stopfen, und der Vampir begann zu kreischen, als die Dämpfe in einer weißen Rauchwolke aus ihm hervorschossen. Zach und Roz packten Menolly bei den Unterarmen, und Fraale zeigte auf einen der Flure.
»Hier geht es zu einem Ausgang. Ich kenne den Weg«, sagte sie.
Während wir durch das Labyrinth aus Fluren rannten, sickerte weiterhin Blut aus der Wunde an meinem Hals, und links und rechts von uns öffneten sich Türen. Vampire mit leuchtenden Augen und hungrigen Gesichtern sahen zu, wie wir an ihnen vorbeiflohen.
Ich erhaschte den einen oder anderen Blick ins Innere von Zimmern, auf halb bekleidete Männer und Frauen, hingegossen auf Betten und Diwane. Blut war über eine
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